Von Hansueli auf Montag, 30. Oktober 2023
Kategorie: Nordamerika

Anchorage Whitehorse Vancouver

Nach 3 Stunden warten war die Umwälzpumpe der Standheizung eingebaut. In der Hoffnung, nicht mehr wegen der Heizung nach Anchorage zurückkehren müssen, ging ich für die nächsten Tage Einkaufen. Die Glenn Hwy nach Glennellen kenne ich bald gut. Mit dem Wetter war ich zufrieden, die Sicht in die verschneiten Berge war eindrücklich.


In Glennellen parkte ich auf dem gleichen Platz wie vor 10 Tagen. Kaum den Motor abgestellt begann es zu regnen. Nach dem Eindunkeln fielen grosse Schneeflocken. Ohne Nachhelfen startete die Heizung. Nichts brauchte ich mehr zu prügeln, für mein Gefühl ist dies sehr gut. Am Morgen stand ich im Schnee, diesmal ohne Sonnenschein. Der Strassenzustandsbericht nach Tok meldete auf dem ersten Drittel der Strecke schwierige Verhältnisse. Zeitweise schneebedeckte Strasse, ab und zu könne es Eisflecken haben. Ich lies mir mit dem Frühstück Zeit. Gegen Mittag wird es schon besser sein, dachte ich. Es lag weniger Schnee auf der Strasse, als ich es nach dem Bericht vermutete. Dafür lag ein Kieslastwagen seitwärts quer über der Strasse. Für mich ein Rätsel, wie der umkippen konnte. Neben der Strasse war der Boden genügend eben, so dass man mit einem Slalom um Sträucher und kleine Bäume die Unfallstelle umfahren konnte. Im Verlauf der Strecke wurde es wärmer und schneefrei.


In Tok schloss sich meine Rundreise durch Alaska. Ab Oktober kommt beim Reisen mit dem Van im Norden eine Schwierigkeit dazu. Wo finde ich einen funktionierenden Wasserhahn um meinen Tank zu füllen. Wegen dem Frost sind die meisten abgestellt. Trotz mehrmaligem Nachfragen fand ich in Tok keinen funktionierenden. Die Wasserstandanzeige im Van ist unbrauchbar. Der Stand wird in 1/3 Schritten angezeigt. 100% wird nie angezeigt. Der Tank ist voll, wenn es hinten unter dem Van durch 3 Entlüftungsleitungen hinausläuft. Ist der Tank ganz voll, verliere ich während dem Fahren Wasser durch diese Entlüftungen. Jemand mass den Wasserverlust nach dem Tank füllen. Nach 20km Fahrt konnte er fast 15l Wasser nachfüllen, bei einer Tankkapazität von knapp 90l eine rechte Menge.


Auf der Alaska Hwy in Richtung Kanada ist Tok der letzte grössere Ort in Alaska. 140km sind es zur Alaska – Kanada Grenze. Die einzige ganzjährig offene nördliche Grenzstation zwischen den beiden Ländern. Gar keine Freude hatte der kanadische Zöllner an mir. Der Schalter war frei und deshalb missachtete ich das Stopp Schild 3m vor dem Schalter. Ob ich wisse wie ein Stopp Schild aussehe und und war die Begrüssung. Er beruhigte sich wieder und ich durfte weiterfahren.


Beim ersten kanadischen Dorf fand ich einen offenen Wasserhahn an der Wand vom geschlossenen Visitor Center. Nach den Reifenspuren im Schnee nutzten andere vor mir auch diese Wasserquelle.


Eigentlich hasse ich Grenzen und finde es mühsam. Mein Hass darauf basiert nicht auf schlechten Erfahrungen, es ist eine reine Kopfsache. Von den vielen Übertritten mit dem Boot hatten wir nur einmal eine schlechte Erfahrung, mit dem USA Zoll.


