Von Helen auf Montag, 29. Februar 2016
Kategorie: Region

Gran Canaria, „Winterwetter“, Drag Queen, Landesinnere und weiteres mehr


Seit zwei Tagen regnet es immer wieder leicht und die Temperaturen sinken, so dass wir Socken anziehen und eine Windjacke. Der Winter ist auf den Kanaren angekommen.
Ein wunderschöner Botanischer Garten befindet sich ca. 7 km von Las Palmas entfernt. Der Guagua (Bus) bringt uns dorthin. Die Vielfalt der kanarischen Pflanzenwelt ist eindrücklich. Der Garten ist in einem Schluchtbett angelegt, so dass auf unterschiedlichen Klimazonen die typische Vegetation gezeigt werden kann. Wir wandern bergauf und bergab an Pinien, Zedern, Drachenbäumen, Margaritenbüschen, „Papageienblumen“, Kakteen, Lorbeerbäumen, Blütenkerzen, Wasserfällen und vielen mehr vorbei.



Anderntags fahren wir mit dem Auto rund um die Insel. Die Südostküste ist sehr karg und trocken. Der Süden ist sehr touristisch, Wanderdünen, Sandstrände und warmes Wetter empfangen uns. An der Westküste geht es Richtung Norden. Schmale „Passstrassen“ führen über Felsmassive.


Einen weiteren lohnenswerten Ausflug unternehmen wir ins Zentrum der Insel. Die Berge sind wie aus Hagel, Blitz und Donner geformt und zeigen eine Vielfalt von Farbnuancen, einerseits vom Fels  selbst; andererseits vom „Bewuchs“. Dieser schimmert unterschiedlich in weisslichen, gelblichen und liafarbenen Tönen.


Zwei Wochen früher wäre dieser Ausflug eine reine Mandelblütenfahrt mit dem Mandelblütenfest (das grösste ländliche Fest auf Gran Canaria mit einer Dauer von zwei Wochen) gewesen, jetzt treffen wir noch vereinzelt auf fast verblühte Mandelbäume. Tejeda ist das Zentrum der Mandelverarbeitung. Selbstverständlich kaufen auch wir ofenfrische Mandelkekse und einen Marzipankuchen. Vom Cruz de Tejeda sehen wir auf unsere nächste Insel Teneriffa hinüber. Wanderwege laden ein um die Gegend zu Fuss zu entdecken.


Artenara ist das höchstgelegene Dorf auf 1270 m und ist wie die meisten umliegenden Dörfer in den Fels gebaut. Hier sind Höhlenhäuser zu besichtigen und ein Höhlenmuseum gibt sehr anschaulich einen Einblick.


Wir profitieren vom Mietauto um unsere leere Gasflasche in der Nähe des Flughafens auffüllen zu lassen. Querfeldein geht es weiter durch Schluchten und Wälder, durch enge kurvenreiche Strassen hinauf und hinunter. Es regnet leicht und der Wind bläst kräftig, Nebelschwaden ziehen vorbei (gefühlsmässig hätten wir auch in den Schweizer Bergen sein können). Wir fahren immer weiter bergauf und siehe da, es schneit. Er bleibt sogar etwas liegen und einen Tag später ist die Strasse wegen des Schnees gesperrt, ein richtiger Wintereinbruch.



Wir besitzen zwei Karten für die Drag Queen Gala, einer der Höhepunkte des am 21. Februar zu Ende gehenden „Carnaval.“ Der Anlass wird wegen Schlechtwetter verschoben, der grosse Umzug mit der neu gewählten „Reina“, über 200 Wagen, tausende von tanzenden kostümierten KanarierInnen findet tags darauf statt. Die Drag Queen wird auf den letzten Tag verschoben und wir gehen warm eingepackt ins extra für den „Carnaval“ aufgebaute „Stadions“.


Die Show der 20 Finalisten ist eindrücklich, auf eine Art „schräg“ und gefällt uns gut. Der Sieger ist dann jedoch überhaupt nicht unser Favorit. Anschliessend ziehen wir mit dem Umzug für das „Begräbnis“ der Sardine zum Strand mitten in tanzenden KanarierInnen und erleben so eindrücklich mit einem fulminanten Feuerwerk das Ende des „Carnaval de Gran Canaria 2016“.


Wir mieten für weitere drei Tage ein Auto und entdecken viele weitere eindrückliche „Ecken“ im Landesinnere. Der grösste Teil ist seit 2005 von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt. Eine Rundwanderung im Gebirge führt uns über einen Panoramaweg bei herrlichem Wetter und dem zu folge wunderbarer Weitsicht über einen grossen Teil der Insel, auf das Meer und bis nach Teneriffa mit dem verschneiten Teide. Den höchsten Berg, den „Pico de las Nieves“ mit seinen 1949 Metern erleben wir mit für die Kanaren ausserordentlich viel Schnee, ebenso das Wahrzeichen von Gran Canaria, den „Roque Nublo“. Die Einheimischen kommen in Scharen um den Schnee zu geniessen, formen Schneemänner und -frauen am Strassenrand und auf den Kühlerhauben, benutzen ihre Wassersurfbretter als Schlitten und haben ein „Riesengaudi“.


Am nächsten Tag begleitet uns Moni auf unsere Nordtour. (Hermi hat zu tun auf ihrem Schiff.) Der Norden bietet pittoreske Städchen wie Galdar, Teror, Santa Brigida, Firgas. In der Gegend werden hauptsächlich Bananen angepflanzt. Diese sind jedoch mit riesigen Plastikplanen bedeckt und für das Auge keine Augenweide. Dafür sind es die mehr als 300 Höhlen und Kammern in Tuffstein gegraben, welche als Kornspeicher dienten und in Cenobe de Valeròn zu finden sind.


Für die Südtour einen Tag darauf hat auch Hermi Zeit zum mitkommen. Wir wollen die Dünen von Maspalomas durchwandern (zumindest einen kleinen Teil davon). Wir geniessen die hier deutlich höheren Temperaturen, den rauen Wind der uns um die Ohren pfeift und den Sand, der uns beinahe die Fusssohlen verbrennt und uns fast etwas „sandstrahlt“. Wir fahren nochmals vom Süden her „mittig“ ins Landesinnere um ein weiteres Mal die vielen unterschiedlichen Grüntöne, von der Agave bis zur Wolfsmilch, in uns aufzunehmen, die Felsen in ihren bizarren Formen und Farben, die Weitsicht über die Insel, die Schluchten und das Meer zu bewundern.


Eine folkloristische „Sonntagsdarbietung“ in Las Palmas erinnert uns vom „Ländler“ bis hin zu Mittel- und Südamerikanischen Rhythmen.

Langsam neigt sich unsere Zeit auf Las Palmas dem Ende entgegen. Wenn alles gut geht, kommt die Dada Tux noch einen Tag aus dem Wasser zur Kontrolle des Unterwassers, der Opferanoden, zum einfetten der Seeventile, zum säubern des Propellers.

Wir freuen uns auf Teneriffa und die Besuche.

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