Ich blieb ein wenig länger in Vancouver und benutzte das relativ trockene Wetter um die längst überfällige Rochade mit den Reifen zu machen. Beim eisigem Wetter der letzten Wochen hatte ich keine Lust dazu. Jedes mal geht es ein wenig schneller. Auch für den Blog zu schreiben brauche ich Zeit. Die Wörter fliessen langsam zu meinen Fingern auf der Tastatur.
Nördlich von Vancouver legt eine grosse Fähre mehrmals täglich zur Vancouver Island ab. Vancouver Island ist die grösste nordamerikanische Insel im Pazifik. Wie auf vielen anderen gebirgigen Inseln hat Vancouver Island unterschiedliche Klimazonen. Der Nordwesten ist eines der regenreichsten Gebiete von Kanada. Victoria, im Südosten, hat eher mildes trockenes Wetter. Das meist besiedelte Gebiet ist der Südostteil von Victoria bis Campbell River. Der ganze Westen ist durchzogen mit Fjords die weit in die Insel hinein reichen.
Erst fahre ich zügig in den Norden der 450km langen Insel. Meine Idee ist, die Insel danach langsam in Richtung Süden, mit westlichen Abstecher zum Pazifik, an zu schauen. Nur auf der Ostseite hat es durchgehende Nordsüd Strassen. Zum Pazifik sind es vielmals Schotterstrassen die für den Holztransport benutzt werden. Vom ursprünglichem Regenwald mit alten Bäumen ist nicht mehr viel vorhanden. Seit über 130 Jahren wird intensive Holzwirtschaft betrieben. Irgendwo sah ich, dass nur noch 4% der Waldfläche ursprünglich ist. Auf der Fahrt nach Norden übernachtete ich 2 Mal ‹wild›. Am ersten Platz wurde ich von Schüssen während dem Frühstück gestört. Nebenan hatte es einen Schiessstand, den ich am Abend durch die Bäume nicht sah. Das 2. Mal auf einem Rastplatz neben der Hauptstrasse am Keta Lake. In der Nacht fuhr kaum ein Auto, so ich fand einen ruhigen Schlaf.
In Campbell River machte ich am 2. Tag einen Halt. Im August 2020 kamen wir mit der Dada Tux hier vorbei. Ein paar Kilometer nördlich ist Seymour Narrows, die engste Stelle zwischen der Vancouver Island und dem Festland mit einer starken Gezeitenströmung. Mit dem Segelboot muss man berechnen um welche Zeit man durch diese enge Stelle fährt. Gegen die Strömung hat man mit dem Segelboot keine Chance. Auch mit Vollgas ist das Boot langsamer als die Strömung, man würde zurückgetrieben und dies ist gefährlich. Das Schiff ist nicht mehr steuerbar. Ein deutsches Segelpaar reiste 2 Tage nach uns die selbe Strecke und rammte mit ihrem Boot einen Baumstamm. Kaum sichtbare Baumstämme hat es in dieser Region immer wieder im Wasser. Dieser schlug ein Leck in ihren Rumpf und sie durften, trotz Corona, einen Nothalt in Campbell River machen um das Boot zu reparieren. Ihnen schickte ich als kleine Erinnerung eine Foto mit lieben Grüssen. Sie hatten eine gute Zeit in Campbell River gehabt, schrieben sie zurück.
In Port Hardy, dem nördlichsten grösseren Ort, übernachtete ich auf dem Parkplatz vor einem kleinen Einkaufszentrum. Entlang dem Ufer wurde viele geschnitzte Kürbisse ausgestellt. Die vorige Nacht war die Unruhnacht, Halloween. Die geschnitzten Kürbislichter, ähnlich wie in meiner Jugend die Räbenlichter, sollen die bösen Geister vertreiben.
Am nächsten Tag fuhr ich auf der Schotterstrasse in den regenreicheren Westen nach Winter Harbour. Ein Ort mit paar Häusern an einem kleineren Fjord. Im Kwaksistah Regional Park Campsite übernachtete ich unter alten Bäumen direkt am Ufer vom Fjord. Gegen Abend lies der Regen nach. Tags darauf machte ich einen Abstecher zur Spencer Cove. Die Gegend machte mich nicht an zu bleiben. Kurz vor der Bucht steht ein grosser Kran, mit dem eine ganze LKW Ladung Baumstämme auf ein Mal ins Wasser gelassen wird. Coal Harbour am Halberg Inlet war mein Ziel zum übernachten. Halberg Inlet ist ein Fjord der weit in den Osten der Insel ragt. 300m breit und 3km lang ist die Verbindung zum Quatsino Sound und dem Pazifik. Am kleinen Hafen fand ich einen fast ebenen Platz für die Nacht.