Im östlichen Golf von Alaska gehört ein schmaler Küstenstreifen zu Alaska, das Hinterland ist Kanada. Auf der Strasse kann man im nördlichen Teil nach Haines und Skagway fahren. Über das Meer liegen beide Orte nur 25km auseinander. Auf der Strasse sind es 570km mit 2 Grenzkontrollen. Die Alaska Marine Highway Fähre verbindet beide Orte mit einer Fahrzeit von 2 Stunden. Auf der Strasse rundherum zu fahren zog ich der Fähre vor.


Mein Reiseführer schreibt, dass die 160km nach Skagway zu den schönsten Strecken im kanadischem Norden zählt. Ich finde die 240km lange Strecke von der Alaska Hwy nach Haines genau so schönt. Die Landschaft ist leicht unterschiedlich, die Vegetation mit den grossen Moosflächen im verschiedenen Grüntönen ähnlich. Haines ist ein ruhiger Ort ohne grosse touristische Infrastruktur. Ausserhalb der Saison übernachtete ich auf einem Parkplatz mit ‹no Camping› ungestört neben dem Ort. Eine Pizzeria mit Holzofen hatte noch offen. Es war eine der schlechtesten Pizzas, die ich auf meiner Reise ass. Der Boden war fast verbrannt, trotzdem war der Teig nicht durchgebacken. Wie man so was schafft, bleibt mir ein Rätsel.


Zwischen Haines und Skagway liegt Whitehorse mit der guten Biobäckerei. Ich freute mich, dort nochmals ein gutes Brot zu kaufen. Frust, die Bäckerei ist für unbestimmte Zeit geschlossen. Nach ihrer Webseite waren die Probleme mit dem angrenzendem Tierheim ausschlaggebend. An einer Tankstelle, bei der man Wasser auffüllen und den Abwasser Tank leeren kann, fragte ich ob dies jetzt möglich ist. Ja, ja, wenn man tankt ist es gratis. OK, füllte den Tank, fuhr danach zum Wasserhahn und schloss meinen Schlauch an. Kein Wasser und der Ablauf war mit einem Schloss abgeschlossen. Niemand wusste wie man das Wasser einschaltet und wo der Schlüssel für den Ablauf ist.


Der Mercedes Sprinter hat nur eine elektronischen Anzeige für den Ölstand. Den guten Messstab gibt es nicht. Der Ölstand zeigte Minimum an, so fand ich, dass ein Ölwechsel gut wäre. Die erste Firma, bei der ich fragte, wechseln Öl nur bei Benzinmotoren. Bei der nächsten Firma klappte es. Nachdem dem Auffüllen der richtigen Menge (12.5l) wurde zu viel Öl angezeigt. ‹Bitte Ölstand verringern›, zeigte das Display an. Ich bezahlte und und fuhr eine 20km Runde in der Hoffnung, dass sich sie Anzeige einpendelt. Es änderte nichts und ich fuhr zur Werkstatt zurück. Sie liessen Öl ab und ich drehte noch eine Runde. Schnell sprang das Display von zu viel auf zu wenig Öl. Als ich über die Schwelle in die Werkstatt hinein fuhr, sprang das Display zurück auf zu viel Öl. Ein Mitarbeiter drückte mir den übriggebliebenen halbvollen 5l Kanister in die Hand und fand, ich könne selber auffüllen wenn die Anzeige wieder minus anzeigt. Einige Kilometer ausserhalb von Whitehorse füllte ich Öl nach. Seither habe ich wieder eine konstante Anzeige vom Ölstand.


