Von Helen auf Sonntag, 26. Mai 2019
Kategorie: Chile

Unsere Erfahrungen in Patagonien

Zeitraum


Anfang November 2018 ab Piriapolis (Uruguay) bis Anfang Dezember 2018 Ushuaia (Argentinien)


Ankunft Puerto Williams (Chile) 23.1.2019, Kap Hoorn, Puerto Williams (Start 10.2.2019), Beagle Kanal, Brazo Noroeste, Canal Ballenero, Kanal Cockburn, Kanal Acwalisnan, Magellanstrasse, Kanal Smyth, Kanal Sarmiento, Kanal Inocentes, Kanal Concepcion, Kanal Wide, Kanal Grappler, Paso del Indio, Puerto Eden, Seno Iceberg, Kanal Messier, Golfo de Penas, Bahia Anna Pink, Kanal Pulluche, Kanal Chacabuco, Estero Elefantes, Bahia San Rafael, Canal Costa, Seno Aysén, Kanal Eràzuriz, Kanal Perez, Golfo de Guafo, Chiloé, Puerto Montt (Ankunft 19. April 2019)


Eine Überlegung wert ist ob man an Stelle entlang der argentinischen Küste zu den Falklandinseln/Malvinas und dann nach Puerto Williams segelt

Ankerplätze und Puertos


Wir haben 29 Mal geankert, 5 Mal am Steg angemacht (Puerto Williams, Puerto Eden, Puerto Aguirre, Marina Quinched, Puerto Montt)

Diesel


ist zu unterschiedlichen Preisen und Qualität erhältlich. Erste Möglichkeit auf dem direkten Weg ist nach 630 nm bei einem Fischer in Puerto Eden Diesel zu kaufen. Vorher, mit einem Umweg von 120nm ist Puerto Natales.

Dieselverbrauch


Um die 1400 Liter haben wir verbraucht, inkl. Heizung (Webasto Warmwasser) von Puerto Williams bis Puerto Montt. Wir rechnen mit 4,5 Liter pro Stunde und haben Platz für 1000 Liter Diesel. Dazu haben wir 5 Kanister mit einer Kapazität von 110 Liter.

Landleinen


Wir haben zwei 120 m lange 18 mm Leinen in je einem Sack, eine 150 m lange16 mm Leine auf einer Rolle im Heck und eine 12 mm Leine zu 200 m als Reserve in der Segellast. Die Landleinen schwimmen auf dem Wasser. „Normale‟ Festmacherleinen sinken im Wasser, solche sind als Landleinen nicht brauchbar.


Wir haben nie mehr als 3 Landleinen gelegt, meistens zwei. In der Regel ist es ruhig in den Caletas, auch wenn es draussen windet, so dass man genügend Zeit hat mindestens die Luv-Landleine gut anzubringen. Wir haben das Dinghi vor dem Ankern ins Wasser gelassen und vorbereitet, ohne Motor, nur mit den Rudern (vor allem wegen dem Kelp) und sind gut gefahren damit. Wenn immer möglich haben wir die Landleinen zurück auf Slip genommen. Das hat uns am nächsten Morgen einen erneuten Gang an Land erspart. Wenn es nicht möglich war, knüpften wir einen sehr langen Palsteck in die Leine, so dass wir sie vom Dinghi aus lösen konnten und nicht mehr an Land gehen mussten. Wir sind zu zweit gut damit zurecht gekommen, obgleich ich anfangs so meine Bedenken und Ängste hatte. Fischerhandschuhe leisten gute Dienste um Kelp und andere Algen von den Leinen zu lösen und/oder sich an den Leinen vorwärts zu hangeln.

Dinghi

Für diese Reise haben wir uns zusätzlich ein kleines Dinghi mit festem Boden angeschafft und damit gute Erfahrungen gemacht.

Distanz


Von Puerto Williams bis Puerto Montt legten wir 1524 nm zurück.

Segeln von Puerto Williams an


Das Segeln von ost nach west und dann nordwärts, man weiss es eigentlich, ist nicht einfach. Oft sind Strom und Wind gegen an und auch mit kreuzen tritt man an Ort (ab und zu sogar rückwärts). Das heisst wir waren froh, wenn es nicht viel Wind oder gar keinen hatte, der Strom uns einigermassen günstig gesinnt war und wir als Motorsegler funktionieren konnten. Die Böen können gewaltig sein und sind nicht zu unterschätzen. Sie kommen oft unerwartet und sehr schnell. Wir hatten immer das erste, meist das zweite Reff inm Grosssegel.

