Von Helen auf Samstag, 28. März 2020
Kategorie: Ecuador

Landreise in Ecuador

Zurück von den Galapagos steigen wir für knapp 3 Wochen in ein Mietauto. Wiederum durch Salsareisen buchen wir eine auf uns zugeschnittene Tour. Wir verzichten auf die Dschungel- und die Küstenausflüge (in Brasilien waren wir in Manaus und in einer Dschungellodge und die Küste kennen wir (so denken wir jedenfalls von der Dada Tux) aus. Das Programm ist voll und die Eindrücke für mich (fast) zu viel.



Zaruma, die Gold- und Silberminenstadt in der Nähe Perus Grenze, erreichen wir mit einer Fahrt durch fruchtbare Ebenen, Cacao- und Bananenplantagen. Dann schlängelt sich der Weg durch üppige Vegetation hinauf bis auf 1400 Meter. Hier gibt es den besten Hochlandkaffee Ecuadors. Zaruma liegt auf einem Andenausläufer. Der Nationalpark Podocarpus mit seinem Steinelbennebelwald ist einzigartig. An subtropischer Gegend vorbei erreichen wir den 2700 Meter hohen Pass der uns nach Vilcabamba führt. An steilen Hängen wird Ackerbau, das Meiste in Handarbeit, betrieben. Die Gegend erinnert nicht nur hier, sondern oft auf unserer Weiterreise, an die Schweiz, nur dass die Vegetation und die Höhen unterschiedlich sind. Vom Hotel haben wir einen wunderbaren Blick ins Tal und auf den heiligen Berg, den Cerro Mandango, den wir anderntags auf wildromantischen Wegen umrunden. Vilcabamba bleibt eine Art «Hippiestadt» und einige RentnerInnen, vor allem aus den USA, haben sich mittlerweile hier niedergelassen. In Saraguro «finden» wir Indigene vom Titicacasee (bolivischer Teil) die von den Inkas vertriebenen wurden.



Seit 1999 gehört Cuenca zum Weltkulturerbe, eine gefallende Stadt, reich, sehr sauber und gepflegt. Ganz verschiedene Stilrichtungen kommen auf Grund der prä- und kolumbianischen Zeit zusammen ohne einander zu «stören». Mit unserem sachkundigen Führer Franco durchstreifen wir die Stadt und dürfen in manche schmucken Innenhöfe und Geschäftshäuser. Wir erstehen Ecuadorhüte, besser bekannt unter dem Namen Panamahüte. Sie werden jedoch seit Jahrhunderten aus Toquillastroh das an der Küste wächst, in Cuenca hergestellt. Wir erfahren, dass je nach Flechtart, ein Hut bis zu 1000 US$ kosten kann. Unsere sind schön, jedoch deutlich billiger, erstanden in einer kleinen Hutmacherwerkstatt.

Einige Besonderheiten bleiben, nicht lesbar in Führern, in Erinnerung so z.B. überqueren die Fussgänger die Strasse bei «grün» ertönt ein «Kuckuck, kuckuck» wie eine Schwarzwalduhr. An verschiedenen Häuserecken sind Kreuze aufgemalt, d.h. dort wird in der Regel der Bedeutung des Kreuzes wegen nicht urniert.

In einigen Jahren (hätte schon fertig sein sollen) fährt ein Tram von Norden nach Süden in der einen Strasse und in der parallelen Strasse in die andere Richtung. Die elektrischen Kabel sind in der Innenstadt im Boden verlegt.

Auch in Cuenca gibt es eine recht grosse, vor allem US-amerikanische, Rentnergemeinde.

 



Einen interessanten Halt machen wir in Ingapirca, den best erhaltenen Inka- und vorgängig Canari-Bauten, fahren weiter bis nach Alausì. Eine Schmalspurbahn, 1067 mm breit, fährt uns früh morgens zur Nariz de Diablo durch wilde Schluchten und einsame Gegenden. Die Steigung wird mit einigen rückwärts und vorwärts Fahrten bewältigt. Die Dynamit Sprengungen kosteten leider beim Bau ungefähr 2500 Menschen das Leben.

Das älteste Kirchlein Ecuadors passieren wir auf dem Weg nach Banos. Am Strassenrand brutzeln dicht hintereinander ganze Meerschweinchen (guy), ganze Schweine am Spiess und warten auf AbnehmerInnen. Banos (de Agua Santa) liegt beim Vulkan Tungurahua (5023) m hoch, der grosse Ausbruch datiert von 1773. «Gerettet» durch Maria ist Banos auch heute noch ein Wahlfahrtort. Thermalquellen und Bäder gehören zur Gegend ebenso wie unzählige Wasserfälle. Am Wegrand warten einige abenteuerlich anmutende Transportbähnli auf Touristen um sie über die Schlucht (je nach dem mehr oder weniger schnell) zu katapultieren und ihnen Schreie zu entlocken. Hansueli und ich «geniessen» zwei davon. Der Wind weht kräftig und die Nebelschwaden fliegen nur so um uns herum, so dass wir den Vulkan Tunguarahua nur für einige Sekunden, und dies leider ohne Foto, in seiner vollen Pracht sehen.



