Von unserem Ankerplatz in Palmeira auf der kargen Insel Sal segeln wir direkt nach Mindelo, Sao Vicente. Dort befindet sich der einzige Hafen der Kapverden. Wie es sich schon eingespielt hat bei Distanzen welche knapp an einem Tag zu segeln sind, beschliessen wir gegen Abend los zu segeln um am anderen Tag sicher bei Tageslicht anzukommen. Auf einen Ankerstopp in Sao Nicolau und einen Besuch auf der Insel verzichten wir aus taktischen Überlegungen. Wir beschliessen nördlich der Inseln zu segeln. Die Fahrt erweist sich als ruppig, windig, wellig und zwischen den Inseln Santo Antao und Sao Vicente spüren wir den bekannten Düseneffekt und legen nochmals einen Zahn zu.
Die Marina Mindelo, ebenso wie das dazu gehörende Ankerfeld ist um diese Jahreszeit wenig besucht und wir finden einen (vermeintlich) sehr guten Liegeplatz und machen die Dada Tux fest. Der Wind bläst heftig mit ebensolchen Böen und wir schaukeln fast noch mehr als beim Segeln. Andern Tags verlegen wir. Geplant ist, dass ein Hafenmitarbeiter mit seinem Beiboot unsere vorbereiteten Bugleinen durch zwei Bojen zieht. Aus nicht geklärten Gründen schafft er das nicht und wir driften gegen das Nachbarboot. Dies beschert uns einige Kratzer am Rumpf, was sehr schmerzt. Das Nachbarboot, eine Ovni von Franzosen bleibt jedoch unbeschädigt und letztendlich liegen wir weniger „rupfend“ am Steg. Unser erster Landgang ist der korrekten Anmeldung gewidmet, zuerst in der Marina selbst, dann geht es zu den Behörden. Diese behalten wiederum unsere Schiffspapiere. Es verläuft jedoch alles problemlos. Zu unserer grossen Freude treffen wir auf Valentin von der Felba und ein befreundetes Paar. Wir lernten Valentin vor 2 Jahren auf Tazacorte, La Palma kennen. Bei „Kaffee und Kuchen“ sitzen wir plaudernd austauschend im schwimmenden Bar/Restaurant.
Für den geplanten „Urlaub“ in Deutschland und der Schweiz heisst es schon bald zu packen und vor allem das Schiff genügend zu vertäuen. Wir legen um jede Boje eine zusätzliche Leine, ziehen das Schiff in genügendem Abstand vom Steg weg. Wir sind zufrieden und denken, dass so sicher nichts passieren kann. Die Marina ist informiert ebenso „bewachen“ die Eigner der Galathea die Dada Tux. Kaum sind wir in der Schweiz erhalten wir eine E-Mail, dass die Bojen in Folge des Starkwinds nicht gehalten haben und unser Schiff gegen den Steg driftet und ein Kugelfender geplatzt ist. Das Boot wird von Gottfried, Darja und den Marineros neu vertäut, kein weiterer Schaden entsteht.
Die „Ferien“ benutzen wir jeweils für diverse unvermeidbare Termine, einige Einkäufe, vorwiegend jedoch um Familie und Freunde zu besuchen. Wir erleben einen zauberhaften Frühling in einer Blütenpracht, einem Duft vom Feinsten und schon fast sommerlichen Temperaturen. Nicht weniger „fein“ sind die Besuche, wo wir uns überall willkommen fühlen und ebenso unvergesslich gut sind die jeweiligen zubereiteten Gerichte, Gespräche und Diskussionen. Es ist uns wichtig den Kontakt zu pflegen und wir möchten uns bei allen herzlich bedanken. Es sprengt den Rahmen alles zu (be)schreiben.
Ein Ereignis möchte ich jedoch erzählen. Nach ungefähr 50 Jahren ohne jeglichen Kontakt kam ein Treffen mit Fritz zu Stande. Dies auf Grund eines während der Studienzeit gedrehten Super 8 Krimis „Wuff“ bei welchem Fritz und ich die Hauptrollen spielten! Der Film dauert etwa acht Minuten und wurde von einem Mitwirkenden auf eine BluRay überspielt. Fritz hatte die Aufgabe die Mitspielenden ausfindig zu machen und den überspielten Film zu zu stellen. Schön, diesen Kontakt wieder zu haben. Die Wohngemeinschaft mit meiner Schwester Susanne bewährt sich in jeder Beziehung. Wir nehmen Abschied und fliegen über Lissabon nach Sao Vicente zurück. In Lissabon treffen wir Edith, die älteste Schwester von Hansueli, welche eine Woche mit uns verbringt.