Wettervorhersage


Wir haben das Wetter von PredictWind (https://www.predictwind.com/) jeweils täglich 2 x über das Satellitentelefon Iridium GO! herunter geladen. Ein entsprechendes Abo (https://www.predictwind.com/iridium-go/) gewährt uns freien Datenverkehr, E-Mail Empfang und Versand (ohne PDF`s, Fotos…) und SMS. Damit sind wir gut gefahren und konnten entsprechend disponieren und ggf. abwettern. Für diese Zeit haben wir zusätzlich die Strömumgsdaten abonniert, was sich nicht bewährt hat für diese Reise. Die Strömungen zwischen den Inseln werden nicht angezeigt.

Wetter allgemein und Feuchtigkeit


Oft hatten wir bedecktes Wetter, Regen, Graupel, Schneeregen, kühl, doch es gab sie auch die sonnigen wärmenden Tage.
Die Luftfeuchtigkeit ist hoch, dazu kommen die kühlen Temperaturen. Dies lässt auch das Innere der Schiffe zu einer (fast) Tropfsteinhöhle (für mich) werden. Wir haben das Glück ein gut isoliertes und mit Doppelverglasung (ausser den Luken) versehenes Aluboot zu haben. Nichts desto trotz laufen die Scheiben an und an den Luken, an den Fenstern und Rahmen bilden sich Tropfen. Die Luken schliessen wir in der Nacht mit zusätzlichen Luftpolstern. Eine gute Durchlüftung ist das A und O, ebenso wie die regelmässige Kontrolle nach feuchten Stellen.
Unser „Luxus“ besteht aus einer Heizmatte im Bett (kleine Stufe 2x30W / 230V). Diese stellen wir zirka ½ h vor dem zu Bette gehen an, schlüpfen so in ein vorgewärmtes trockenes Bett. Die Heizdecke trocknet ebenfalls den Raum aus. Wir haben einen Inverter und es muss genügend Kapazität in den Batterien vorhanden sein (wir besitzen keinen Generator).

Seekarten


Wir navigieren hauptsächlich elektronisch mit Navionics Karten auf dem B&G Plotter. Dazu haben wir den Nautical Guide von Mariolina Rolfo und Giorgio Ardrizzi (http://www.capehorn-pilot.com/), von Imray Arica Desert to Tierra del Fuego (https://www.hansenautic.de/chile-rcc.html) und the first Yachtman`s Navigator Guide von Alberto Matellero (http://www.bluewaterweb.com/p-8499-yachtsmans-navigator-guide-chile-3rd-ed.aspx). Papierkarten von Argentinien und Chile sind schwierig zu erhalten. Wir hatten das Glück von der finnischen SY Serema gebrauchte und kopierte Papierkarten von Puerto Williams bis Valdivia zu erhalten. Auf die elektronischen wie auch die Papierkarten ist nicht immer Verlass.

Schiffszubehör

Alles was man für das Schiff an Ersatz- und sonstigem Material mitnehmen will, sollte man spätestens in Buenos Aires anschaffen. Papierkarten sind für Argentinien sowie für Chile recht schwierig zu erhalten. Weiter südlich wird fast alles von Buenos Aires bestellt und dauert je nach dem Wochen. Eine Ausnahme sind Landleinen, diese bekommt man gut und aufs Schiff geliefert zu einem verhältnismässig günstigen Preis in Mar del Plata.
Was „Sinn“ für die jeweilige Crew resp. das Schiff macht gilt es immer wieder von neuem abzuwägen.


Verprofiantierung

Wir sind VegetarierInnen. Wir essen viele Hülsenfrüchte, geröstete Sonnenblumen und Kürbiskerne, Trockenfrüchte, Nüsse, frische Sprossen, die wir auf dem Schiff zubereiten. Die Körner für das Brot mahlen wir (Hansueli) mit einer Handmühle (für 500 gr Körner Weizen/Roggen gemischt bracht er etwa eine Stunde). Für die raue See haben wir einige Kilos gemahlenes Mehl in Reserve.
Vor ungefähr einem Jahr haben wir in Santa Cruz de Teneriffe, diverse Getreidesorten, diverse Reissorten, Kichererbsen, diverse Bohnenarten, Linsen, Erbsen, Tee, Kaffee, Essig, Öl,.. also lang haltbare Lebensmittel eingekauft, was möglich war Kilo weise vakuumiert und angeschrieben. In Mar del Plata gibt es nochmals eine gute Möglichkeit die Vorräte auf zu stocken mit wie z.B. Käse, Eier, getrocknete Pilze. Eingeschweisst hält sich der Käse über Monate in der kühlen Bilge.


