Von Hansueli auf Freitag, 04. August 2023
Kategorie: Van

Von Oregon nach Yukon

Im letzten Bericht vergass ich den Sänger und Komponisten Willie Nelson mit Wikipedia zu verlinken. Da merkt ihr, dass ich mich in der Country Music gar nicht auskenne, dabei ist Willie Nelson einer der grossen und vor allem eigenständigsten Musiker dieser Szene.


Ist gut liess ich in Bend den Schutz unter dem Motor, Getriebe und Hinterachse montieren. Davon weiter unten. Auch die verstellbaren Stossdämpfer machen sich gut. Auf Asphaltstrassen fährt der Van nicht mehr so ‹schwammig›, auf Naturstrassen (wenn ich umstelle) viel weicher und mit ca 10% weniger Luft in den Reifen sehr angenehm. Es rumpelt nicht mehr so arg in meinen Schränken. Zwischen den Tellern, Tassen, Gläser habe ich Dämmaterial, trotzdem. Um für Asphalt auf den normalen Druck zu pumpen, hat der Van einen eingebauten Luftkompressor. Zwar klein, es geht eine Weile, aber es geht. Und, mit dem grösseren Dieseltank muss ich seltener an die Tankstelle.


Erst wollte ich von Bend aus in den Osten von Oregon auf der Leslie Gulch Road zum Owyhee River fahren. Wegen den angekündigten 42° C in der baumlosen Wüstengegend verzichtete ich darauf. Dies ist ein Gebiet für den Frühling oder Herbst. Als Alternative fuhr ich in das Deschutes River Tal (Upper Deschutes Access Road). Beim abendlichen Spazieren mit angenehmeren Temperaturen stand ich fast auf eine ca 1.5m lange Schlange. Keine Ahnung was für eine. Wir einigten uns, sie kriecht in ihre Richtung und ich gehe in die andere Richtung.


In Redmond bei Seattle holte ich den Umbausatz für den Wechsel von meinem eingebauten Chemie-WC zu einem Trenn-WC ab. Der deutsche Hersteller deponiere es bei einem kürzlichen Besuch bei einem Freund. So bin ich sein erster Kunde in den USA. Wie das ganze ohne Wasser und Chemie mit ab und zu Katzenstreu funktioniert könnt ihr hier nachlesen.


Von Seattle nach Bellingham ist es nicht mehr weit. Als wir mit dem Boot in Bellingham waren, lernten wir Andreas und Beate kennen. Vor 2 Jahren durften wir bei Beate wohnen, als die Dada Tux an Land stand. Andreas schaute gut zur Dada Tux während unsere Abwesenheit. Es war schön, beide Freunde wieder zu treffen. Vor Beate’s Haus durfte ich im Van übernachten. Bellingham ist eine offene Stadt mit einem reichen sommerlichen Kulturleben. Den Umbau vom WC wollte ich nicht vor ihrem Haus machen. Vor der kanadischen Grenze übernachtete ich auf einem Camping und baute dort das WC um. Bis jetzt bin ich damit zufrieden, noch habe ich keine lange Erfahrung mit diesem WC, .


Der kanadische Zöllner wunderte sich. Ein Schweizer ohne Wohnsitz in den USA mit einem US Nummernschild am eigenen Van. Meine Erklärung und die Fahrzeugpapiere überzeugten ihn, das alles OK ist. Nach den üblichen Fragen (Waffen, Drogen, Tiere, …) und wie lange ich in Kanada bleiben will, durfte ich weiter.


Hinein nach Vancouver wollte ich nicht, hatte keine Lust auf Grossstadt. Bei meinem ersten Einkauf kurz nach der Grenze dachte ich, huch ist das teuer. Ich musste mich erst an den kanadischen Dollar gewöhnen (1 Fr = 1.53 CA$ = 1.15 US$). Mit dem Umrechnen war es dann nicht mehr wesentlich teurer als in den USA.


Mein erster Übernachtungsplatz war bei einem Walmart in Squamish. Spät am Abend parkierte ein junger Australier neben mit. Er verbessert sein Reisegeld als Koch in der Nähe. Am Morgen war ein Reifen von seinem alten Van platt. Verzweifelt fragte er, ob ich was zum Pumpen habe. Er staunte, als ich den Luftschlauch auspackte und am Kompressor anschloss. Gleich neben seiner Arbeitsstelle habe es einen Reifenhändler, die 3 Min bis dorthin sollte die Luft reichen. Er fing einen Nagel ein.


2010 wurde in Whistler ein Teil der Winterolympiade ausgetragen. Der Ort ist das grösste kanadische Skigebiet mit entsprechend vielen Bergbahnen. Mit einer Bahn geht’s auf 1900m hinauf, eine andere überquert ein Seitental. Eine 3. bringt mich zurück ins Tal. Zwischen durch wanderte 10km auf der Höhe. Je weiter von der Bergbahn weg, desto jünger wurden die Leute die mir begegneten.


Zu Goldgräberzeiten vor über 150 Jahren war Bakerville eine der grössten Orte an der Westküste. Jetzt ist der Ort ein Freiluftmuseum. Kurz vor dem Ort traf ich auf einem Parkplatz Anita und Peter mit ihrem WoMo. Als ich sie auf Schweizerdeutsch ansprach staunten sie. Sie sind in der entgegen gesetzten Richtung unterwegs. Gaben mir noch paar Tipps, z.B. eine andere Camping App auf der mehr Infos sind als auf iOverlander.


