Von Helen auf Donnerstag, 08. Dezember 2016
Kategorie: Region

Patience – ist auch ein Spiel (Mitte November / Dezember 2016)

Ab und zu gibt einige für uns interessante im Sektor Kultur angesiedelte Angebote. Davon machen wir zur Zeit Gebrauch in unserem selbstgewählten Winterlager.


Das erst 2013 gegründete französische Ensemble Magnétis lud im Théâtre Italienne zu einem interessanten Querschnitt durch die (nord)amerikanische Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts ein. Im gut besuchten Konzert fanden wir nur noch Plätze im „Paradies“, zuoberst im 4. Stock ganz nah beim Kronleuchter und mit leicht nach vorne geneigten Sitzplätzen. Die Akustik ist gut, ebenfalls die Sicht auf die Bühne, der Sitzkomfort lässt dafür zu wünschen übrig. Wir geniessen das Konzert gemeinsam mit Monika und kommen gerade vor dem nächsten kräftigen Regen nach Hause.

In la Brèche, dem Artisenzentrum, besuchen wir „Machine“ von der jungen finnischen 3 Personen Artisten – Truppe. Eine mit viel Fantasie, neuen Ideen und grossen artistischen Können zusammen gestelltes Stück mit einer guten Mischung an Einzel- und Gemeinsamdarbietungen.

Berlin im Kino – eine ganze Woche werden verschiedene grösstenteils deutschsprachige Filme gezeigt. Wir sehen „Who am I“, einen Thriller. Benjamin hat eine schwere Jugend, ist ein introvertierter Junge und wie es halt so ist liebt der den Computer und wird einer der gesuchtesten Hacker. „About a girl“ - die Geschichte einer Jugendlichen in welche einen Selbstmordversuch unternimmt, durch Hoch und Tiefs geht mit und ohne Familie, mit und ohne Freund(e) und am Schluss ihr Leben versucht zu meistern. „Paula“ Moderson-Becker, die Geschichte einer begabten Künstlerin Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie hat den deutschen Expressionismus massgeblich geprägt. „Seul dans Berlin“ eine wahre Geschichte aus dem zweiten Weltkrieg. Eltern verlieren ihren einzigen Sohn und machen darauf hin auf handgeschriebenen Karten, welche sie in Berlin verteilen, auf das sinnlose Morden aufmerksam, bis sie verhaftet und zum Tode verurteilt werden.

Sturm im Hafen


Zwei Tage fegt ein heftiger Sturm mit bis zu 10 Beaufort aus nordwest über den Hafen von Cherbourg hinweg. Segel, Taue, Dingis sind zerrissen, flattern wild im Wind und werden am Morgen heruntergenommen, Schiffe mit neuen Festmacherleinen vertäut. Wir machen die Dada Tux morgens vor dem Sturm mit 12 Leinen über zwei Fingerstege fest, so viele wie noch nie. Es pfeift, schlägt, dröhnt, heult, klatscht, schaukelt und zittert die ganze Nacht, an Schlaf ist nicht zu denken. Hansueli steht einige Male auf um nach zu sehen. Zum Glück bleibt die Dada Tux unversehrt.

Die Nächte werden kalt und kälter, die Stege belegen sich nachts ab und zu mit Raureif und so gleiten wir diese morgens entlang, darauf bedacht nicht aus zu rutschen und eine kalte an Stelle einer warmen Dusche zu erhalten. Dafür sind die Tage strahlend blau und geben das Gefühl von „über dem Nebel“ zu sein. Trotzdem finden einige Regattas statt, die Schüler und Schülerinnen segeln mit den Optimisten, mit Laser und kleien Katamaranen jeweils einige Stunden in der Rade.

Schiffsbau


Der am entstehenden Garcia Exploration 45 statten wir ca. wöchentlich einen Besuch ab. Wir besprechen jeweils die anstehenden Fragen / Entscheidungen: Position der Amateurfunkantenne und Tuner, Kabel etc., ein Leesegel für den Navigationssitz, die Druckwasserpumpe wird an einen anderen Ort verlegt. Wir hoffen, dass sie dadurch weniger Lärm produzier. Wollen wir ein Spinakerfall oder ein Genakerfall für den Parasailor…


Im Moment beginnen die Arbeiter den Boden zu legen, d.h. von den Eingeweiden wird bald nichts mehr zu sehen sein. Wir freuen uns jedes Mal über die Fortschritte und sehen unserem neuen Zuhause mit Freude entgegen.

Nachwehen vom Fingerunfall

Die offene Wunde meiner Fingerkuppenläsion hat sich geschlossen, nun folgt die Zeit der Bewegungs- und Sensibilitätstherapie. Es wird noch eine Weile dauern bis die Hand wieder voll einsatzfähig ist. (so schreibe ich z.B. diesen Bericht mit dem Adler- und nicht mit dem Zehnfingersystem). Und es wird auch etwas weniger Fleisch am Knochen sein. Jedoch trotz allem: Glück im Unglück. Für mich erfordert das zusätzliche „Patience“, kann ich doch nicht so mithelfen wie ich gerne möchte.

Ein Jahr plus

Geburtstage gibt es ebenfalls zu feiern. Hansueli und Walter sind mit einem Tag Unterschied geboren (Jahre etwas mehr). So feiern wir zu viert und über Mitternacht wird der Stab an den nächsten „Glücklichen“ gegeben.

Adventszeit

Seit dem ersten Dezember sind die Zentrumsstrassen sehr unterschiedlich und in ganz verschiedenen Farben erleuchtet. In jedem Schaufenster „wackeln“ Bären, Kläuse, Mäuse und vieles mehr um die Wette um den Kommerz an zu treiben Kugeln, Bänder, Kerzen, Päckchen, Engel, Esel, alles strahlt und blinkt. Auf dem einzigen bewohnten (ausser uns) Nachbarschiff auf unserem Steg zwinkern uns blaue und grüne, rote und gelbe Lichtblitze entgegen, welche in einem kleinen Tannenbaum zusammen treffen. Zum „Samichlaus“ erhalten wir von Monika zwei selbstgebackene „Gritibänze“. Zusammen mit Mandarinen und heisser Schokolade gibt das ein „richtiges“ Chlausenzvieri“. Das Brauchtum, auf alle Fälle in dieser Gegend, unterscheidet sich von dem uns bekannten aus der Schweiz. Es gibt im Dezember Feste zum „guten Jahresende“ und die Leute wünsche sich dies. So fand am 2. Dezember in Cherbourg ein Umzug mit weissen „magischen“ Pferden, in Equedreville (zu Cherbourg en Contentin gehörend) findet ein Feuer- Lichtspektakel statt mit anschliessendem Umtrunk bei Glühwein, heisser Schokolade und Marroni. Wir nehmen Teil und verschwinden in der Menge von Kinder, jungen und älteren Erwachsenen.


Patience bleibt uns erhalten.

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