Von Helen auf Freitag, 04. Februar 2022
Kategorie: Region

Baja California / Baja California sur / Mar de Cortès bis Puerto Escondido

Am 15. Dezember passieren wir die US/Mexikanische Grenze und klarieren, wie die meisten vom Norden kommenden Boote, in Ensenada ein. Die Marinas sind für die Einklarierungsmassnahmen spezialisiert und leisten Hilfe. Natürlich ist dies im Hafenpreis inbegriffen der für unser Boot pro Nacht gut 100 US$ beträgt. Bevor wir von Bord gehen dürfen werden wir von der «Gesundheitsbehörde» empfangen. Die Temperatur wird gemessen, die Covidimpfausweise kontrolliert, der Gesundheitszustand abgefragt. Wir erhalten ein «Dokument» mit dem wir uns frei bewegen können um am anderen Morgen alle übrigen notwendigen Schritte zu unternehmen, d.h. bei der Marina mit unseren Schiffsdokumenten, Pässen anmelden und bezahlen. Dann werden wir in ein Büro geschleust wo es von der Marina angestellte Helfer gibt die alle notwendigen Papiere für die Einwanderungsbehörde zusammenstellen, kopieren etc. und uns anschliessend zu den Behörden (es befinden sich alle 4 im selben Gebäude) chauffieren.



Glück haben wir mit dem Nachweis des Versicherungsschutzes. Obwohl dieser nebst anderen Sprachen auf spanisch geschrieben ist muss für die Mexikaner ausdrücklich ersichtlich sein, dass die Versicherung in Mexiko gültig ist. Mit Hansueli`s guten Internetrecherchen Kenntnissen findet er eine Dokument zu unserer Versicherung wo garantiert wird, dass unsere Versicherung Welt weit gilt. So kommen wir darum herum eine zusätzliche «Mexiko» Versicherung abzuschliessen wie dies einem uns bekannten Schweizerboot passiert.


Vier verschiedene Stellen müssen wir durchlaufen um definitiv und legal in Mexiko sein zu können: Hafenbehörde, Einwanderung, Zoll und TIP (ein 10 Jahre gültiges Dokument welches die auf dem Schiff befindlichen «Wertgegenstände» wie z.B. Funkgeräte, Mikrowelle, … auflistet und beim verlassen des Landes immer noch auf dem Schiff sein müssen. Nach einigen Stunden ist alles erledigt und wir sind rechtens im Land.


Da die Winde gerade günstig sind um weiter zu segeln wollen wir am selben Tag los. Dafür benötigen wir jedoch ein Zarpe de despacho (schriftliche abgespempelte Abreisebewilligung) welches wir von der Hafenbehörde erhalten, resp. ein Marinamitarbeiter kümmert sich darum. Versprochen um 15.00 erhalten wir das Zarpe um 16.00 und segeln unverzüglich weiter bis zu unserem ersten Stopp in Bahia Tortuga, welche wir bei guten Windverhältnissen nach 291.5 NM erreichen. Begleitet werden wir von einigen Grauwalen und Delphinen, mal ganz nah, dann wieder von der Ferne.



Empfangen werden wir in der Bucht von hunderten von Seehunden und Pelikanen, Fischerbooten und von Enrique. Enrique macht diverse Geschäfte mit Dieselverkauf, mit Wassertaxidiensten und fährt zu den Booten, kaum habe sie geankert. Sein Bruder verkauft selbstgemachten recht hübschen Schmuck aus Muscheln und begleitet ab und zu die Bootsfahrten oder empfängt die «Gäste» an Land um auch seinen Teil ab zu bekommen.
Wir schlendern durch ein eher staubiges unattraktives Dorf, die wenigen Restaurants sind meist geschlossen, wir finden jedoch einen recht gut bestückten Laden und können unseren Frischproviant aufstocken. Tortillas, welche wir Portionen weise einschweissen, dienen uns als Brotersatz.



Auf der ganzen Westseite Baja Californiens sowie im gesamten Mar de Cortès ist Internet und Handyempfang ein rares Gut. So schätzen wir umso mehr unser Iridium GO! mit welchem wir die Wetterdaten und Textemails über Satelliten senden und empfangen können.



