Von Helen auf Samstag, 29. September 2018
Kategorie: Brasilien

Rückblick 90 Tage Brasilien

Reisezeit vom 24. Mai (Recife) bis 21. August 2018 (Rio Grande do Sul)
Zurückgelegte Distanz:  2756 NM (5104 km)

Besuchte Bundesstaaten

Pernambuco, Bahia, Amazonas (mit Flugzeug), Espirito Santo, Rio de Janeiro, Sâo Paulo, Santa Catarina, Rio Grande do Sul

Die Dada Tux macht Halt in

Recife, Pier Salvador, Terminal Nautico Salvador, Ilhèus, Coroa Vermelha, Los Abrolhos, Vitória, Ilha Grande (Enseada do Arbao, Matariz), Paraty, Guarujà, Laguna, Rio Grande

Dazwischen sind wir, von Salvador aus, 10 Tage im Amazonasgebiet in Manaus und in der Tariri Lodge.
Wir versuchen nebst „Schiffshaushalt“ und allem was zu unserem Alltag gehört, am jeweiligen Ort so viel wie möglich von Land und Leuten zu erfahren, zu sehen, Eindrücke auf uns wirken zu lassen.

Land und Leute


Ein enorm grosses Land in so kurzer Zeit zu bereisen und einen Eindruck zu gewinnen ist kaum möglich. Alles was wir sehen sind einige Mosaiksteinchen. Ganz global ist Brasilien (mehr als) eine Reise wert. Ein paar „Brocken“ portugiesisch sind nötig um sich einigermassen zu verständigen, eine andere Sprache spricht kaum jemand, je südlicher etwas vermehrt englisch. Wir reisen, ausgenommen in den Amazonas, der Küste entlang. Die Bundesstaaten Pernambuco. Bahia, Espirito Santo, Rio de Janeiro erleben wir ausserordentlich „üppig“ in Bezug auf einen enormen Reichtum an Vegetation, traumhafte Sandstrände, Sonne und Wärme. Der Einfluss der Kolonisation durch verschiedene europäische Länder prägt bis heute die Gegenden. Die afrikanische Kultur hat in Bahia einen grossen Einfluss. Es ist das Farbigste, das Durchmischte, Reichhaltigste an Musik, Festen, Essen, das uns in Brasilien begegnet. Wir fühlen uns als Teil des Ganzen. In den von uns besuchten Orten haben wir immer wieder Begegnungen mit den Einheimischen. Je weiter südlich umso mehr. Ob das wohl auch am besseren Sprachverständnis und der verbesserten Ausdrucksmöglichkeit liegt und/oder ebenfalls den weniger „geschützten“ Orten, wie z.b. Marina Recife und Salvador, wo alles sehr abgeschlossen ist. Auf alle Fälle erleben wir die Leute als offen, herzlich und kommunikativ. Die sozialen Unterschiede sind gross in punkto Bildung wie auch finanziell und überall sichtbar.


Bundesstaat Amazonas: heiss und feucht am Ende der Regenzeit mit einer spezifischen reichen Tier- und Pflanzenwelt. Die Einheimischen freundlich und hilfsbereit jedoch andere Traditionen und Sitten verbunden. auch bedingt durch die ihre Lebensbedingungen.

Sâo Paulo, Santa Catarina, Rio Grando do Sul: Die Nächte werden kühler, auch tagsüber ist es weniger warm. Die Landschaft verändert sich, es sind diverse Hügelketten hinter einander zu sehen, Wald, irgendwie vertrauter von was wir in Europa gewohnt sind (die meisten Einwanderer aus Europa liessen sich in diesen Gegenden nieder). Das Leben spielt sich nicht mehr nur draussen ab, Kleider als Schutz gegen Kälte sind gefragter. Dies alles bedingt einen „geordneteren“ Lebenstil, man muss wie im Kinderbuch „Frederick Maus“ von Leo Lionni, in der warmen Jahreszeit für die kalten Wintertage vorsorgen.

