Von Helen auf Montag, 21. Juni 2021
Kategorie: Dominikanische Republik

Auf Umwegen zurück zur Dada Tux

Seit Mitte Oktober 2020 (Helen) und seit Mitte Dezember 2020 (Hansueli) sind wir in unserer von Freunden gemieteten kleinen möbilierten Einliegerwohnung in Uitikon Waldegg. Schön gelegen, hell mit Garten rundum, am Hausberg Zürichs, dem Uetliberg, mit Postauto oder der Uetlibergbahn in gut 10 Minuten mitten in der Stadt. Wir haben nichts zu klagen sind Mitte April 2 x geimpft. Nur wir können vom Schengen Raum nicht direkt in die USA zurück.

Gegen Ende Mai verbringen wir einige Tage in Deutschland mit unserer Familie die wir seit 2 Jahren nicht mehr gesehen haben und besuchen unsere Freundin Moni. Wir entscheiden uns über ein Drittland in die USA zu reisen und fliegen am 7. Juni 2021 mit Iberia über Madrid in die Dominikanische Republik nach Santo Domingo. Im Gepäck ist alles dabei für die Dada Tux, ein Reiseführer der DR und zusätzliche leichte Kleidung. In Boca Chica, in der Nähe vom Flughafen Santo Domingo buchen wir für 15 Nächte ein Hotel mit Frühstück. So wird es möglich sein am 22. Juni in die USA zu fliegen.


Im nach hinein würden wir nur 2-3 Nächte bei der Ankunft und bei der Abreise am selben Ort bleiben; ansonsten mit einem Mietauto das Land erkunden. Das Land ist ein Naturparadies, kulturell interessant, kulinarisch vielseitig, bekannt für guten Rum, weltweit grösster Zigarettenexporteur, führend im Anbau von organischem Kakao, Gold- Bernstein- und Larimarabbau (nur in der Dom. Rep.) ein Paradies für Strandurlauber und Wassersportler von surfen über Riverrafting, Canyoning…..Golf- und Baseballsport gehören mit dazu. Nicht zu vergessen ist die Musik. Bachata und Merengue sind hier «geboren».



Wir mieten (trotzdem) ein Auto erkunden vorerst in Tagesetappen dieses ausserordentliche vielseitige und «reiche» Land. 4 Tage am Stück sind wir am Schluss unterwegs. Zu erwähnen ist, dass die Fahrweise der Dominikaner*innen gewohnheitsbedürftig ist. Der Fahrstil ist hektisch, aggressiv. Regeln scheint es in der Praxis keine zu geben. Mir machen vor allem unzähligen Motorräder die «aus allen Löchern» hervor schnellen Mühe. Bis zu 5 Personen sitzen, die wenigsten behelmt, auf diesen Motos. Die Frauen sitzen oft im «Reitsitz» dazu mit dem ganzen Wocheneinkauf oder «was auch immer» beladen.


Was uns auffällt ist, dass die Menschen nicht die von uns vorgestellte Fröhlichkeit an den Tag legen, sondern oft «ernst» und auf den ersten Blick gar nicht so «freundlich» sind. Sucht man jedoch den Kontakt kommt ein anderer Mensch hervor. Des weiteren habe ich während unseres Aufenthaltes nie irgendwelche traditionelle Kleider gesehen.
Während unseren «Ferien» gilt wegen der Pandemie eine nächtliche Ausgangssperre, wochentags von 21.00 bis 05.00, am Wochenende von von 18.00 bis 05.00. Ansonsten gelten die bekannten Hygienemassnahmen, welche nicht überall gleich eingehalten werden.




Boca Chico ist ein «Naherholungsgebiet» von Santo Domingo. Der Süden ist weniger touristisch, der Norden bietet mit seinen Hotelkomplexen, traumhaft schönen Sandstränden, einige sind bekannt für ihre optimalen Surfeigenschaften, viel für Strandurlauber*innen.



Die ersten zwei Tage gehen wir ruhig an (Zeitunterschied 6 h plus klimatische Anpassung), flanieren etwas am Strand, machen die ersten (unerfreulichen) Erfahrungen bei einem Strandrestaurant.