An regnerische 13° C war ich mich nicht mehr gewohnt. Beim Bakerville Besuch musste ich zurück zum Van und mich wärmer anziehen. Das Wetter hielt mich nicht davon ab die Gold Rush Back Road zu fahren. Trotz der schlechten Sicht, oberhalb von 1300m fuhr ich im Nebel, waren diese 130km gute Naturstrasse die Reise wert. Bei einem Fotohalt sah ich auf der Strasse eine gut erhaltene Bärenspur. Der Bär selber zeigte sich leider nicht.


Seit 1972 ist die Cassair Hwy für den privaten Verkehr offen. Eine touristisch beliebte Strecke nordwärts zur Alaska Hwy. Am südlichen Punkt der Strecke liegt Gitanyow Historic Village mit einer der grössten und ältesten Totempfahl Sammlung. Kurz vorher in Kitwanga übernachtete ich auf einem kleinen Camping. Am späten Abend kam ein junges Paar mit dem Velo an. Wegen ihrem minimalistischem Gepäck, sie schliefen im Schlafsack der in einer regenfesten Hülle steckte, dachte ich, dass sie nicht sehr lange unterwegs sind. Weit gefehlt. Sie starteten in Fairbanks (Alaska) und fahren nach Montana. Kitwanga liege etwa auf ihrer halber Strecke.


Schön blöd schräg dumm, kann ich nur schreiben. Mich nervt es immer, wenn Autos hinter mir drängeln und sehr sehr nahe aufschliessen. Dieses Nerven schaffe ich jetzt definitiv ab. Ich fuhr die erlaubten 90km/h, sah einen Waldweg abzweigen, stellte den Blinker, um die hinter mir vorbei zu lassen. Und bremste leider zu langsam. Beim Weiterfahren schaute ich zu wenig und realisierte nicht wie nahe am Strassengraben ich stehe. Ganz schnell war alles viel zu spät, ich rutschte seitwärts in den Strassengraben. Dass ich ohne fremde Hilfe nicht mehr raus komme, war mit schnell klar. Ich hoffte nur, dass der Van nicht weiter rutscht und umkippt. Beim Rutschen hörte kein verdächtiges Geräusch, dies beruhigte mich ein wenig. In dieser fast Menschen leeren Gegend gibt es kein Handy Netz. Das erste vorbeikommende Auto hielt an. Der Fahrer sah nach lokalem Bauarbeiter aus, fragte ob er paar km weiter ein Abschleppdienst anrufen soll. Ja bitte, ich bin froh, war meine Antwort. Etwa 2/3 der Vorbeifahrenden, vom Motorrad bis LKW, stoppten und fragten. Meine immer gleiche Antwort, danke fürs Nachfragen, mir ist nichts passiert und Hilfe sollte kommen. Viel später stoppte ein Mann vom Strassenunterhalt. Er fragte genauer und fand, in der Nähe gebe es nur einer der mich raus ziehen kann. Er fahre zu seinem Büro und frage dort nach. Nach insgesammt 3 Std. warten kam er zurück. Der Abschleppdienst bekam keine Meldung und ich solle doch mit ihm ins Büro zu telefonieren kommen. Bis zu seinem Büro waren es einige km, für die Gegend aber kurz. Nach dem Durchgeben meiner Kreditkarten Nummer sagten sie, dass der Abschlepp-LKW zuerst repariert werden muss, Morgen werden sie kommen.


In der Baracke von Unterhaltsdienst bekam ich ein Zimmer. Erst fuhren wir nochmals zum Van. Auf der Küchenseite konnte ich die Schränke öffnen, so nahm ich was kleines zu essen mit. Die andere Seite wagte ich in dieser Schräglage nicht zu öffnen. Alles wäre herausgeflogen. So hatte ich weder Waschsachen noch E-Book Reader und Handy Ladegerät dabei. Ich schlief schlecht. Die Baracke hatte über Starlink Internet. Konnte es nicht gross benutzen, mein Handy Akku hatte nicht mehr viele %


Am nächsten Mittag holte mich der Abschleppdienst ab. Beim ganz langsamen Herausziehen wurde es mit ganz bange. Für mich war es nahe an umkippen. Als er wieder gerade auf der Strasse stand, fiel mir der berühmte grosse Stein vom Herz. Ob der Van das Ganze ohne den zusätzlichen Unterbodenschutz Schadenfrei überstanden hätte, bin ich mit nicht sicher. Ein kurzer Test, alles läuft, keine Vibrationen beim Fahren.

Ich solle ihm bis zum Büro nach fahren Er fahre nicht schnell mit dem LKW. Nicht schnell hiess für ihn bei den erlaubten 90 Minimum 100 km/h. Beim Alter vom LKW vermutlich Bleifuss. Zum Büro waren es 130km, nicht so weit für diese Gegend. 630 CA$ (412 Fr) kostete mich meine Idiotie. Ohne das Trinkgeld für den Fahrer, der erstaunt war, dass ich ihm was gebe. Wenigstens machte der Regen beim Bergen eine Pause.


70km weiter übernachtete ich an einem ruhigen Ort und schlief viel besser als die Nacht zu vor. Auch das nördliche Stück der Cassair Hwy ist landschaftlich schön. Einen kleinen Abstecher zum Boya Lake lohnte sich. Wäre auch schön dort zu übernachten, nur wollte ich weiter nach Watson Lake. Dort hat es Handy Netz, wenn auch langsam. So konnte ich meinen Lieben berichten, dass alles OK ist.


Im Signpost Forest mit 100000 Schilder hinterlassen Reisende aus fast der ganzen Welt Schilder. Dicht gedrängt hängen sie an Pfähle. Mich wunderte, was Leute alles mitschleppen. Viele gelbe deutsche Ortstafeln und Schweizer Wanderwegschilder sieht man. Zwischen durch entdeckte ich liebevoll selbstgemachte Schilder.

Kommentare hinterlassen