Am Amazonasrand vorbei schlängeln wir uns bis auf 2400 Meter hinauf und übernachten in der Cabana San Isidro, ein Paradies für Vogelliebhaber. Henry, ein Einheimischer, führt uns durch diverse Pfade und erklärt uns die Vogel- Tier- und Pflanzenwelt.



Eine kanadisch-amerikanische Gruppe mit einem 27 jährigen kanadischen Führer (anscheinend eine Koryphäe auf diesem Gebiet) scheint Tag und Nacht unterwegs zu sein. Wir lernen, dass es kaum mehr VogelbeobachterInnen gibt (mit Fernglas) sondern heutzutage mehrheitlich VogelfotografInnen. Eine Kanadierin zeigt uns ein Heft, worin sie alle Vogelarten, die sie sieht verzeichnet. Seitenlang sind die Eintragungen. Selbst freue ich mich, wenn ich diverse Kolibriarten sehe, Spechte, Eulen. Wir sehen bei der Fütterung eines sehr seltenen Vogel der kaum fliegt und sich mehrheitlich am Boden bewegt. Auch die kunstvollen Nestbauten regen meine Aufmerksamkeit an. Durch eine Gegend, auf den ersten Blick an`s Engadin erinnernd, fahren wir zu einem Thermalhotel in Papallacta und geniessen den freien Nachmittag mit einem wunderschönen Spaziergang entlang eines «Wildbaches» und ein Bad in dem etwa 35 Grad warmem Thermalbad, von unserem Zimmer aus erreichbar.



Regen, Nebel verhangene Berge, Wind und Kälte erleben wir auf der Passhöhe von 4000 Metern, fahren danach in den Palmera Garden in Otavalo auf etwa 2500 Meter. Die Zimmer sind mit einem Kamin ausgestattet und werden abends eingeheizt. Zudem bringt das Personal für jeden von uns eine Wärmeflasche. Ich geniesse dies sehr.



Zur Laguna Cuicocha, einem Kratersee mit zwei Inselchen unter Naturschutz, führt uns Diego, ein Indigener von 27 Jahren. Wir erfahren viel von der indigenen Tradition, welche in Otovalo und Umgebung gelebt wird. Erst seit wenigen Generationen sind die Indigenen gleichberechtigt, können Schulen besuchen etc. Sein Vater sei des Lesens und Schreibens unkundig, seine Mutter habe mit 18 Jahren etwas lesen und schreiben gelernt. Ihr «Neujahr» beginnt am 21. März und das grösste Fest ist der 21. Juni (Dauer vom 19. bis 24. Juni). Rivalitäten unter den höher und den niedrigen gelegen Dörfern verlaufen teilweise «blutig». Es gibt 13 Führer die «unantastbar» sind. Ein Andenwolf mit seinem buschigen Schwanz kreuzt kurz unseren Weg. Den berühmten Handwerksmarkt in Otovalo besuchen wir kurz (nicht alles ist Kunst), schauen bei den Lederarbeiten, einer traditionellen Musikwerkstatt und einer Weberei vorbei. Beim letzteren gefällt es mir am besten. Der Websaal ist eingerichtet, dass die BesucherInnen selbst weben können. Nun sind wir stolze BesitzerInnen eines selbst angefertigten Armbandes. Diego und der «Webmeister «verständigen sich in Kichwa. Bis anhin meine ich, dass die Sprache Quechoa heisst und erfahre nun, dass es beides gibt. Quechoa in Bolivien, Peru und eben Kichwa oder Quichua in Ecuador.

Wir lesen vom Parque Cóndor. Der Andenkondor, der grösste der Kondore, ist vom Aussterben bedroht. Mit einer Aufzucht versucht man ihn wieder in der Freiheit an zu siedeln. Es schmerzt schon etwas, die «nur» drei, dafür viele andere Adler, Eulen und.., zu sehen. Für diese majestätischen Vögel scheint mir der Raum klein, ein Fliegen hoch oben in der Luft (wie ich mir dies so vorstelle) ist nicht möglich.