Am «Heiligabend» sind wir auf hoher See und segeln bis an die Südspitze. Cabo San Lucas, ein sehr mondäner Ort, voll von Sportfischer- Ausflugs- und Kreuzfahrtschiffen aller Art, einer faszinierenden Bucht mit einer aussergewöhnlichen Felsformation, weissem Sandstrand und 5* Hotels. Der Versuch in einer der Marinas einen bezahlbaren Platz zu erhalten scheitert kläglich. So ankern wir in der Bucht, die tagsüber mit Wassertöffs, Pangas etc. belebt und bewegt wird. Der Weg mit dem Dingi zum Anlegeplatz ist weit und ruppig. Um das Dingi am Steg fest zu machen bezahlen wir 3 US$ pro Tag. Kaum sind wir jedoch aus der «Touristenzone» raus entpuppt sich Cabo San Lucas als «nettes» mexikanisches Städtchen. Wir finden sogar in einem lauschigen Restaurant ein leckeres vegetarisches und trotzdem mexikanisches Essen: vegetarisches Ceviche und vegetarische Fajitas.


Silvester verbringen wir vor Anker mit Feuerwerk, einer Drohnendarbietung und diversen Musiken, bevor wir nordwärts Richtung La Paz segeln. Wir machen Halt in Los Frailes und Ensenada de los Muertos, zwei wunderschönen und vor Nordwind gut geschützten Buchten mit klarem Wasser, Sanddünen, zum spazieren einladenden Stränden und wer etwas Berg steigen mag eine Rundumsicht von den felsigen Höhen.
Für die letzte Stecke bis La Paz berechnen wir die Strömung durch den Cerralvo (auch Jean Jacques Cousteau Kanal) und den San Lorenzo Kanal um nicht allzu viel gegen an zu segeln, resp. in diesen Situationen oft unter Motor fahren. Die Bahia de La Paz ist riesig, bietet einiges an wunderschönen Ankerbuchten, türkisblaues (kitschiges) Wasser, bizarre Felsformationen, so z.B. den berühmten Steinpilz in der Puerto Balandra Bucht.


Durch den Kontakt von Roberto erhalten wir einen Platz in Mariana Palmira wo wir 5 Tage bleiben, uns bei der Hafenbehörde anmelden und vor der Abreise wieder ein Zarpe de despacho benötigen. Wir flanieren durch die Stadt, der Uferpromenade entlang, entdecken hübsche, meistens versteckte Restaurants (oft geschlossen) und lassen uns in einem «originellen» Coiffeursalon die Haare schneiden. Das von einem interdisziplinären Team und vom Staat unabhängig geführte Walmuseum öffnet speziell für uns und gibt einen sehr guten Eindruck was uns im Mar de Cortès alles erwarten könnte. Von Blauwalen, den grössten aller Meerestiere (ca 30 m lang), Meeresschildkröten denen wir unterwegs begegnen, Haiwalen, Delphinen, Seehunden und Seelöwen.



Da wir einen neuen Antifoulinganstrich machen und den Dada Tux Rumpf oberhalb der Wasserlinie schleifen wollen, besuchen wir die entsprechenden Werften in La Paz, telefonieren an einigen weiteren Orten, versenden auf englisch und auf spanisch unsere Daten inkl. Fotos vom Schiff und bitten um eine Offerte. Nur von einer Wert erhalten wir eine Rückmeldung.



Ebenfalls von Roberto, den wir auf Hawaii kennen lernen und in La Paz ein Segelschiff besitzt, erhalten wir viele gute Tipps von Buchten und Orten im Mar de Cortès. Im Winter herrscht der Nordwind vor und wir müssen (wollen) zuerst nordwärts, d.h. wir brauchen sichere Ankerplätze um ggf. 4-5 Tage Starkwind abzuwettern. Die zahlreichen Inseln der Westküste entlang bieten Ankerplätze «wie Sand am Meer» (was es auch hat). Da ist die Isla Espiritu Santo, Isla San José, Isla Danzante, Isla Carmen, nur um einige zu nennen, dazu die Buchten auf der Halbinsel wie San Evaristo, Bahia Agua Verde, Puerto Escondido.



