Von Hansueli auf Mittwoch, 19. Juni 2024
Kategorie: Nordamerika

Utah

In den letzten Wochen lief nicht nur ich immer wieder heiss. Auch ohne direkte Sonneneinstrahlung im klimatisierten Van meldete mein Handy immer wieder zu viel Hitze und begann mehr und mehr Fehler zu produzieren. Ich wollte die guten Einkaufsmöglichkeiten in St. George nutzen und kaufte ein neues Handy. Nach dem Publizieren vom letzten Blog wollte ich das neue Handy in Betrieb nehmen. Bei der Auswahl entging mir, dass nur eine physische SIM-Karte möglich ist. Ich habe eine CH- und eine US-SIM-Karte. Die zweite SIM-Karte für das neue Handy muss eine eSIM sein. Ich habe ein Prepaid-AT&T mit unlimitierten Daten und Hotspot in Nordamerika. Ein Wechsel von einer physischen SIM zu einer eSIM ist am besten in einem der vielen AT&T-Shops möglich, lese ich auf der Webseite. Der Mitarbeiter im Shop benötigte telefonischen Support von der Zentrale. Nach gefühlten ¾ Stunden Support-Telefonat war das Resultat, dass mein neues Handy nicht AT&T eSIM-kompatibel ist. Zurück zur bestehenden physischen SIM war nicht möglich und eine neue konnte der Mitarbeiter am Abend nicht konfigurieren. Sein telefonischer Support hatte Feierabend, ich soll morgen nochmals kommen. Ich fluchte innerlich über meinen Kauf, über mich und überhaupt. Zurück auf dem Campingplatz überlegte ich mir, den Provider zu wechseln. Als ich das neue Handy ohne eingelegte SIM-Karte nochmals einschaltete, fragte mich ein Pop-up, ob ich meine AT&T-Nummer zu einer eSIM konvertieren will. Na klar, kann höchstens schiefgehen. Über das WLAN vom Camping installierte das neue Handy die eSIM und funktioniert seither bestens. Soweit zur Kompatibilität.


Zu Bürozeiten war auf dem Camping die klimatisierte Lobby mit dem schnelleren WLAN offen. 40 °C nachmittags war keine Seltenheit in St. George. Schatten hatte es keinen auf dem Camping. Unerbittlich brannte die Sonne auf den Van.


Nach dem Publizieren des Blogs und dem Einrichten des neuen Handys wollte ich meine verschwitzten Kleider und Bettwäsche waschen und danach zu den Nationalparks von Utah fahren. Starker Durchfall hielt mich auf. Ich blieb fünf Tage länger als geplant auf dem Campingplatz. Das erste Mal war ich froh über die zusätzliche Klimaanlage im Van, denn so konnte ich die Temperatur gegen die 30 °C hinunterbringen. Jedes Fenster musste ich abdecken. Einmal raffte ich mich auf, um ein paar Früchte und Crackers zu kaufen.



Von St. George sah ich nicht viel. An diesem Ort gibt es für mich kaum etwas Spannendes. Die Geschichte der Mormonen, die sich jetzt «The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints» (Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage) nennen, interessiert mich nicht. Von den 3,1 Mio. Einwohnern von Utah sind rund 60 % Mitglied von «The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints» (Mormonen). Auf vielen Autonummern von Utah steht neben der US-Flagge «in GOD we TRUST» (auf Gott vertrauen wir).



Als ich wieder fit war, wusch ich meine verschwitzten Kleider und Bettwäsche. Wenige Kilometer nördlich von St. George ist der Snow Canyon State Park mit einem kleinen Campingplatz. Ohne Reservierung bekam ich einen Platz, sogar mit Stromanschluss für die Klimaanlage. Gegen Abend spazierte ich zum Hidden Pinyon Lookout. Gut, dachte ich an die Wanderschuhe, auch wenn der Weg nur 2,5 km lang war. Zum Teil war der Weg sehr sandig, dann wieder war eine gute griffige Sohle gefragt. Ein Teil des Weges lag schon angenehm im Schatten. Die Duschen auf dem Camping waren speziell. An einer Kette musste man ziehen, damit lauwarmes Wasser kam. Bei den herrschenden Aussentemperaturen war lauwarmes Wasser ausreichend. Die Temperatur liess sich nicht regulieren.



Den Zion Nationalpark habe ich ausgelassen. Er ist vermutlich der bekannteste Nationalpark in Utah. Der Andrang ist so gross, dass man im Sommer nur mit den kostenlosen Shuttlebus in den Canyon hineinfahren kann. In Springdale waren die Parkplätze voll. Ich wollte auf der Hwy 9 durch den Park fahren. Mit der US-Nationalpark-Jahreskarte ist die Benutzung der Strasse frei. Ein vor hundert Jahren gebauter Tunnel ist ein Nadelöhr. Ist ein Fahrzeug zu breit oder hoch, wird der 3 km lange Tunnel für den Gegenverkehr gesperrt. Meine 3,25 m Höhe waren kein Problem. Bis zum Tunnel schlängelt sich die Strasse in Serpentinen den Berg hinauf.