 

Erneut passieren wir den Äquator, besuchen die Pyramiden von Cochasqui. Es gibt Reste der Präinka, der Inka und einiges deutet darauf hin, dass auch von Mesoamerika Einflüsse der Mayakultur vorhanden sind. Der ganze Komplex ist sehr schön gelegen, erst vor etwas über 100 Jahren hat man die Pyramiden entdeckt, die Landeigentümer enteignet, und einige wenige Ausgraben vorgenommen. Lamaherden, ein Gemüsegarten sowie Nachahmungen der ehemaligen Behausungen runden das Bild ab.



Die Hauptstadt Quito, einer der höchst gelegenen Hauptstädte der Welt, kommt näher. Mit Michael, einem Schweizer, von Salsareisen verbringen wir einen guten und leckeren Abend. Am nächsten Morgen zeigt uns Ricardo die «wichtigsten» Plätze, Kirchen, Bauten der Altstadt. Mit einem Buchreiseführer wären wir ebenso gut beraten, im Gegensatz zu den anderen 3 Führern. Nachmittags besuchen wir auf eigene Faust in der Neustadt die Fondation Guayasamin inklusive la Capilla del Hombre. Guayasamin (1919 – 2009) ist der berühmteste Künstler Ecuadors. Teilweise wird er mit Picasso verglichen. Kritische Wandmalereien hängen im In- und Ausland. Für uns ist es ein überaus lohnenswerter Besuch.

Regen, Nebel und viele Strassenlöcher begleiten uns auf der Rute der Vulkane. Den berühmten Vulkan Cotopaxi sehen wir kurz zu schätzungsweise einem Fünftel, dann verschwindet er wieder. Landschaftlich ist es trotzdem sehr schön. Wir machen einen Mittagshalt in der Hacienda Porvenir trinken einen warmen Tee und essen eine Kleinigkeit. Die Räumlichkeiten sind noch so, wie sie zu Beginn waren, das Kaminfeuer knistert. Heute ist die Hacienda Porvenir eine Herberge, wo allerlei Angebote für die Gäste bereit sind.

 



Vor den Toren des Cuello de Luna (Herberge wo die Betreiber ebenfalls Schweizer Wurzeln haben) kommen wir nicht weiter. Keine Klingel (wie angeschrieben am Tor, kein Mensch) ist zu sehen; dafür Hunde, Pferde, Lamas, Gänse. Wir machen uns am Schloss zu schaffen, da fällt die Autotüre zu und alles ist automatisch verschlossen. Der Autoschlüssel steckt, Handy, Portemonnaie, einfach alles ist eingeschlossen. Wir stehen im wahrsten Sinne des Wortes im Regen. Doch Ende gut alles gut. Das Schloss konnte vom Autovermieter via Satellit geöffnet werden. So geniessen wir trotz schlechtem Wetter, jedoch bei gutem Essen, netter Gesellschaft und warmen Betten, den zweitletzten Abend unserer Landreise

Den höchsten Berg Ecuadors, den Chimbarazo auf 6230 Meter, wollen wir nicht missen. Schneeregen und dichter Nebel machen uns nichts. Tapfer «wandern» wir von Parkplatz bis zurWhymper-Schutzhütte auf etwas über 5000 Meter hoch. Es ist dies unser erster Fünftausender. Bei je 2 Tassen heisser Schokolade erholen und wärmen wir uns bevor der Abstieg ansteht. Vom Berg selbst sehen wir kaum etwas. (Es gibt Postkarten)


In Südamerikas Rom – Guaranda – verbringen wir unseren letzten Abend. Guaranda ist von 7 Hügeln umgeben, deshalb der Vergleich mit Rom. Vom Hotel, la Colina, aus haben wir eine wunderbare Sicht über Stadt und Hügel. Das Zentrum wartet mit einem einladenden Hauptplatz und zahlreichen hübschen Häusern mit Balkonen auf. Am letzten Tag klettern wir nochmals auf über 3000 Meter hoch, teilweise im dichten Nebel, durch tiefe Schluchten, Täler und einer sehr Kurven reichen Strasse. Diese scheinen bis zum letzten Meter für Ackerbau ausgenützt zu werden. Die verschiedenen grün-braunen Felder sind eine Augenweide.


Wir nähern uns dem Meeresspiegel. In Guyaquil geben wir das Auto am Flughafen ab und nehmen ein Sammeltaxi, das uns bis zum Eingang von Puerto Lucia fährt. Wir sind zurück auf der Dada Tux.
In einigen Tagen wollen wir weiter. Hilo auf Hawaii ist unser nächstes Ziel. Die Vorbereitungen laufen. Dies wird unsere längste bisherige Nonstopp-Strecke. Wir rechnen mit ungefähr 40 bis 45 Tagen, je nach dem wie wir die Kalmenbreiten antreffen.

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