La Palma ist unsere fünfte besuchte Insel auf den Kanaren. Sie ist die nordwestlichst gelegene Insel und wird auch die Hübsche oder die Grüne genannt.
Von Santa Cruz de Tenerife nach Tazacorte de la La Palma sind es über die Nordroute ca 140 sm. Die Windprognose verspricht im Norden der beiden Inseln etwas konstanteren Wind als zwischen dem Westen der Insel La Gomera und La Palma ostseitig hindurch um vom Süden her unserem Zielhafen an zu laufen. Also entscheiden wir uns für die leicht längere Variante.
Wir rechnen mit etwa 24 Stunden Fahrt und lassen gegen Mittag „Leinen los“ um bei Tageslicht an zu kommen. Zuerst in nördlicher Richtung geht es gegen Wind, Wellen und vermutlich auch Strom und wir kommen nur langsam und mit einem tüchtigen „Geschaukel“ voran. Nach acht Wochen in Santa Cruz de Tenerife müssen wir uns zuerst wieder an die anderen Bedingungen gewöhnen.
Gegen 80 sm können wir jedoch mit guten Winden gegen Westen segeln. Dass uns dabei Delphine begleiten ist umso schöner. Bei der Nordwestecke von La Palma nimmt der Wind stark zu, es zerreisst uns die erste Reffleine (die hintere Refföse ist etwas zu scharf. Hansueli hat schon einmal versucht dies mit einer Feile anzugehen) und wir setzen Reff zwei ins Grosssegel. Kaum gesetzt stellt der Wind im wahrsten Sinne des Wortes wie bei einem Schalter ab, das Meer ist glatt und wir können nicht mehr segeln.
Was wir bisher in den Büchern und von SeglerInnen in diesen Gebieten gelesen, resp. gesagt bekamen, erfahren wir nun direkt. Es gibt extrem starke und rasche Schwankungen der Windstärke und –richtung auf den kanarischen Inseln, was das Segeln zwar heraus fordernd macht, jedoch als Segelrevier nicht besonders angenehm und attraktiv ist. Im Yachthafen Tazacorte stellen wir fest, dass unsere Positionslampe links, d.h. das rote LED-Licht vorne am Bug, hat den Geist aufgegeben. Es liegt vermutlich am Kabel und nicht an der Lampe. So gibt es wieder etwas Arbeit im Beschaffen des nötigen Materials. Leider bleiben solche Aufgaben grösstenteils an Hansueli hängen.
Mit den Leuten und Kindern auf einem Boot mit Schweizerflagge und einem Österreicherboot am selben Steg finden bald angenehme Kontakte statt.
Die Insel La Palma hat auf einer kleinen Grundfläche von etwas über 700 km² alpine Gebirge, Vulkane, Steilküsten, Schluchten, Lavawüsten und Wälder. Der letzte Vulkanausbruch im Süden ist datiert von 1971, er raucht aktuell „nur“ noch heisse Luft aus.
Sandstrände gibt es wenige und wenn, dann sind sie aus schwarzem Lavasand, mir gefallen sie gut. Aus Erfahrung verbrennt man/frau eher die Füsse bei schwarzem als bei „sandfarbenem“ Sand. Ansonsten ist La Palma eine Wanderinseln, bergauf, bergab, kleine Strecken mit Luftlinie, anstrengend und weit als Fussmarsch, jedoch sehr gut für unsere Seglerbeine.
Es gibt Bananenplantagen soweit das Auge reicht. Damit die Monokultur etwas durchbrochen wird, werden vermehrt Avocados angepflanzt.
Auf der Nordwestseite von La Palma geht es während unserem Aufenthalt sehr sportlich zu und her. Mehrere Bergläufe mit internationaler Beteiligung stehen an. Ein Vertikallauf verläuft über ca. 8 km mit „saftigen“ Höhenmetern; dazu kommen ein Bergmarathon und ein Ultramarathon von 72 km. Gegen die 2000 LäuferInnen starten bei diesen Läufen. Es ist ein Grossanlass, eine Bühne wird aufgebaut, gefilmt, interviewt. Der ganze Anlass wird begleitet von lauter Musik, schlecht eingestelltem Mikrofon, jedoch von vielen begeisterten ZuschauerInnen, teilweise auch von uns.
Los Llanos de Aridane heisst der nächste grössere Ort an der Westseite der Insel gelegen. Es hat mehr Einwohner als in der Hauptstadt Santa Cruz de la Palma und gilt als die heimliche Hauptstadt von La Palma. In einer 15 minütigen Busfahrt gelangen wir in dieses hübsche Städtchen, vorbei an unzähligen Bananenplantagen. Im Zentrum findet eine Demonstration von einer Gruppe ausgenutzter, illegaler ArbeiterInnen statt, welche sich für ihre Rechte einsetzen. Die Bewegung, welche auch an anderen Orten stattfindet heisst: todos somos Rosy.