Mit dem Schnellbus fahren wir nach Santo Domingo, besuchen das Zentrum mit seinen kolonialen Bauten, die sehenswerte Basilika, die kleinen quirligen Gassen. Die Rückfahrt mit dem Schnellbus kompliziert sich. Wir warten, gemäss Auskunft, am «richtigen» Ort (Haltestellen gibt es nicht) nur fährt kein Schnellbus nach Boca Chica vorbei. 3 ebenfalls wartende Dominikanerinnen «verschwinden» zu Fuss eine andere mit Kind setzt sich auf ein Moto. Nach gefühlten Stunden kommt ein leerer Bus ruft aus Boca Chica. Wir hocherfreut springen auf. Dieser jedoch bringt uns auf einen Busbahnhof wo wir umsteigen, eine gute weitere halbe Stunde warten. Dann jedoch geht es los und vor der Ausgangssperre erreichen wir unser Hotel.
Unser erster Autotag für uns in den Osten und Südosten, zuerst der Küste entlang später über die quirlige Stadt, San Pedro de Macorìs. Hier reichte das Geld gerade für die Restaurierung der Kathedrale, für die kolonialen Bauten nicht mehr. Die Stadt liegt an der Higuamo – Mündung. Bekannt war sie früher durch seine Zuckerindustrie, durch die Landung des ehemals grössten Wasserflugzeuges und sich daraus der Wasserflughafen der USA entwickelte. Sportlich macht sich die Stadt heute noch einen Namen mit seinen Baseballspielern. Einige davon spielen in den USA. Eine schmale kurvige Strasse führt uns über Hato Mayor nach Sabana de la Mar. Wir überqueren die Cordillera Oriental und haben einen herrlichen Weitblick in die Landschaft. Es gibt verschiedene Ausflüge zu Höhlen, z.B. Fun Fun, in dieser Gegend, mit Führern, Pferden, dann abseilen über 18 Meter und Schwimmmöglichkeiten in den Canyons. Dieses interessante Programm lassen wir aus zeitlichen und… Gründen aus.




Bei Sabana de la Mar erstreckt sich einer der Nationalparks ebenfalls mit Höhlen und einer reichen Vogelwelt. Der Rückweg führt uns der Nordostküste entlang. Playa Esmeralda, Playa el Cortecito, Punta Cana sind nur einige erwähnenswerte Stationen. Zurück über Higüey, einer Gegend mit grossflächigen Zuckerrohranbau fahren wir durch üppiges Grün zurück.
Gefordert werden wir anderntags nach einer wunderschönen Fahrt nach Monte Plata, zu dem Wasserfall Salto de Socoa, wo wir ein erfrischendes Bad nehmen und mit Einheimischen in Kontakt kommen. Kurz nach Monte Plata leuchtet die Alarmlampe auf mit dem Vermerk «defekte Reifen». Sofort stoppen wir, die Reifen sind nicht defekt der Motor startet jedoch nicht mehr. Wir sind mitten in der Pampa. Ein Hin und Her mit dem Auto-Vermieter, schliesslich sieht Hansueli, dass der Keilriemen gerissen ist, also kein Weiterkommen möglich. Wir erwarten in ca. 2 Stunden Hilfe in Form eines Ersatzwagens. Auf einem Motorrad jagen zwei Polizisten vorbei, machen jedoch kehrt um uns über unseren Stopp auszufragen. Das sei viel zu gefährlich mit einem auf den ersten Blick intakten Auto uns als Touristen alleine hier stehen zu lassen. Sie «bewachen» uns zu unserem Schutz bis das Ersatzauto kommt. So ergibt sich eine nette Konversation. Wir erfahren etwas von ihrem Leben, ihren Wünschen, Träumen, ihren wenigen Möglichkeiten. Sie sind 22 und 27 Jahre jung, einer mit zwei Kindern.