Ein beliebter Zeitvertreib ist es die diversen Pelikanarten, farblich, von der Grösse und vom Flugstil recht unterschiedlich zu beobachten. Immer wieder kommen sie mir vor wie wenn sie lächeln würden. Fregattevögel sind oft präsent, Fischreiher und weisse «Störche» in drei verschiedenen Grössen. Beim schnorcheln und tauchen wären vielerlei Arten von Fischen und Korallenriffe zu entdecken. Für uns Beide, aus ganz unterschiedlichen Grünen, leider nicht (mehr) möglich.Von den meisten Ankerplätzen aus gibt es zahlreiche Wanderungen durch feinen weissen Sand, durch Dornengestrüpp, auf steinige von Kakteen übersäte Bergkämme mit faszinierenden Rundumblicken, zu Salinen, zu heissen Quellen, zu Mangrovenwäldchen, … Der Cardòn Kaktus ist einer der grössten weltweit und erreicht eine Höhe von bis zu 25 Metern und einen Durchmesser von gegen 1,5 Metern, ein wahrlicher Gigant in der Wüste von Sonora.



In Agua Verde verbringen wir einige Tage und wollen uns die im Segelführer beschriebenen mit Händen bemalte Höhle besuchen. Einheimische erklären uns den Weg und da wir, besonders Hansueli gut im «navigieren» ist haben wir keine Bedenken die Höhle zu finden. Weit gefehlt, wir passieren wie empfohlen den Friedhof, einen toten Baum, einige Palmen und eine kleine Sanddüne gelangen rund um den Berg ans Wasser und suchen gefühlt Stunden jeden Höhleneinschnitt ab, schlängeln uns seitwärts durch hohe Felsbrocken, kriechen auf allen Vieren unter Tunnels durch, kratzen uns Beine und Arme am Dornengestrüpp auf, sehen viel faszinierendes jedoch keine bemalte Höhle. Zurück auf der Dada Tux lässt es uns keine Ruhe und wir beschliessen anderntags nochmals auf die Suche zu gehen doch ebenso erfolglos.


Besonders fasziniert und beeindruckt mich die Isla Coyote, ein «Steinhaufen» im Nichts umgeben von türkisblauem Wasser (jedoch auch Felsen die knapp über oder knapp unter Wasser liegen). Sie ist eine der wenigen von einer «Grossfamilie» bewohnten Inseln.



Wasser ist ein rares Gut in dieser Wüstengegend, wenige Gemeinden besitzen eine Salzwasseraufbereitungsanlage. Einkaufsmöglichkeiten und Internet sind selten, d.h. wie schon öfters geht nichts über eine gute Planung, entschädigt werden wir mehr als genug durch die eindrückliche einzigartige Gegend. Das Klima im Winter empfinde ich sehr angenehm, trocken, tagsüber 20 – 24°C, nachts kühlt es ab und frühmorgens kann die Temperatur auch mal unter 10° fallen.


Das Mar de Cortès wird hauptsächlich von USAmerikanern und Kanadier besegelt, die den Winter hier verbringen. Doch wir lernen zwei junge Schweizerpaare kennen. Mit Carmen und Iñaki von der Segelyacht Anila spinnen wir etwas Seemannsgarn und erklimmen wie Ziegen steinige Anhöhen um danach die spektakuläre Aussicht zu geniessen. Anila segelt unter belgischer Flagge und sie nehmen ab und zu MitseglerInnen mit. Zu finden sind sie unter: https://www.anilasailing.ch/


Wir sind in Puerto Escondido angekommen, wirklich ein versteckter Ort mit einer für diese Region guten Marinainfrastruktur: Internet (kein Handyempfang), kleiner Einkaufsladen, Wäscherei, Gas, Benzin und Diesel, Wasser, Tauchservice, Autoverleih. Für einige Tage sind wir zurück in der Zivilisation.

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