Eine herzliche Geste erleben wir beim Anschauen einer Mühle, wo auch verschiedene Mehlsorten gekauft werden können. Wir erhalten gratis ein Kilo feinstes Weizengofiomehl (geröstet, eine Spezialität der Kanaren), einfach weil wir uns interessieren und ein paar Worte austauschen. Hansueli bäckt davon einen leckeren Süsskartoffelkuchen.
Nach Puntagorda, im Nordwesten der Insel gelegen, gelangen wir nach einer einstündigen kurvenreichen Berg- und Tal- Busfahrt. Ein idyllischer, ruhiger Ort mit anscheinend dem „besten“ Klima auf der ganzen Insel; im Sommer nicht zu heiss und im Winter nicht so kalt und feucht wie im Norden. In der Tat treffen wir auf eine Farbenpracht der verschiedensten Gräser, Blumen, Sträucher, Bäume.
Es ist eine Augenweide. Vor allem am Mohn, einer meiner Lieblingsblumen, kann ich mich nicht satt sehen. In Puntogordo gibt es ihn nebst rot, auch in weiss, orange, gelb, lila. Wir besuchen den jeweils am Samstag und Sonntag stattfindenden Markt mit lokalen Gemüsen und Früchten, daneben bieten vorwiegend Deutsche ihre Produkte aus Leder, angeschwemmtem Holz, Schmuck an.
Santa Cruz de la Palma ist die Hauptstadt und liegt an der Ostküste. Mit dem Bus fahren wir quer durch die Insel. Santa Cruz heissen hier auf den Kanaren einige Orte. Um sicher zu gehen von welchem Santa Cruz die Rede ist setzt man/frau jeweils den Namen der Insel dazu. Santa Cruz de la Palma, eine der besterhaltenen Städte im Archipel, nimmt jeden mit ihrem Charme gefangen: Wir finden hier historische Gebäude, steingepflasterte Gassen, winklige Treppen und stimmungsvolle Plazas. In einem Seglerladen ergattern wir die letzten 21 Meter (20 benötigen wir) neue Reffleine.
Wie bisher auf jeder Insel, mieten wir ebenfalls auf La Palma für ein paar Tage ein Auto und erkunden die Insel. Der Südwesten ist nicht nur geografisch, sondern auch klimatisch das genaue Gegenstück zum Nordosten.
Durch die Wetterscheide der Cumbres vom Passat nur selten erreicht, bekommt dieser Landstrich am wenigsten Feuchtigkeit - wir befinden uns in der trockensten und wärmsten Zone der Insel.
Ein grosser Waldbrand von 2009 hinterlässt seine Spuren an den Pinienwäldern und der jüngste Vulkan entstand erst im 1972. Ganz im Süden befindet sich die einzige noch aktive Saline. In den Wintermonaten, während den Unterhaltsarbeiten der Saline, bietet sie den Zugvögeln ein Treffpunkt und Erholungsort.
Wir wandern, wir besuchen viele verschiedene interessante Orte am Meer und im Inselinnern und geniessen es die Möglichkeit zu haben, dies alles erleben zu dürfen. Bilder „sprechen“ auch.
So als kleine Episode von Notwendigkeiten wäre da Haare schneiden. Ja, diese wachsen auf dem Segelboot ebenfalls und werden durch das Salzwasser, Sonne und Wind zusätzlich strapaziert. So ist zur Zeit für beide von uns ein Haarschnitt nötig.
Wir entscheiden uns eine „peluqueria“ auf zu suchen. Bis wir uns in einen Salon trauen, schauen wir zuerst in die diverse Schaufenster. „prüfen“ ob die Leute „sauber“ sind, ebenso die Haarbürsten und wie für uns der allgemeine Eindruck ist.
Dann wagen wir uns mutig ins Innere und lassen uns „erneuern“. Die Haare werden in der Regel einfach alle gleich lang/kurz geschnitten. Hansueli`s sieht mit seinem neuen Haarschnitt laut verschiedenen Meinungen aus wie ein „Intellektueller“, für mich hat er eine Art „Clown Dimitri“ Frisur, nur, dass die Haare farblich unterschiedlich sind, ebenso wie die Dichte.
Meine sind einfach um einiges kürzer geworden; dadurch dass ich sie zusammen nehmen kann ist der Unterschied nicht so gross. Nur färben wollten sie meine grauen Haare! Alles in allem: wir fühlen uns wieder wohler in unserer „Kopfhaut“.
Seit einem Jahr sind wir nun unterwegs, von den Niederlanden, Friesische Inseln, Helgoland, Dänemark bis kurz vor Bergen in Norwegen, dann zurück nochmals nach Makkum und Schlag für Schlag südwärts, überqueren der Biskaya, Spanien, Portugal und hinüber zu den Kanaren. Fünf Inseln sind wir bis jetzt angelaufen, zwei „fehlen“ uns noch, El Hierro und Gomera. Geplant ist, diese ab Juli zu besegeln. Das heisst auch, wir segeln weiter in unser zweites Segeljahr hinein.
Dies ist unser letzter Blog bevor es im Juli weiter geht. Dank an alle, die sich mit uns über unsere Erlebnisse freuen und sie mit uns teilen.