Es tut weh, unser Schiff nach kurzer Zeit voller Sand und Schmutz an zu treffen. Ein Putztag ist angesagt und wir bringen die Dada Tux zu dritt wieder auf einen bewohnbaren Stand.
Mit der Fähre fahren wir auf die Insel Santo Antao. In Aldeia Manga, einem Bungalow Hotel im fruchtbaren Paul Tal sind wir für kurze Zeit einquartiert. Wir sind nicht die einzigen SchweizerInnen und wir lernen Andrea, Dominique, Pascal und Marcel kennen welche uns vor ihrer Abreise in die Schweiz in der Marina besuche. Mit dem Ausflug auf die Insel Santo Antao lernen wir neben den beiden schon „bekannten“ sehr trockenen Inseln Sal und Sao Vicente eine fruchtbare, grüne Insel der Kapverden kennen. Von Kaffeeanbau, Yams, Zuckerrohr, Avocados über Bananen, Papaya, Mangos gibt es was das Herz begehrt. Für die Mangosaison ist es leider etwas zu früh.
Viele „gluschtige“ Wanderungen sind möglich, Küstenwanderungen, Berg- und Talwanderungen, Schluchten erkunden…. Da wir jedoch einen Gesamteindruck der Insel erhalten möchten, mieten wir für zwei Tage ein Taxi mit einem einheimischen Fahrer, welcher mit uns an einem Tag die fruchtbarere Seite der Insel (Ost-nordost) und andern Tags die trockene karge Seite (Westen) befährt und uns wissenswertes über die Insel und das Leben der Einheimischen erzählt.
Hier so ein Beispiel: über 90% der InsulanerInnen sind katholisch, die wenigstens sind jedoch verheiratet und leben in „wilder Ehe“ gut und glücklich. Die Kinderzahl der Familien scheint ebenfalls stark rückgängig zu sein, von vielen Kindern (unser Fahrer ist einer von dreizehn und ist 37 Jahre alt) haben die Familien heute 3 Kinder. Die Schule ist obligatorisch (ich habe nicht genau heraus gefunden, wie viele Schuljahre das sind) wobei die Eltern Schulgeld bezahlen.
Vollgepackt mit vielen Eindrücken machen wir uns auf den Weg zur Fähre und fahren zurück auf die Dada Tux nach Mindelo.
Mit Darja und ihrem Hund Tino von der Galathea und Edith fahren wir an die Baia das Gatas und geniessen einen Tag am Strand und ein Bad im Meer.
Schon heisst es Koffer packen für Edith. Wir begleiten sie zum Flughafen und verabschieden uns mit Dank für die gemeinsam verbrachte Woche.
Kapverden, ein seit 1975 unabhängiges Land, gehört zu den ärmsten der Welt. Viele sind gezwungen auszuwandern und unterstützen ihre Familien. Trotzdem oder gerade deswegen ist die Musik überall. Es gibt drei Hauptrichtungen: die Morna (Erlösung aus der Traurigkeit)– sie wird als traditionelle einheimische Musik angesehen. Die Funana galoppierend und schnell und die Coladera rhythmisch und melodiös. Die wohl bekannteste Sängerin ist Cesaria Evora (1941 bis 2011) in Mindelo geboren und aufgewachsen. Seglerisch finde ich die Kapverden recht anspruchsvoll. Oft ist es recht windig und wegen den vorherrschenden Winden sind nicht alle Ziele einfach anzusteuern, starke Fallböen haben bei Freunden schon für Unfälle gesorgt.
Für Hansueli und mich ist der „Alltag“ eingekehrt; Vorbereitungen für die Weiterreise nach Brasilien, zuerst die anscheinend paradiesische Insel Fernado de Noronha (Koordinaten: 3° 51′ S, 32° 25′ W) und mit grosser Wahrscheinlichkeit anschliessend Salvador, stehen an. Sobald das Wetterfenster günstig ist lassen wir die Leinen los und überqueren erstmals den Äquator.