Auf der Strecke nach Skagway, kurz vor Carcross ist die kleinste Sandwüste der Welt. Die Carcross Desert mit einer eigenen seltenen Fauna. Leider steht das Gebiet nicht unter Schutz und auf dem Sand wird mit 4x4 und ATV ausgiebig umhergefahren. Schade. Über den Whitepass führt die White Pass & Yukon Railway. Die Bahn wir nur noch für touristischen Zwecke benutzt. Skageway ist sehr touristisch und Anlegeort für viele Kreuzfahrtschiffe. Als ich ankam, lag auch eines am Pier und ein Zug brachte viele Gäste zurück. Beim Sportzentrum frage ich, ob ich auf dem Parkplatz übernachten darf. Offiziell nein, sagte die Frau. Als Gemeindeangestellte müsse sie das sagen, aber ich könne schon da bleiben. Wenn ich keine Infrastruktur brauche, kenne sie einen viel schöneren Ort. Ganz hinten in einer Bucht habe es einen Stellplatz, nur 17km weit weg. Bis ich dort ankam war es dunkel. Am Morgen, mit Tageslicht und Sonne, war die Gegend wirklich schön. Zurück im Sportzentrum konnte ich duschen. Ich frage, ob sie einen Wasseranschluss haben um meinen Wassertank im Van zu füllen. Die gleiche Frau vom Vorabend gab mir dem Tipp, beim Hafenmeister nach zu fragen. Den Hafenmeister fand ich auf dem Stegen beim Entleeren der Wasserleitungen. Um 9 Uhr hätte er mir noch Wasser geben können, jetzt werde alles Winterfest gemacht. Dann zeigte er auf ein grosses Gebäude. Dort hinter dem grossen grünen Gebäude habe es an der Wand einen Wasserhahn. Ich schaute in die Richtung, sah aber nur ein grossen graues Gebäude. Egal, als ich nach dem Auffüllen zu ihm zurückkam und mich bedankte, freute er sich.


Bei der Hinfahrt wunderte ich mich in Carcross über die vielen roten Röcke die neben der Strasse an Leitungsmasten hingen. Erst bei der Rückfahrt sah ich die Hinweistafel, dass es eine wiederkehrende Aktion zur Erinnerung an vermisste und ermordete indigen Frauen und Mädchen ist.


Nach Carcross benutzte ich die Tagish Road ostwärts zur Alaska Hwy. Am Tagish River übernachtete ich auf dem halb abgesperrten Tagish Campground. Am Morgen war die Landschaft mit einer feinen Schneeschicht überzogen und das Thermometer zeigte einige Grad unter Null. In welcher Richtung ich weiterfahre machte mir das Wetter den Entscheid leicht. Statt 180km zum Atlin Lake hin und zurück, entschied ich mich direkt zur Alaska Hwy zu fahren. Im Gegensatz zur Atlin Strasse meldete der Strassenzustandsbericht die Alaska Hwy als Schnee und Eisfrei. Dem war nicht so, auch die Alaska Hwy war mit Schnee bedeckt. Trotz den eher schlechten Verhältnissen überholten mich viele Autos und LKW’s, vermutlich mit den erlaubten 100km/h. Ich fuhr mit dem eingeschalteten 4x4, so fühlte ich mich wohler. In Watson Lake, dem Ort mit dem Ortsschilder Wald, übernachtete ich. Schnell ändert sich das Wetter, ich wachte mit blauem Himmel und aufgehender Sonne auf. Auf der Innenseite der Windschutzscheibe hatte ich eine dünne Eisschicht. Über Nacht decke ich innen alle Fenster mit angepassten Isolationsdecken ab.


Kurz nach Watson Lake blinkte eine Warntafel, es könnte Bisons auf der Strasse haben. Na ja, dachte ich, sicher zeigen sie sich mir nicht. Weit gefehlt, erst sah ich einen einzelnen Bison neben der Strasse, danach eine ganze Herde mit Jungen. Ein wenig weiter noch ein paar einzelne mehr. Bis anhin sah ich sehr sehr selten grössere Wildtiere. Viele Kilometer weiter sah ich ein paar Caribou, die nordamerikanischen Rentiere. Kalt blieb es, die Strasse blieb trocken und der Schnee wurde immer seltener. In Fort Nelson stellte ich mich zum Übernachten an einen Strassenrand an dem auch ein paar LKW’s standen. Einer liess die ganze Nacht den Motor laufen, wir hatten genügend Abstand, sein Lärm raubte mir nicht den Schlaf.


