Gegen Abend, nach 6 Tagen auf hoher See, kommen wir in Palmeira auf der Insel Sal, an. Die kapverdische Flagge, sowie die Q-Flagge (unter Quarantäne – neues Land ausserhalb EU und Schengenraum betretend) ist gesetzt. Das erste Mal sind wir mit der Dada Tux auf einem anderen Kontinent. Wir sind neugierig was uns alles erwartet und hoffen, dass die Begegnungen ein Nehmen und Geben sein werden.
Das Ankerfeld ist schon (sehr) gut belegt, gespickt mit etlichen Bojen. Eine nicht zu unterschätzende Aufgabe einen guten Platz zu finden um genügend Schwojraum zu finden. Jedes Boot hat seinen eigenen Schwojkreis, abhängig von verschiedenen Faktoren. So zirkeln wir also um Fischer-, Segel-, Motorboote, Dingis und Bojen umher bei 5-6 Bft. Schwojt ein Boot nicht in der berechneten Richtung aus, kann es schon mal ganz schön brenzlig werden (finde ich zumindest).
Wir werfen den Anker auf etwa 6 Meter Tiefe und werfen gleichzeitig die Ankerboje aus. Leider hält der Anker ungenügend, das heisst Anker auf und das Ganze nochmals von vorne. Beim zweiten Versuch klappt es. Trotz des recht starken Windes liegen wir erstaunlich ruhig und geniessen unsere Ankunft. Schon am anderen Morgen haben wir das Gefühl unsere Dada Tux habe sich etwas näher an die nicht weit entfernte grüne Tonne hin gewagt. Nach nochmaliger Ankerkontrolle und „eingraben“ scheint er nun zu halten und wir gehen beruhigt an Land.
Jair, ein „Kapverdianer“ verdient sich sein Geld in dem er Dienste wie Taxiboot, Wasser, Dieselbeschaffung, Auskünfte diverser Art, Organisation von Ausflügen… anbietet. Zuerst mal führt uns unser Landgang zur Polizei, wo wir offiziell einklarieren. Die Polizei behält unseren Flaggenschein. Wir bekommen ihn wieder, wenn wir weiter segeln und uns abmelden. Anderntags beschaffen wir uns die nötigen Visa. Reibungslos erhalten wir sie und unsere Pässe sind entsprechend abgestempelt.
Gerne möchten wir vor allem den Norden der Insel erkunden. Dafür braucht man einen Pickup, ein Taxi, ein Mietauto, d.h. es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel dahin. Jair organisiert uns einen Pickup und „lädt“ sich gleichzeitig selbst ein (da der Fahrer nur portugiesisch spricht). Die gesamte Insel Sal ist sehr Wüsten ähnlich; Wanderdünen, Salz- und Sandflächen, Lavafelder und nicht mehr aktive Vulkane sind häufige, kleinere grüne Oasen spärlicher gesehene Bilder. Die Westküste ist wild, zerklüftet, mit eindrücklichen, bei unserem Besuch sehr aufgewühltem Wasser, so dass weder Schildkröten, noch Delfine zu sehen, noch ein Bad im Meer möglich sind. Im offenen Pickup werden wir sonnen- und sandgestrahlt und der Mund verlangt nach Wasser. In Buracona ist das „blaue Auge“ zu bewundern. In einer Schlucht auf etwa 30 Meter Tiefe scheint die Sonne so gegen 11 Uhr direkt in das „Loch“ hinein und die reflektiert das Wasser. Daneben haben die Einheimischen einen Wüstengarten angelegt, alle kapverdischen Inseln sind darin enthalten, so wie diverse Steinsorten, Muscheln, Pflanzen und Gemüse, welche in dieser kargen Gegend gedeihen. Der Eintritt von 3 € pro Person wird hälftig geteilt für die Bezahlung der Löhne/Unterhalt der Anlage und die öffentlichen Schulen in Palmeira. Kurze Zeit später entdecken wir eine „Oase“, ein Gemüse- und Pflanzenanbau finanziert von der Gemeinde. Jair erzählt uns, dass vor 40 Jahren diese Gegend fruchtbar gewesen sei, bepflanzt mit Mais und Bohnen.
Erstaunt sind wir doch etliche Kühe, Ziegen und Schweine zu sehen und wir fragen uns was die wohl (vor allem die Kühe) fressen, denn ausser ein paar dünn gesäten Sträuchern sehen wir nichts grünes.
Das häufig beschriebene Phänomen der Fata Morgana in der Wüste erleben wir mit eigenen Augen. Da weiden Kühe im Wasser, kleine Seen sind in der Landschaft sichtbar. Die Fahrt führt uns weiter durch kapverdische Favelas, wo wir ein staatliches Projekt, laut Jair mitfinanziert von der Weltbank, besichtigen. Eine Kindertagesstätte bietet den Kindern geistige und physische (und hoffentlich auch seelische) Nahrung. Über die Nordspitze geht es Richtung Ostseite zu den Salinas. Zahlreiche baufällige, nicht mehr in Betrieb stehende Anlagen zeugen von einer besseren Vergangenheit. Trotzdem ist es eine Augenweide die Salzbecken in ihren verschiedenen Stadien zu sehen. Als Touristenattraktion kann man in einem der Salzbecken schwimmen. Dies lassen wir uns nicht entgehen und steigen nach einer Viertelstunde als kleine Salzspender aus dem Wasser. Salz war ein der Reichtum der Insel Sal und gab ihr ihren Namen.
Porto de Pedra Lume, ein Hafen in „Hosensackgrösse“ ist lieblich anzusehen mit seinen farbigen kleinen Fischerbooten. Zurück in Palmeira gibt es zum Abschluss im Hafenrestaurant ein lokales Bier und etwas (für Hansueli und mich vegetarisch, für Jair mit Poulet) zum Essen.
Santa Maria ganz im Süden ist die touristische Hochburg von Sal. Weisse lange Sandstrände laden zum verweilen ein. Die Strassen in Santa Maria sind voll von Souvenierläden und Restaurants.
Wir erleben die Menschen auf Sal freundlich, ehrlich, hilfsbereit und fröhlich.
Unser nächstes Ziel Mindelo auf der Insel Sao Vicente werden wir mit einem Nachtschlag erreichen um sicher tagsüber an zu kommen.