Mit Hanspeter, einem Schweizer, der im selben Hotel logiert, führt der Weg an der Südküste entlang zum Parque Nacional del Este mit der Boca de Yuma, einem ruhigen Fischerdorf mit lauschigen Restaurants. Der Fischerort ist Treffpunkt von Hochseefischern und Sportanglern. Es werden internationale Wettbewerbe ausgetragen. Mit einem Boot lassen wir uns den Yuma Fluss hinauffahren, zu einer Höhle wo von dort aus im 16. Jahrhundert Schiffe geentert wurden. Viele Geier, weisse kleine Störche und andere Vogelarten sitzen und fliegen auf und um das üppige Grün. Durch das östliche Zentralgebiet fahren wir auf kleinen Nebenstrassen zurück. Eine erweist sich mit immer schmäler, mit unzähligen Löchern, groben Steinen, kleinen Brücken losen Bächen, Steilhängen, doch als etwas schwierig. Wir kehren um und durchgeschüttelt erreichen wir kurz vor dem aufkommenden Gewitter eine fast «normale» Strasse die uns zurück zum Hotel führt.



In den östlichen Teil es Zentralgebietes bringt uns der nächste Tag. Der Hatillo – Stausee ist der grösste Süsswassersee der Karibik. Er dient vorwiegend zur Bewässerung von Reisfeldern, ist fischreich und ein Lebensraum vieler Wasser- und Zugvögel. Das hügelige und mit üppig wuchernder Vegetation verbirgt einige verlassene Minen. 2012 wird die Mine Pueblo Viejo (Tagbau) wieder in Betrieb genommen und die Mine soll weltweit wieder Nummer 1 werden. Milliarden werden investiert (vorwiegend aus Kanada), dennoch wird weiterhin Zyankali zur Gewinnung verwendet.



Wir riskieren eine Durchfahrt durch Santo Domingo und fahren Richtung Südwesten. Im sehr stockenden, immer hektisch wirkenden, Kolonnenverkehr kriechen wir durch die Hauptstadt, besuchen Banì, eine hübsche Stadt mit bunten Holzhäusern und einigen Kolonialbauten. Sie wird Stadt der Dichter genannt. Die bis anhin so üppige Vegetation wird karger und karger. Bei windigem Wetter (von uns Langfahrtseglern geschätzte 7 Bft) gelangen wir zur Landzunge Las Salinas. Weisse Sandberge erweisen sich als Salz, die Sanddünen erreichen eine Höhe von bis zu 35 Metern. Ein weiterer Abstecher ins Landesinnere führt uns über San José de Ocoa nach Constanza. San José de Ocoa wurde erst 1805 auf einer Höhe von 412 m gegründet. Ein aus England stammender Priester (1928-2007) setzte sich sehr für dieses Dorf ein. Es gibt Gymnasien und Fachhochschulen, asphaltierte Strassen, Kliniken, einen Staudamm und ein Bewässerungssystem. Eine von ihm gegründete Organisation arbeitete mit mehr als 20000 Volontären (mehrheitlich aus Kanada). Viel später erhielt er jedoch Fördermittel aus kanadischen, deutschen Organisationen. Die Nacht verbringen wir in einem erst 1 Jahre alten Hostal (unsere erste Priorität ist wegen der Pandemie geschlossen). Die Suche nach einem Nachtessen gestaltet sich schwierig. Restaurants dürfen nur bis 18.00 servieren. An einer lärmigen Strassenecke finden wir ein einfaches Restaurant betrieben von mindestens 5 Frauen verschiedenen Alters. Aus einen Buffet wählen wir verschiedenes aus: Mangù (zerdrückte Banane, ähnlich wie Kartoffelstock), Yuca gemischt mit Kartoffeln, gekochte ganze Bananen, Käse und Zwiebelringen; dazu einen von einer der Frauen (war wichtig uns dies zu sagen) eine Art gemischten Salat.