Von Coal Harbour fuhr ich zurück nach Port Hardy. Eine Alternative hatte ich nicht. In diesem Teil der Insel führt jede Strasse nach Port Hardy. (Auf denen ich wage mit meinem Van zu fahren.) 2 Nächte blieb ich auf dem Camping und genoss die Annehmlichkeit der Dusche. Einen schönen Platz neben einem Bach bekam ich und durch die Bäume sah ich in die Bucht. Auch wenn Autowaschen auf dem Camping nicht erlaubt ist, befreite ich die Trittbretter von der dicken Dreckschicht. Einfach damit ich nicht noch mehr Schmutz beim Einsteigen in den Van hinein bringe.
Port Alice am Neroutsos Inlet machte mir den Eindruck eines Ferienortes. Der Ort ist mit einer guten Asphaltstrasse verbunden. Für mich gab es keinen Grund zum bleiben. Mich zog es weiter zum Alice Lake. Die gut befahrbaren Schotterstrasse führt erst am Victoria Lake vorbei zum Südwestufer vom Alice Lake. Direkt am See und einem Bach übernachtete ich. Am Morgen hörte ich das sprudelnde Wasser vom Bach, dies überdeckte am Abend der prasselnde Regen. Bei der Weiterfahrt zurück an die Ostküste sah ich einen Wasserfall auf der Karte. Die Strasse sei nur für 4x4 PickUp befahrbar, stand bei der Abzweigung auf einer Tafel. Das Gewichtslimit der ersten Brücke war mir mit meinen 4.3to dann doch zu knapp. So verzichtete ich auf den Wasserfall.
Erst wollte ich an der Ostküste bei Telegraph Cove übernachten. Ein Camping war offen, sehr teuer und die WCs und Duschen geschlossen. Im Dorf fand ich keinen einigermassen waagrechten Platz auf dem ich über Nacht bleiben durfte. Beim Zurückfahren versuchte ich es auf dem Camping Adler Bay. Der war offen und billiger wie der andere. Die Duschen hatten warmes Wasser und mit dem Handy konnte ich ins Internet. Zwischen den beiden Orten liegt ein grosser Holzumschlagplatz.
Auf der guten Asphaltstrasse fuhr ich an die Westküste nach Zeballos. Je westlicher ich kam, desto mehr regnete es. Kurz vor dem Ort führt die Strasse durch eine Schlucht. Bei diesem nassen Wetter kamen einige grössere und kleiner Wasserfälle über die Felsen ins Tal. Vor allem bei diesem starken Regen war Zeballos für mich nicht interessant. In der Hoffnung auf weniger Regen fuhr ich am Morgen nach Campbell River an die Ostküste. Und siehe da, in Campbell River regnete es nicht.
Ich versuchte es wiedermal mit einer Pizza. Ein Restaurant, dass auf seiner Webseite ihren hohen Anspruch an ihre Küche betont, lag 10 Min zur Fuss vom meinem Standsplatz. Nun, die Pizza con Fungi war mit einer Art Mayonnaise verziert. Nicht unbedingt nach meinem Geschmack.
Das trockene Wetter hielt nicht lange, am Morgen regnete es auch in Campbell River und ein starker Wind lies den Van zittern. Um die Elk Falls auf dem Weg nach Gold River zu besuchen, war es mir zu nass. Zurück muss ich auf der gleichen Strasse, vielleicht ist es später besser. Entlang dieser Strasse sah ich ab und zu alte Waldbestände. Längere Zeit fährt man am Upper Campbell Lake entlang.
Auf dem Rückweg hatte ich Glück. Der Regen lies nach und ich konnte die Elk Falls ohne nass zu werden Besuchen. 25m fällt das Wasser über die Felsen. Der Campbell River ist kein breiter Fluss, die Umgebung ist schön und die Hängebrücke über die Schlucht kann eine Herausforderung für nicht ganz schwindelfreie Leute sein. Das seitliche Gitter auf der Brücke ist hoch. Für eine Foto der Schlucht zu machen musste ich auf die Zehen stehen.