Viele Teilstrecken der Alaska Hwy sind langweilig zu fahren. Eine Schnellstrasse mit Kilometer langen geraden Strecken. Am Rand vom Walmart Parkplatz in Fort St. John durfte ich übernachten. Beim Abwaschen floss das Wasser nicht gut aus dem Spülbecken ab. Das Spülbecken ist auf der rechten Vanseite, der Abwassertank auf der linken Seite. Eine Pumpe pumpt das Wasser in den Tank. Eine Heizung im Abwassertank verhindert, dass das Wasser nicht darin gefriert. Die Leitung quer unter dem Van ist Isoliert, aber ohne Frostschutzheizung. Genauso wie das Abflussventil aus dem Tank.


Am nächsten Morgen schaute ich im warmen Bett nach, wie ich durch die Provinz Alberta mit den Städten Edmonton und Calgary fahren könnte. Der Wetterbericht zeigte für die Region als höchste Temperatur -5°C an. Dies schreckte mich nicht ab, die Heizung läuft ohne Ausfall. Die Ernüchterung kam beim Frühstück vorbereiten. Trotzdem ich an Abend die Abwasserpumpe lange laufen lies, war der Abfluss zugefroren. Im Van kann ich nicht einfach das gebrauchte Geschirr stehen lassen und für ist mich täglich, wenigstens mit einem Waschlappen, ganz zu waschen ein Grundbedürfnis. Eine riesen grosse Frustration. Bei mehreren Tage mit unter -4°C ist das Leben im Van für mich nicht möglich. Ich wollte mal die nordischen langen Winternächte erleben und die Polarlichter am Himmel tanzen sehen.


Für Vancouver zeigte der Wetterbericht unter Tags immer über Null, in den kommenden Nächten nur selten unter Null. 1300km zeigt das Navi bis Vancouver an. In meinem Frust beschloss ich die Strecke in 2 Tagen zu fahren. Für diese 2 Tage plante ich nur kaltes Essen, Brot, Hummus und Käse. Da muss man kaum etwas abwaschen. Da ich auf dem Walmart Parkplatz stand, wollte ich ausnahmsweise mal da was einkaufen. Zu allen Überdruss zog ich die Schuhe mit den abgelaufenen Sohlen an. Wie es an so einem Tag kommen muss, ich rutschte aus. Glück hatte ich, ich blieb ganz und mir tat nichts weh. Unverrichteter Dinge verliess ich den Supermarkt. Das, was als Brot verkauft wurde, ist für mich kein Brot. In einem anderen Supermarkt fand ich ein annehmbares Sauerteig Roggenbrot.


In Quesnel duschte ich im Sportzentrum und fragte ob ich über Nacht stehen darf. Eigentlich nein war auch hier die Antwort. Ich blieb unbehelligt, wurde nicht weggeschickt und konnte ruhig schlafen. In Quesnel war es wärmer, um die Null Grad und der Ablauf funktionierte wieder. Für den nächsten Tag stellte ich den Wecker, waren es doch 640km bis nach Vancouver. Zwischen Cache Creek und Hope fährt man durch 2 unterschiedlich schöne Landschaften. Um Cache Creek sieht die Landschaft für mich nach einer bergigen Prärie aus. Auf einem Pferd sah ich ein Cowboy der Rinder vor sich her trieb. Kurz danach führt die Strasse erst dem Thompson River und danach dem Fraser River entlang, zum Teil durch relativ tiefe Schluchten. Ab Hope begann ist immer stärker zu Regnen und die letzten 160km ist eine viel befahrene Autobahn. Ich musste mich erst wieder an den starken Verkehr gewöhnen. In Vancouver fand ich eine Platz auf einem stadtnahen RV Park der das ganze Jahr offen hat. Wasser, Dusche, Waschmaschinen und Trockner, alles ist vorhanden auf diesem Camping und funktioniert.

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