Von Helen auf Donnerstag, 18. Januar 2018
Kategorie: Region

Der Kanarenkreis schliesst sich


Silvester / Neujahr verbringen wir mit einem feinen Nachtessen auf dem Schiff, um Mitternacht erfreuen wir uns am Feuerwerk und anschliessend finden wir uns auf der Plaza de las Americas beim tanzen (eher selten) zu lateinamerikanischer Klängen wieder. Die Bekleidungsunterschiede zwischen den „Gästen“ von La Gomera und den Einheimischen ist frappant. Die Gomeros/Gomeras glänzen mit äusserst interessanten Variationen von Abendbekleidung, vor allem gefragt scheinen bei den Damen „high heels“ zu sein, während die Gäste (Touristen), wohl auch in Ausgangstenue, jedoch bedeutend weniger dem Dresscode – festliche Abendbekleidung-, folgen.


Am 6. Januar kommen die heiligen drei Könige und bringen Geschenke. Hier in San Sebastian de la Gomera reisen sie in festlichen Kutschen von Pferden gezogen an, begleitet von traditioneller Musik, Phantasiegestalten vom Disneyland.

Erwähnenswert sind unsere (fast) täglichen kurzen Strandbesuche inklusive den wohl tuenden Schwimmzügen im etwa 22 Grad warmem Meerwasser.

Die Marina San Sebastian ist über die Festtage voll besetzt, viele Charterboote kommen und gehen, aber auch solche die in die Karibik mit oder ohne Abstecher zu den Kapverden unter den Kiel nehmen. Russen, Polen, Finnen, Dänen, Norweger, Schweden, Engländer, Franzosen, Argentinier, Italiener, Spanier, Belgier, Ungarn, Holländer, Deutsche und Schweizer sind dabei.
Wir lernen durch eine gemeinsame Freundin Richard und Martha kennen. Sie kommen aus Ungarn, leben ein halbes Jahr (wie die Zugvögel sagt Richard) auf einem kleinen Stahlboot und ziehen mit dem Frühling zurück nach Ungarn. Einmal mehr erleben wir eine kurze beglückende Begegnung.


Dazwischen werden Schiffsarbeiten, alltägliche und nicht alltägliche, durch geführt wie z.B. Mast und Wanten von der Mastspitze her abspritzen um nochmals eine „Entsandung“ vor zu nehmen. Kaum zu glauben: das Deck ist wiederum mit einigem Sand und Staub bedeckt.


An unserem fiktiven Abreisedatum hat es Starkwind und von Osten kommend, also genau dorthin wo wir unser nächstes Ziel haben. Für uns heisst das wir warten ab, denn 40 kn Wind und 3-4 Meter hohe Wellen und das gegen an muss nicht sein. Einige Gäste auf den Charterbooten kommen grün und bleich an und opferten dem Meer und dem Schiff den ganzen Mageninhalt. Ein paar Tage später segeln auch wir los.

Mit dem Verlassen von La Gomera schliesst sich der „Kanarenkreis“– wir haben alle sieben Inseln besucht, die kleine, zu Lanzarote gehörende Insel Graciosa, (leider) ausgenommen.


Unser nächstes Ziel ist etwa 20 sm entfernt, die Schildkrötenbucht auf der Südwestseite von Teneriffa, wo wir ankern wollen, eine von uns bisher eher vernachlässigte Tätigkeit. Leichte Winde wehen uns recht sachte unserem Ziel entgegen. Ist die Reisedistanz klein ist man – sind wir – viel eher geneigt zu „dümpeln“, da wir ja ohne hin gegen Abend hin kommen. Anders erleben wir die Tagesfahrten, bei welchen wir früh morgens los segeln um abends noch vor allzu grosser Dunkelheit an zu kommen. Lässt der Wind nach ist die Versuchung gross relativ rasch den Motor etwas zu Hilfe zu nehmen um das gesteckte Ziel zu erreichen. Bei mehrtägigen Reisen spielt es dann wieder überhaupt keine Rolle, da kommt man einfach an, egal ob es dann sechs oder seben Tage dauert. Nun ja, das sind so die Eigenheiten der einzelnen Segelschiffe, resp. deren Eignern. Auf dem Weg zu unserem Ankerplatz hören wir plötzlich ein schnauben, atmen direkt neben uns. Zwei Grindwale ziehen ganz nah an der Dada Tux ihre Bahnen und begleiten uns ein Stück.


