Ab Watson Lake fuhr ich auf der berühmten Alaska Hwy. Dies ist die direkte Verbindung von den USA nach Alaska durch Kanada. Sie ist breit, für diese Region mit einigem Verkehr. Auf halbem Weg nach der grössten Stadt in Yukon, Whitehorse, übernachtete ich in Johnsons Crossing.
Vor dem Strassenbau war der Yukon River die Verkehrsader zwischen Dawson City und Whitehorse. Die Stadt bekam wegen gefährlichen Stromschnellen in Yukon River den Namen. Mit dem Bau von einem Flusskraftwerk sind die Stromschnellen nicht mehr sichtbar. Der restaurierte Flussdampfer SS Klondike steht an Land als Museum. Wegen Renovationsarbeiten konnte nur das 1. Deck besucht werden. Bis zum Bau der Klondike Hwy Anfang 1950 war der Raddampfer in Betrieb.
Kurz nach Whitehorse verlasse ich die Alaska Hwy und zweige auf die Klondike Hwy nach Dawson City ab. Beim Foto-Halt am Fox Lake treffe ich Priska und Fredi von Affoltern a/A mit ihrem WoMo. Vor 8 Mt. verschifften sie ihren Bimobil Sprinter nach Buenos Aires. Bei Ushuaia überquerten sie den südlichen Polarkreis, kürzlich in Alaska den nördlichen. Auf den freien Camping bei Pelly Crossing verbrachten wir einen schönen angenehmen Abend zusammen.
Für die damalige Schifffahrt auf dem Yukon River waren die Five Finger Rapids die gefährlichste Passage zwischen Dawson City und Whitehorse. Vier mächtige Felsen standen im Fluss, rundherum Stromschnellen. Viele Goldgräber verloren da ihr ganzes Hab und Gut, einige auch ihr Leben. Die Flussdampfer verwendeten Winden um sicher an den Felsen vorbei zu kommen. Später wurde ein Felsen gesprengt, so wurde die Stelle sicherer.
Neben der Klondike Hwy sah ich einige Waldbrände, der Wind trieb den Rauch von der Strasse weg. Bis Mitte August 2023 sind in Kanada 139000km² Waldfläche verbrannt. Eine Fläche die grösser als Deutschland's Waldfläche ist. In den vergangenen 10 Jahren lag der Jahresdurchschnitt bei 22000km².
Ausserhalb von Dawson City übernachtete ich auf einem Camping. Am nächsten Morgen war die ganze Gegend in Rauch gehüllt. In die 2. grösste Stadt von Yukon fuhr ich nur kurz zum Einkaufen und um Infos zur Region zu holen. Den Ort werde ich später anschauen.
Für Kanada einen Katzensprung. Zur Abzweigung auf die Dempster Hwy in Richtung Arctic Ocean musste ich 40km zurück fahren. Bis auf paar wenige Kilometer in Inuvik sind die 880km bis Tuktoyaktuk Schotterstrasse. Die Stossdämpfer vom Van stellte ich auf die weichste Stufe und reduzierte den Reifendruck.
Die ersten 100km verhinderte der Rauch ein Fernsicht. Manchmal war es fast so dicht wie Nebel. Die Staubwolken von kreuzenden Fahrzeugen, vor allem die die ihre Geschwindigkeit nicht reduzierten, nahmen mir die Sicht. Je nach Wind für 200 – 300m. Etwa 80km lang wurde der Rauch schwächer.
Der Fork Pass Summit (1400m) ist der höchste Punkt der Demster Hwy. Es ist eine Wasserscheide, südlich fliesst das Wasser in den Yukon nach Westen in die Bering Sea, nördlich in den Mackenzie River zur Beaufort Sea.
Auf dem Engineer Creek Campground übernachtete ich das erste Mal. Auf der anderen Seite von Engineer Creek erhebt sich eine hohe Felswand. Am Anschlagbrett steht, dass es ausser Bären auch Wölfe in der Gegend hat. Am nächsten Tag ging die Fahrt im Rauch weiter.
Auf einem Rastplatz, ohne Rauch mit schöner Aussicht, stand der 35 jährige Mercedes Kurzhauber einer Aargauer Familie. Mit ihren 2 Kindern reisen sie ein halbes Jahr durch Kanada. Wir plauderten angeregt zusammen, erst beim Weiterfahren bemerkte ich, dass ich nicht weiss wie sie heissen.
Etwa in der Mitte der Dempster Hwy liegt das Eagle Plains Hotel & Service Station. Ich brauchte weder Diesel noch sonst was. So schaute ich nur kurz umher, benutzte das WC und fuhr danach weiter bis zum Polarkreis (Arctic Circle). Diese rund 40km Strasse ist eher schmal und ‹Wellblechig›, eine der schlechtesten Abschnitte der Strecke.
Trotz der schlechten Sicht wegen dem Rauch musste ich mit der Arctic Circle Tafel Fotos machen.
Zum Übernachten wählte ich den Rock River Campground. Auch auf diesem öffentlichem Camping muss man sich selber registrieren. Der Rauch blieb auch am nächsten Morgen, die Temperatur war immer noch angenehm. Kurze Hosen und T-Shirt Wetter.
Kurz nach dem Campground überquerte ich auf dem Wright Pass (915m) die Grenze der Territorien Yukon und Northwest Territories. Im Sommer ändert hier die Zeitzone.
74km nach der Grenze überquere ich mit der Kabelfähre den Peel River. Die Fähre ist für alle grat
is. Für etwa 1 Mt im Herbst und Frühling geht es hier nicht mehr weiter. Wenn das Eis über den Fluss genügend dick ist, führt die Strasse über das Eis. Im Frühling muss alles Eis weg sein, damit die Fähre wieder fahren kann.
