Von Hansueli auf Mittwoch, 13. September 2023
Kategorie: Nordamerika

Nördlich von Fairbanks und schnell nach Anchorage

Der Wetterbericht schreibt 3 Tage trockenes Wetter voraus. Nichts wie los. Nördlich von Fairbanks gibt es 3 Strassen deren Beschreibung schönes verspricht. Genügend Lebensmittel kaufte ich für eine Woche am Vortag ein.


Die Elliott Hwy führt nach Westen zu Manley Hot Springs. Erst heisst es die mir schon bekannte Strecke 138km nördlich auf der Asphaltstrasse bis zur Abzweigung nach Deadhorse (Dalton Hwy) fahren. Die weiteren 124km nach Westen ist eine gut zu fahrende Schotterstrasse. Schön, das Wetter hielt sich mit einer guten Fernsicht. Über den nördlichen Bergen sah ich eine Wolkenwalze, die nicht näher kam. Gegen Süden ist die Ebene vom Tolovana River der in den Tanana River mündet.


Manlay Hot Springs ist ein kleiner Ort an dem ganzjährig ein paar wenige Menschen leben. Das Roadhouse, nach dem Führer ein spannendes historisches Gebäude aus dem Jahr 1903, war zu, auch am nächsten Tag. Der offizielle Camping (Selbstregistration $10) mit einem sehr alten WC, welches man besser nicht mehr benutzt, ins unattraktiv. Durch den Regen der letzten Tage war der ganze Platz mit vielen grossen Pfützen übersät. Dazu kamen die vielen Mücken. Einen besseren trockener Platz für eine Nacht fand ich auch am Tanana River nicht.

Ein paar Kilometer zurück, an der Eureka Road nach Rampart am Yukon River, soll es nach der App iOverlander einen Platz mit einer schönen Rundsicht haben. So weit weit hinauf fuhr ich nicht. Die Wolken von Norden drückten immer stärker über die Berge. Knapp unter den Wolken fand ich einen waagrechten Platz neben der Strasse zum Übernachten.


Die 3 – nach dem Wetterbericht – trockene Tage waren am nächsten Morgen schon vorbei. Ich stand mit Regen im Nebel. Bei diesem Wetter hatte ich keine Lust auf der aufgeweichten schmalen Strasse weiter zum Yukon River nach Rampart zu fahren.

Umkehren und zurück nach Fox zu Abzweigung zur Steese Hwy nach Circle. Circle liegt nordöstlich von Fairbanks. Vor 130 Jahren meinten die Goldgräber, dass Circle am Polarkreis (Arctic Circle) liegt. Ihre Messmethoden waren nicht so genau, der Polarkreis ist 80km nördlich. Etwa die Hälfte der Strasse ist asphaltiert.


Kurz vor Fox füllte ich an einer Tankstelle mit vielen LKW’s Diesel auf. Ein Zeichen, dass es eine billige Tankstelle ist. Wiedermal konnte ich mit meiner Kreditkarte nicht tanken. Neben dem PIN muss man auch die PLZ eingeben und die muss 5-stellig sein, keine Chance. Im dazugehörigen Laden/Restaurant kann man direkt bezahlen. Man muss einfach genügend Bargeld hinterlegen.


Unterwegs übernachtete ich an einem trockenen Camping der Naturschutzbehörde. Am nächsten Tag war mir das Wetter gnädig, relativ trocken mit einer hohen Wolkendecke. Auf dem Eagle Summit wehte ein kalter Wind. Dieser hielt mich nicht ab, ein paar Schritte in die Höhe zu machen. Tags darauf, auf dem Rückweg, fuhr ich an dieser Stelle durch dichten Nebel, unter 100m Sicht, und Regen.


In Central besuchte ich das kleine Museum. Auch an anderen kleinen Museen sah ich halb verfallene Gerätschaften. Vermutlich fehlt den Freiwilligen der Museen das Geld für den Erhalt und Konservierung.


Zwischen Central und Circle wird die Schotterstrasse schmaler und unübersichtlich. Auch wenn fast kein Verkehr herrscht, die Einheimischen fahren meist mit den erlaubten 50mph (80 km/h) und dann kann es recht eng werden. Zwischen Fox und Circle fährt man durch eine schöne Landschaft, nur Circle selbst ist nichts besonderes. In Circle sprach mich ein österreichischer Jäger an. 3 Wochen macht er Rentier (Karibu) Jagtferien. Das Jagtgebiet ist nur mit dem Flugzeug erreichbar.