Die Schildkrötenbucht ist gespickt mit vielen Bojen, einigen Häusern am Strand und recht vielen Menschen. Uns scheint sie nicht so attraktiv wie beschrieben. Etwas südlich davon gibt es jedoch eine andere Bucht, auf der Karte mit Naturschutzgebiet gekennzeichnet und einem schönen Strand. Dort lassen wir unseren Anker auf zirka sieben Meter Tiefe bei wenig Wind fallen. Beim zweiten Versuch hält er und wir lassen genügend Kette raus. Der Grund wird mit Sand und Felsen angegeben. Schon bald hören wir ein Rasseln, dann wieder nichts, wieder ein Schleifen der Kette und ein Anhören wie wenn die Kette zwischen die Felsen fällt. Wenn das nur gut geht und wir die Kette, resp. den Anker am Morgen wieder hoch kriegen. Die Ankerboje, welche in solchen Momenten hilft, liegt in der Segellast! Zur Sicherheit machen wir eine Peilung und setzen den Ankeralarm.

Das Naturschutzgebiet ist ein Steilhang mit Felsformationen und Sträuchern abfallend zum Sandstrand. Wir sehen etliche improvisierte Behausungen, Zelte, aufgespannte Tücher, Feuerstellen, Personen mit und ohne Bekleidung. Beim Frühstück im Cockpit sind unsere zwei Ferngläser mit dabei und wir betätigen uns als VoyeuristInnen. Es scheint so etwas wie das El Dorado der Aussteiger zu sein, geduldet von den Behörden im Naturschutzgebiet. Als krasserer Gegensatz dazu befindet sich ob dem Steilhang ein Golfplatz und etwas südlicher ein Hotel oder Appartementsiedlung nach der andern.


Nach dem Frühstück ist es Zeit den Anker zu heben und wir sind neugierig wie sich das Ankermanöver gestaltet. Langsam, Meter für Meter kommt die Kette hoch. Wir geben dem Schiff Zeit in „Kettenposition“ zu gehen und langsam aber sicher erscheint der Anker und wir sind frei. Da kein Wind bläst motoren wir in Richtung Marina San Miguel, an der Südostspitze der Insel. Schildkröten sehen wir keine, dafür zeigen uns Delfine ganz aus der Nähe ihre Sprünge.


Bald legt der Wind zu, wir setzen Segel und kommen bei sehr unregelmässigen Winden von drei bis sechs Beaufort unserem Ziel näher. Natürlich bläst der Wind in der Marina mit eben diesen sechs Beaufort und das Festmachen erfordert unsere Aufmerksamkeit. Das Anlegemanöver im Päckli neben einem Boot aus Polen gelingt jedoch mit Bravour. Hansueli ist zum Glück auch darin sehr geschickt. Kaum festgemacht erhalten wir einen neuen Liegeplatz. d.h. wir legen nochmals ab und am neuen Ort an. Wir haben einen Termin beim Segelmacher Thomas, einem Schweizer. Er zeigt uns wie wir unser Rigg kontrollieren und einstellen können. Wir lernen viel dabei und sind froh uns dafür entschieden zu haben.


Anderntags lassen wir die Leinen früh morgens los um bis nach Santa Cruz de Tenerife zu segeln. Der Wind kommt von vorne, d.h. wir kreuzen, und „gewinnen“ so wieder einmal mehr einige Meilen zusätzlich. Wind und Welle sind um die Kanarischen Inseln immer wieder sehr unterschiedlich. Uns beschert das Wetter einige ungemütliche Wellen und gute Stärke hart am Wind. Nach zehn Stunden machen wir in der Marina Santa Cruz de Tenerife fest und bleiben mindestens vier Wochen, erhalten Besuch aus der Schweiz und Deutschland und bereiten uns auf die Überfahrt zu den Kapverden vor. Das kulturelle Leben in Santa Cruz möchten wir noch geniessen, Freunde treffen, welche sich auf Teneriffa nieder gelassen haben und…...

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