Kurz nach der Fähre liegt Fort McPherson. Von der Aargauer Familie bekam ich den Tipp, dass die Tankstelle am Ende des Dorfes den billigsten Diesel der Region hat.
Nicht allzu weit ist es zur nächsten Fähre über den Mackenzie River. Diese Fähre machte einen Zwischenhalt in Tsiigehtchic und setzte danach über den River. Bei beiden Fähren musste ich nicht lange warten.
45km vor Inuvik hielt ich bei einem Miet WoMo mit Reifenpanne an. Ob ich einen Wagenheber habe, ihrer sei soeben kaputt gegangen. Beim Auspacken vom Wagenheber stellten wir fest, dass wir zusammen Schweizerdeutsch sprechen können. David und Gabi aus dem Berneroberland sind 3 Mt in Kanada unterwegs. Ihre dritte Panne auf der Dempster Hwy. Bei einer Servicestation liessen sie die Reifen reparieren, ihr Ersatz sei aber nicht mehr super. Ein paar km weiter merkten sie, dass sie wieder Luft verlieren. Notdürftig reparierten sie den Reifen, ich half mit Wagenheber und Luftkompressor aus. In Inovik kauften sie 2 neue Reifen und einen Wagenheber. Das Pech will, sie hatten auf der Rückfahrt nochmals eine Reifenpanne.
Der Rauch in Inovik war heftig, wie wenn neben einem rauchiges Lagerfeuer sitzt. Genügend warm war es um draussen im Rauch zusammen zu sitzen und zu essen. Als Dank für die Wagenheber Ausleihe wurde ich zum feinen Abendessen eingeladen. Inovik ist für mich nicht interessant.
Die Strasse zwischen Inovik und Tuktoyaktuk wurde im November 2017 eröffnet. Streng genommen endet die Dempster Hwy in Inovik. Die weiteren 140km heissen einfach Inovik-Tuktoyaktuk-Hwy (ITW). Den fast unaussprechlichen Namen Tuktoyaktuk wird mit Tuk oder Tukto abgekürzt. Tuk ist der einzige kanadische Ort am Arctic Ocean und der nördlichster Punkt der mit einer direkten Strasse erreichbar ist. Wie eine Schlangenlinie führt die Strasse durch ein riesiges Seengebiet. Einige Schwäne sah ich auf den Seen.
Interessant sind die Pingos. Hügel die aussehen wie kleine Vulkane. Sie entstehen durch den Permafrost und können jährlich wachsen. Der höchste in der Region ist um die 50m.
Durch den kühlen Nordwind war Tuk rauchfrei. Einige nehmen in Tuk ein kurzes Bad im Meer, mir genügte ein Fussbad. Mich erstaunte, dass das Meer wärmer als die Luft war. Mir gefiel es direkt am Arktischen Ozean zu übernachten.
Der nächste Morgen war noch kälter und feucht. Ich fuhr zurück nach Inuvik. Trotz der tiefen Wolkendecke genoss ich den Blick auf die Seenlandschaft. Mit schönem Rundblick übernachtete ich nach Inuvik auf einer Anhöhe. Im dichten Nebel mit 4°C wachte ich am nächsten Morgen auf. Später erfuhr ich von einem Schweizer Paar die auch dort übernachteten, dass sie morgens um 6 neben ihrem WoMo einen Moschusochse sahen.
Nach einem Fotohalt kurz vor der Mackenzie-Fähre konnte ich den Motor nicht mehr starten. Machte noch kurz ‹klick›, danach hatte ich keine Spannung mehr. Ohne Elektronik läuft beim Sprinter nichts mehr. Nach längerem Suchen und Sicherungen messen fand ich das Übel. Hinter einer Abdeckung neben dem Gaspedal befindet sich der Batterietrenner. Vermutlich war er nicht genügend gesichert. Durch die Vibrationen auf der Schotterstrasse löste sich der Kontakt. Ich war erleichtert, dass ich weiterfahren konnte. Trotz offener Motorhaube, kein Fahrzeug hielt diesmal an.
Das Wetter blieb kühl und regnerisch. In Fort McPherson füllte ich Diesel auf. Nur für mich fuhr die Fähre über den Peel River. Zwischen den Peel River und Eagle Plains Hotel war die Dempster Hwy streckenweise vom Regen aufgeweicht. Alle paar Minuten hätte ich einen Foto Stopp machen können. Trotz dem regnerischem Wetter fand ich es herrlich die Landschaft rauchfrei mit einer relativ guten Sicht zu geniessen. Weiter südlich besserte sich das Wetter. Beim Tombstone Park Center machte ich einen längeren Spaziergang dem North Fork Creek entlang. Den Bärenabwehrspray vergass ich im Van, hätte ihn auch nicht gebraucht, es zeigte sich leider kein Bär.
Zurück in Dawson City war erst mal waschen angesagt. Mich selber, meine Wäsche und den Van. Ausserdem machte ich eine Reifenrochade. D.h., Reserverad kommt hinten Rechts, dieses kommt nach vorne Rechts, usw. Damit alle Reifen etwa gleichmässig abgenutzt werden. Gut habe ich eine Unterlage für den Wagenheber. Mit meinen grösseren Reifen und den neuen Stossdämpfer ist der Wagenheber zu kurz. Alleine das schwere Reserverad wieder unter den Van zu befestigen ist eine kraftraubende Arbeit.