Erfahrung mit Behörden

Die Behördengänge sind lästig. Bei der Einreise ins Land besuchen wir drei verschiedene Behörden: Policia Federal (für Visum – 90 Tage und nicht 3 Monate), Receite Federal und Capitania dos Portos. In jedem neuen Bundesstaat geht man zur Capitania dos Portos um eine Entrada zu erhalten, beim Verlassen des Bundesstaates benötigt man eine Saìda mit der Angabe des nächsten zu besuchenden Bundesstaates. Bei der Ausreise aus Brasilien werden nochmals alle drei Behörden besucht. (Die Ausreisebewilligung wird in Uruguay als erstes wieder verlangt). Ausser, dass es zeitraubend ist, haben wir uns jedoch überhaupt nicht zu beklagen, sogar einige interessante Gespräche finden statt und wir rasch erhalten oft mit vielen guten Wünschen für die Weiterfahrt, was wir benötigen. Natürlich gehen wir jeweils „vorschriftsgemäss“ gut gekleidet = lange Hosen, Hemd und geschlossene Schuhe für Männer, bei Frauen scheint das Tenue eine weniger wichtige Rolle zu spielen, obwohl ich jeweils im „Röckli“ auftrete.

Kriminalität

Wir halten uns an die üblichen Regeln und fühlen uns während unseres Aufenthaltes nicht bedroht. An einigen Orten, wie z.B. Recife scheint die Kriminalität hoch zu sein und wir werden verschiedentlich gewarnt auch vor Piraterie weiter südlich bei Durchfahrten zwischen Festland und Inseln.

Kontakt zu anderen LangfahrtseglerInnen


Wir treffen wenige und wenn nur kurz. Die meisten bleiben eher „regional hängen“ oder segeln nordwärts. In Salvador haben wir ganz kurz Kontakt mit Romlea, einem holländischen Paar die wie wir südwärts ziehen. Peter und Pam aus Südafrika segeln nordwärts. Das deutsche Segelboot Ui mit zwei Mädchen an Bord segeln nach 6 Jahren Weltumseglung zurück nach Deutschland. Tage lang sehen wir kein weiteres Segelboot, an Anker- oder Liegeplätzen sind wir meistens alleine oder dann das einzige (ausländische) Segelboot.

Seglerische Erfahrungen

Das Küstengebiet ist über grosse Strecken, nach unserer Erfahrung von ca. Ilhéus bis Guarujà eher Wind arm. Wir haben mehr Gegenstrom als Strom mit uns. Ein Mitgrund ist vermutlich unsere (nicht ganz freiwillig) gewählte Jahreszeit. Der Wind unterliegt deutlichen Wechseln, eine zuverlässige Wettervorhersage über mehrere Tage ist schwierig. Anspruchsvoll finde ich die rasche Zunahme der Windstärke sowie der Richtungsänderung. Da wir nachts nie alleine Segel wechseln oder reffen, wird die Nachtruhe einige Male gestört. Generell segeln wir jedoch nachts eher konservativ. Wir sind froh haben wir einen grossen Dieseltank, über rechte Distanzen funktioniert die Dada Tux als Motorsegler. Vielleicht liegt es auch daran, dass die FahrtenseglerInnen doch einige Distanzen zurück legen um von einem Ort an den nächsten zu kommen und „unendlich“ Zeit zu haben ist eine Illusion und sei es „nur“ durch die Beschränkung der 90 Tage. Es gibt sie jedoch auch, DIE Segeltage mit angenehmen Winden, einer moderaten Welle, Sonnenschein so dass das Boot mit einigen Knoten Fahrt friedlich gleitet.


Liste der diversen zu erledigenden Arbeiten in Piriapolis inkl defektes Material seit wir Europa verlassen haben

In Piriapolis beginnt der Frühling. Wir bereiten uns auf die Weiterfahrt Richtung Patagonien gegen Ende Oktober, Anfang November, vor. Einige Reisen auf dem Landweg in Uruguay und Argentinien sind geplant.

Kommentare hinterlassen