Gemüse, Salat und Früchte können recht gut nach Reifegrad ausgewählt werden und halten über Wochen. Wichtig ist, dass die Sachen keine Verletzungen aufweisen, dann gut gelagert und regelmässig kontrolliert werden. Zwiebeln und Knoblauch lasse ich bei schönem Wetter „Sonnen baden“. Die Zubereitung von Milchkefir für unser Morgenmüesli möchten wir nicht missen.
Ein gutes Buch, auch bordtauglich als E-Book erhältlich, ist „Bordversorgung heute‟ von Claudia Kirchberger. Siehe: http://www.fortgeblasen.at/segelbuch.htm
Die Einfuhr frischer Lebensmittel (Früchte, Gemüse, tierische Produkte – auch Honig) nach Chile ist verboten. Die Auswahl an Lebensmittel in Puerto Williams ist beschränkt. Mehr Auswahl und bessere Qualität gibt es in Ushuaia. Bei uns wurde bei der Kontrolle in Puerto Williams keine Schränke geöffnet. Ein paar Früchte und wenig Salat zeigten wir und die durften wir behalten, wenn wir sie an Bord essen und nicht an Land bringen. Die Kontrolle ist etwas „grosszügiger‟ als an anderen Grenzstellen, es hängt immer auch von den kontrillierenden Personen ab.

Gas

Gasflaschen lassen sich nicht überall auffüllen. Es lohnt sich einige Adapter dabei zu haben. Auch so scheint es jedoch eine gewisse Lotterie zu sein, welche Flasche man wo auffüllen kann. In Mar del Plata konnten wir unsere Flasche trotz Hilfe Einheimischer nicht füllen, jedoch in Puerto Deseado, wo niemand damit gerechnet hat. Wir besitzen drei Kunststoffflaschen à 12 kg.

„Geschenke für die Fischer“

Wir haben wenig Erfahrung, da wir auch keine Fische, Krabben, Muscheln essen. Uns wurde gesagt, dass oft gegen Wein, Bier, andere Spirituosen, Zigaretten, ab und zu Kaffee, Trockenhefe getauscht wird. Dies gilt auch wenn man längs an ein Fischerboot geht. Wir waren für solche Eventualitäten jedenfalls ausgerüstet.


Wäsche

Es gibt wenig „lavanderias“ unterwegs, d.h. es gilt in der Regel sparsam umzugehen mit der Wäsche. Wir haben eine kleine Waschmaschine (3 kg) an Bord, die Wäsche muss jedoch auch getrocknet werden können, beim vorherschenden Wetter schwierig. Kleine Mengen haben wir jeweils bei schönem Wetter ausgewaschen und diese sind auch trocken geworden. Unsere Thermowäsche besteht hauptsächlich aus Merinowolle und diese riecht kaum. So habe ich sie an sonnigen Tagen „trocken gewaschen“, d.h. einfach an die Luft gehängt.


Fitness

ein individuelles Programm ist sehr empfehlenswert



Medizin

eine gute Grundversorgung plus ggf. die individuell benötigten Medikamente ist unerlässlich

Kelpschneider


eine Holzsäge an einem Besenstiel (oder ähnlichem) befestigt hilft den Anker rasch vom Kelp zu befreien.

Banken / Geld

es gibt wenig Orte unterwegs mit (funktionierenden) Geldautomaten. Eine Grundmenge an Bargeld sollte vorhanden sein. US$ und/oder Euro werden in der Regel angenommen

Probleme der Dada Tux auf dieser Reise

Unsere Heizung verliert etwas Wasser, wo wissen wir noch nicht.
Die Heizung zündet nur wenn die Batterien mindestens12.8V haben. D.h. wir lassen ab und zu anfangs den Motor laufen, dann geht es problemlos.
Die Batterien müssen überprüft werden, die Spannung geht schnell unter 12.5V.
Ebenfalls läuft unsere Wasserpumpe, zum Glück nur spärlich, auch wenn wir kein Wasser gebrauchen.


Der Ankerschäkel ist gebrochen und hätte Hansueli in weiser Voraussicht nicht einen Softschäkel aus Dyneema zur Sicherung gemacht hätten wir vermutlich den Anker verloren. Geankert haben wir immer mit unserer Ankerboje. Klemmt der Anker, kann er mit der Boje (meist) geborgen werden. Siehe https://www.swi-tec.de/produkt-kategorie/anlegen-anker-bojen/ankerbojen/
Der Wasserfilter für den Wassermacher musste oft gewechselt werden. Nach dem Grobfilter haben wir einen 5 µm Filter. Vermutlich bauen wir noch einen oder zwei Vorfilter mit 20µm + 10µm ein.

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