Das letzte Ziel meiner ‹Rundreise› Chena Hot Springs. Eine Rundreise im wörtlichen Sinn war es nicht. Ich fuhr jeweils die gleiche Strasse zurück zur Highway 2. Querverbindungen gibt es auf der Karte keine. Und für Experimente fehlen mir genügende Ortskenntnisse.


Chena Hot Springs, rund 100km östlich von Fairbanks, ist ein touristischer Ort mit einem Thermalbad und zugehörigem Restaurant und Hotel. Der Eintritt ins heisse Aussenbad ist nur ab 18 Jahren erlaubt. Man badet züchtig mit Badekleider, die Altersbeschränkung besteht wegen den Mineralien im Wasser. Leider gibt es nur einen Ruhefläche mit Liegestühle draussen. Bei 7°C Lufttemperatur nicht einladend.


Zurück in Fairbanks, nach dem Van waschen, Frischwasser auffüllen und Grauwasser ablassen nutzte ich am nächsten Tag das trockene Wetter für die strengste Arbeit beim VanLife. Nach 4 – 5000km mache ich eine Reifenrochade. Das Reserverad kommt nach hinten Rechts, dieses nach vorne Rechts, usw. So meine Idee, sollten alle Reifen gleichmässig abgenutzt werden. Bei meinem Sprinter werden die Räder mit Bolzen angeschraubt. Ich kenne Fahrzeuge, da sind die Bolzen an der Radnabe befestigt. Da kann man das Rad in die Bolzen einhängen und die Muttern anziehen. Bei mir müssen die 6 Löcher in der Felge genau mit dem Gewinde auf der Radnabe übereinstimmen. Das Ganze alleine ist etwas knifflig und anstrengend.


Pech, gegen Abend setzte die Diesel Standheizung aus. Erst Fehler 13, dann Fehler 29. Noch am Abend kroch ich unter den Van. Befreite die Heizung von einer Schmutzschicht, kontrollierte Steckverbindungen, Dieselpumpe, nichts half. Noch am Abend schrieb ich dem Hersteller, ob sie eine Servicestelle in Alaska haben. Bis zum Hersteller in der Nähe von Portland OR wären es 4000km zu fahren.
Um 6 Uhr am nächsten Morgen, auch bedingt durch die andere Zeitzone, bekam ich Antwort. In Anchorage gibt es einen grossen WoMo Vermieter, der den Service machen kann. Auf der Webseite fand ich keine E-Mail Adresse, so benutzte ich das Kontaktformular für die Serviceanfrage noch vor deren Öffnungszeiten. Knapp 8 Std. fahrt von Fairbanks nach Anchorage meint mein Navi. Ich machte mich auf die Fahrt in der kleinen Hoffnung, dass ich vielleicht noch morgen Freitag einen Termin erhalte. Erst im Verlauf vom Nachmittag bekam ich ein Telefon. All meine Klagen wegen kaltem Wetter nutzten nichts, sie hätten frühestens am Montag Zeit. Die Heizung funktioniert mit Diesel oder Strom von aussen. Frei stehen oder auf einem Naturpark Camping geht nicht, nur kommerzielle Camping haben einen Stromanschluss. Dies schränkt ein.


Auf einem nicht allzu attraktivem Camping in Anchorage fand ich einen Platz bis Montag. Anfang September geht in Alaska die Sommersaison zu Ende, einige Camping schliessen. Der Camping liegt an der Nord-Süd Hauptstrasse durch Anchorage, daneben fliesst der Chester Creek. Im schmalen Wald entlang des Baches leben einige Obdachlose in Zelten.


Am Montag Morgen gab ich den Van an der Servicestelle ab. Wie üblich in den USA, in die Werkstatt darf man nicht, wegen der Versicherung ist die Antwort. Nach 6 Std. warten bekam ich die Antwort, die Heizung laufe wieder. Der Hersteller meine aber, sie sollen ein paar Teile auswechseln. Ich brauche eine zuverlässige Heizung. Auch im Winter will ich in der nördlichen Gegend sein können. Gegen Ende der Woche sollten die Teile angekommen und eingebaut sein. Bin zuversichtlich und verlor meinen Optimismus noch nicht.

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