Port Alberni war mein nächster Schlafort. Auch wenn ich dort erst nach dem Eindunkeln ankomme werde, ab 17 Uhr ist es dunkel, fuhr ich lieber auf der schöneren Küstenstrasse und nicht auf der Schnellstrasse. Von Port Alberni wählte ich die direkte Strasse zum Cowichan Lake. Zuerst fuhr ich auf der neuen Asphaltstrasse in Richtung Bamlield an der Westküste. Nach der Abzweigung zum Cowichan Lake war es aus mit einer bequemen Strasse. Das erste Stück war eine löcherige bucklige schmale Asphaltstrasse. Danach eine löcherige Schotterstrasse. Ich hatte das Gefühl auf einem Stück Emmentaler Käse zu fahren. Bis jetzt die schlechteste Strasse die ich fuhr. Im Norden der Insel waren die Schotterstrassen in einem besseren Zustand.
Nach dem Cowichan Lake fuhr ich auf der Pazific Marine Road in Richtung Süden nach Port Renfrew. Auf dieser Strecke war jedes ‹Achtung Holztransport› Schild übersprayt. Ein Schild, welches ich gefühlsmässig auf Vancouver Island am meisten sah. Der Naturcamping am Fairy Lake mit dem Bonsai im Wasser war abgesperrt. 2 Camping hat es in Port Renfrew, der mit der besseren Bewertung war zu, der andere, von den First Nations betrieben Pacheedaht Campground, war offen. Die Lage von diesem Platz ist sehr schön, in einer Bucht mit Sicht auf die Juan de Funca Strait. Ein paar Surfer versuchtes ihr Glück in der Brandungswelle. Wie in den Bewertungen beschrieben, werden die Duschen und WCs sehr selten gut gereinigt. Dies schreckte mich nicht ab und blieb 2 Nächte. In der Nähe kann man alten Baumbestand besuchen. In der Avatar Grove stehen alte Bäume mit auswüchsen wie Geschwüre. In der Nähe steht der Big Lonely Doug. Die 2 höchste Douglasie von Kanada. Nicht ganz korrekt was Wikipedia schreibt, es stehen dort noch 2 andere hohe alte Douglasien, die vermutlich von Dennise Cronin auch als nicht ‹zu fällen› gekennzeichnet wurden. Der letzte Teil der Strasse zum Baum lief ich. Ein steiles ausgewaschenes Stück machte mich trotz genügenden Bodenfreiheit, 4x4 und Untersetzungsgetriebe nicht an zu fahren. Die 700m konnte ich beim guten Wetter leicht laufen.
Auf der Weiterfahrt in Richtung Victoria, der Hauptstadt von British Columbia, hatte ich den Alarm, dass das hinteren linken Rad zu wenig Luftdruck hat. Bei meinen Rundgang um den Van vor dem Abfahren fiel mir nicht auf, dass der Pneu zu wenig Luft hat. Knapp 1/3 hatte es zu wenig drin. Ich pumpte auf den Normaldruck auf und fuhr weiter. Nach dem was ich las, ist freies Übernachten in Victoria schwierig und die Campings recht teuer. Um Victoria an diesem Tag noch anschauen war ich zu spät unterwegs. Der Beschrieb vom French Beach Campground gefiel mir und liegt rund 1 Stunde von Victoria entfernt. Auf einem alten angeschwemmten Baumstamm genoss ich am Ufer die Sonne.
Auch am nächsten Morgen brauchte der Hinterreifen wieder Luft. Wenn es nicht schlimmer wird, verschiebe ich das Radwechseln bis ich in Vancouver bin. Victoria, hübsch gelegen im Südosten der Vancouver Island. Bei der Altstadt und dem kleinen Chinatown fand ich einen Parkplatz. Nach ein wenig herumspazieren ging ich ins Royal BC Museum. Vorgängig schaute ich nicht was für Ausstellungen es hat. Eine grosse Ausstellung ist Angkor, das verlorene Reich Kambodschas, gewidmet. Die Ausstellungsgegenstände sind Leihgaben von Kambodscha und gehen danach wieder zurück. Ein anderer Bereich ist über Dinosaurier. Beides nicht ganz so in meinem jetzigen Interesse. Der naturhistorische Teil ist schön gemacht. Dafür schien die Sonne wieder, als ich das Museum verliess.
Es wurde schon dunkel, als ich nordwärts aus der Stadt in Richtung Chemainus fuhr. Entlang einer Quartierstrasse gibt es dort für WoMo’s reservierte Parkplätze, auf denen man übernachten darf. Am nächsten Morgen war es nicht mehr weit bis zur Fähre zurück nach Vancouver.