Bryce Canyon war mein nächstes Ziel. An der Parkgrenze übernachtete ich auf National Forest Land. Paar Meter vor meinem gewählten Platz stand ein Reh, das sich von mir beim Fressen nicht stören liess. Zwischen den Bäumen und auf 2400 m Höhe war die Temperatur angenehm.


Auf dem Visitor Center Parkplatz stellte ich am Morgen den Van ab. Mit genügend Wasser im Rucksack marschierte ich zum Sunrise Point. Diese erste Strecke hätte ich auch mit dem Shuttlebus fahren können. Von dort lief ich auf dem Queen’s Garden Trail in den Canyon. Der Canyon ist trockener als der Pfadname suggeriert. In einem Königsinnengarten stelle ich mir die Fauna prächtiger vor. Der Pfad führt am Queen Victoria Felsen vorbei. Durch die enge Schlucht Wall Street windet sich der Weg nach 9 km zum Sunset Point hinauf. Von dort nahm ich dem Shuttlebus zurück zum Visitor Center. Mit dem Van fuhr ich weiter zum Rainbow Point, wo ich eine tolle Aussicht genoss.



Der Kodachrome Basin State Park ist weniger bekannt und ruhiger. Die Gegend wurde 1948 in einem Artikel des National Geographic Magazins wegen der farbigen Felsen Kodachrome Flat genannt. Nach dem Errichten des Nationalparks in den frühen 1960ern willigte Kodak ein, dass die Gegend nach ihrem Farbdiafilm benannt werden darf. Im grellen Sonnenlicht erinnern mich die Farben eher an meine ausgebleichten 50-jährigen Dias. Auf dem zugehörigen Campingplatz konnte ich mir den Platz aussuchen. Auf einem höheren Hotelstandard sind die Duschen.



Ich dachte mir, dass der Campingplatz beim Capitol Reef National Park voll sein würde. In vielen Parks darf man nur auf den offiziellen Campingplätzen übernachten. Freies Übernachten ist nicht erlaubt. Trotzdem fuhr ich bis zum Visitor Center. Ich war noch genügend früh am Nachmittag und wollte die 15 km lange Capitol Reef Scenic Drive hinauffahren. Wie erwartet war der Campingplatz voll und die Capitol Reef Scenic Drive wegen Strassenverbreiterung den ganzen Sommer gesperrt. Auf BLM-Land fand ich einen fast ebenen Platz mit Handyempfang. Im dünn besiedelten Süden von Utah ist der Handyempfang selten.



Am nächsten Morgen fand ich eine Strasse zum Goosenecks Overlook. Nur wenige Kilometer weiter auf der Utah Hwy 24 gibt es an einer hohen Felswand einige Petroglyphen (Felszeichnungen). Die Utah Hwy 12 und 24 und die Hwy I-95 gelten als die schönsten Strassen von Utah. Die Hwy 24 führt kurvenreich dem Fremont River entlang. Nach dem Abzweigen auf die Hwy 95 bei Hanksville ändert sich die Landschaft zu einer gelblich grauen trockenen Ebene mit ein paar markanten Felsen. Beim Näherkommen zum Colorado River wechselt die Landschaft zurück zu den rötlichen Felsen. Eine der seltenen Brücken überquert den Colorado River.



Der Grund für meine südliche Fahrt auf der Hwy 95 ist der Natural Bridges National Park. Ich bekam auf dem zugehörigen kleinen, einfachen Campingplatz für eine Nacht den Platz 13. Umgeben von alten, knorrigen Wacholdersträuchern (für mich sahen sie nach Wacholder aus, ob es wirklich welche sind, weiss ich nicht). Auf knapp 2000 Metern Höhe brauchte ich keinen Stromanschluss für die Klimaanlage. Die Temperatur war angenehm. Im Park kann man drei natürliche Brücken besichtigen. Eine 15 km lange Rundstrasse führt zu den Parkplätzen, von denen aus man zu den Brücken hinab wandern kann. Die steilen, schmalen Pfade werden durch Treppen und drei kurze Leitern unterbrochen. Die Sipapu-Brücke, die zweitgrösste natürliche Brücke der Welt, heisst in der Hopi-Mythologie „das Tor, durch das die Seelen in die spirituelle Welt gelangen”. Die Owachomo-Brücke ist für mich die eleganteste und filigranste.


Beim Visitor Center wurde 1980 das damals grösste experimentelle Solarkraftwerk mit 100 kW der Welt in Betrieb genommen.


Den Arches National Park habe ich ausgelassen, ich hatte genug von verschieden farbigen Felsen. Nördlich von Salt Lake City reservierte ich auf einem neuen Campingplatz für drei Nächte einen Platz. Ich war angenehm überrascht, eine recht grüne Landschaft anzutreffen.

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