Auf einer kurvenreichen Fahrt, vorbei an kleinen Dörfern mit unwegsamen Pisten klettern wir auf eine Höhe von 2400 Metern. Vier kleine neben einander errichtete Pyramiden sind der geografische Mittelpunkt der Dom Rep. Vor uns fährt ein Konvoi von 5 Pickups plus Motorrad. Von Zeit zu Zeit wird angehalten, ein Filmteam bewacht von etwa 8 Polizisten steigt aus, filmt und interviewt jeweils Einheimische. Ein Vorbeikommen ist unmöglich. Beim ersten Halt warten wir beim zweiten fragen wir höflich ob es eine Möglichkeit gibt an ihnen vorbei fahren zu dürfen. Kein Problem – und so fahren wir in cm Breite von Autos auf der einen Seite und Abgrund auf der anderen vorbei (Hansueli`s ausgezeichneten Fahrkünsten sei es gedankt). Der Film wird eine Dokumentation über die Gegend ausgestrahlt im lokalen Fernseher. Auch wir werden gefilmt und interviewt. Constanza die höchstgelegene Stadt in der Karibik (1164 Meter) ist eine Gemüse- und Früchtekammer. In vorwiegend rötlicher Erde, zum Teil an steilen Hängen, grünt und blüht es. Durch verschiedene Hochebenen fahren wir auf «Landstrassen» Richtung La Cumbre wo wir eine Bernsteinmine, sowie eine Kaffee und Kakaoplantage besuchen. In bis zu 3000 Meter Tiefe wird abgebaut, teilweise wird Sauerstoff mit einem Schlauch angetrieben durch einem Generator hinunter gepumpt. Die Minenarbeiter kriechen auf allen Vieren durch die Gänge, sie sind jung (jedoch keine Kinder).



Wenig später erreichen wir die Nord- Nordwestküste von wo es östlich geht. Es ist die Gegend mit den schönsten Stränden, dem Surfparadies, die tourististe Gegend. Viele Haiitianer*innen finden hier Arbeit, oft auch als Prosituierte. San Juan del Rio, unser Ziel, liegt etwas abseits des Touristenstroms und wir finden im Hotel Baja Blanca einen wunderschönen Ort direkt am Meer, ruhig, zu beiden Seiten Sandstrände besucht von meistens Einheimischen. Wir haben Glück; das Hotel hat erst seit ein paar Tagen, nach einer über ein jährigen Pandemiepause wieder offen. Wir gehören mit zu den Ersten die sie wieder begrüssen. Zur Besichtigung der wunderschönen Karibikstrände halten wir an der Playa Cabrera. Dabei stossen wir auf Elia und seinen älteren Begleiter welche am öffentlichen Strand Kokosnüsse zum Verkauf von den Palmen holen. Auch hier kommen wir ins Gespräch, nett, freundlich, eine schöne Begegnung mit Einheimischen. Durch das Landesinnere des Nordostens fahren wir auf vorwiegend Makadamstrassen (ein dreischichtig verdichteter Strassenbaubelag) durch ein grosses Reisanbaugebiet. Die giftgrüne Farbe der Reispflanzen sticht aus dem übrigen üppigen Grün heraus. Gebeugte farbige Rücken ragen aus den Feldern heraus, jedoch auch Ochsen die pflügen und/oder Traktoren mit einem Zusatzrad zerfurchen die Erde. Die Reisfelder sind unterschiedlich bewässert. Nochmals eine Durchfahrt durch einen Nationalpark im Landesinnern und dann eine Autobahnfahrt, welche uns zurück nach Boca Chica führt.



Nach der Rückgabe des Autos kümmern wir uns um die Ausreise- resp. Einreisebestimmungen für die Dom. Rep. sowie für die USA. Das Hotel druckt uns die nötigen Papiere, welche nicht elektronisch gezeigt werden können, aus, organisiert uns über ein Labor einen Termin (im Hotel) für den Antigentest welchen wir für die Fluggesellschaft brauchen.



Das Wochenende in Boca Chica ist voller Leben. Alt und Jung zieht es ans Meer. So flanieren wir ebenfalls (mit Masken) dem Strand entlang, freuen uns dem Treiben der Leute zusehen zu dürfen. Überall wird gegessen, Strassenverkäufer*innen bieten diverses feil. Von jedem Strandrestaurant ertönt ein anderer (lauter) Karibikrhythmus.



Das Taxi ist für den 22.6. um 02:45 bestellt, der Flug geht um 05:00 von Santo Domingo nach Boston, von dort nach Seattle, mit dem letzten Flughafenbus nach Bellingham wo uns Andreas abholt und zur Dada Tux bringt.

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