Von Helen auf Samstag, 18. Juni 2022
Kategorie: Region

Von Mexiko – La Cruz de Huanacaxtle -zurück in die USA – San Diego


Einige Wochen verbringen wir im tropischen La Cruz de Huanacaxtle in der Bahia las Banderas. In der Nacht kühlt es (zum Glück für mich) ab, tagsüber ist das feuchtheisse Klima nicht jedermanns Sache.


Am 3. Mai ist das Dorffest von La Cruz de Huanacaxtle. 10 Tage wird gefeiert, der letzte Tag ist die Krönung des Festes mit eindrücklichen indigenen Tänzen, Reiter die einem Umzug dem Strand entlang reiten und sich auf dem Hauptplatz versammeln. Jung und alt nimmt an den Festivitäten teil, verköstigt sich an den traditionellen Ständen.


Gegen Mitte Mai, so sagen die Einheimischen und lesen wir in der Segel- und Reiseliteratur, wird es zunehmend wärmer, die Regensaison beginnt, die generelle Windrichtung Nordwest verändert sich.


Täglich «verabschieden» sich Segelboote um in den Südpazifik zu segeln, andere bereiten ihre Boote für die Sommerzeit vor; die Eigner verlassen die Boote und kehren «nach Hause» zurück. «Im nächsten Winter sind wir wieder hier»hören wir oft. An den Stegen entstehen «Zahnlücken».


In der Bahia de Banderas wird von Meeresbiolog*innen das Verhalten einer vom aussterben bedrohten Mantarochenart erforscht. Interessiert nehmen wir an einem ein Video-Vortrag teil.


Noch immer kommen die Winde ausserordentlich stark aus Nordwest, ungünstig für uns. Wir wollen nordwärts, zurück nach San Diego, unter Seglern auch als «Baja Bash» bekannt. Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder wir segeln, resp. motoren entlang der Küste und versuchen die möglichst Wind stillen Stunden oder Tage auszunützen, gehen vor Anker oder wir segeln auf`s offene Meer und versuchen in einem Schlag bis nach Ensenada auf zu kreuzen, in der Hoffnung, dass der Wind, wie es in der Regel sein soll, südlicher dreht. Wir entscheiden uns für den einen grossen Schlag.


Mit vollem Dieseltank sowie aufgestockten Lebensmittelvorräten lassen wir die Leinen am 5. Mai los. Das laufende und stehende Gut ist selbstverständlich kontrolliert. Die Wettervorhersage meldet vorerst wenig Wind aus nordwest, später zunehmend, jedoch nördlich drehend. So rechnen wir uns aus, können wir hart am Wind, die Strecke in etwa 10 Tagen bewältigen. Der direkte Weg beträgt 940 NM (1740 km). Da die Strömung auf der gesamten Strecke 1 – 3 Knoten vorwiegend in südlicher Richtung fliesst, bremst sie unser Vorwärtskommen erheblich. Leider erfüllt sich die Wettervorhersage nicht. Die Windstärke nimmt zu, der Wind dreht nicht wie erhofft und Wetter prognostisch «versprochen». Das heisst wir kreuzen und kreuzen (dem Teufel ein Ohr ab). Mit Strömung und Windabdrift, teilweise bis zu 4 Meter hohen Wellen die über uns, respektive über die Dada Tux, preschen, bis zu 30 kn Wind in den Böen auf die Nase ist es alles andere als gemütlich. Wir versuchen so hart am Wind wie möglich zu segeln und trotzdem noch etwas Fahrt zu machen. Wir haben bis 20 bis 22° Krängung (Seitenlage). Mit Reff 2, dem Kutter sowie den Backstagen fühlen wir uns jedoch sicher, wenn auch eher ungemütlich. Die Dada Tux verhält sich vorbildlich. Für uns heisst es sobald wir das Innere des Schiffs verlassen, Rettungswesten und Lifebelt an. Einklinken wird zur Pflicht. Gut ist, dass die meisten Tage die Sonne scheint, Regen kommt nie auf.


Die täglichen Verrichtungen wie nur schon auf die Toilette gehen, sich waschen, anziehen, sich auf dem Schiff bewegen werden zu einer Herausforderung. Eine Mahlzeit zubereiten kostet beträchtliche Anstrengung und viel Zeit (die haben wir). Wir sind jedoch seefest geworden, kaum ein flaues Gefühl im Magen, meistens sind wir erstaunlich gut unterwegs. Das freut mich.


In den frühen Morgenstunden nähern wir uns langsam dem mexikanischen Ausklarierungshafen Ensenada. Der Wind lässt nach. Wie aus dem Nichts taucht vor mir ein breit gespanntes Fischernetz auf. Die Dada Tux steuert geradewegs ungefähr mittig auf das Netz zu. Ein Ausweichen unter Segeln ist nicht mehr möglich und schon hängen wir im Netz. Hansueli wecken – er schlief gemütlich in der Koje, Vorsegel einrollen, Grosssegel herunter, doch wir kommen nicht mehr los. Über den Lautsprecher versuchen wir das kleine offene 3 Mann Fischerboot auf uns aufmerksam zu machen und um Hilfe zu bitten, damit das Netz nicht durchgetrennt werden muss. Wir sehen was sich alles in so einem Netz verfängt. In dem kleinen Abschnitt links und rechts von uns, befinden sich 2 erwachsene und ein junger Delfin (tot). Im Fischerboot liegen abgeschnittene Haifischflossen. Das Fischerboot ist mittlerweile bei uns angelangt und versucht das Netz zu retten. Am Ende bleibt uns nichts anderes übrig, als das Netz zu durchtrennen. Ein Rest bleibt an einem der Ruder hängen. Diesen lassen wir in Ensenada durch einen Taucher entfernen, welcher ebenfalls das Unterwasser nach Schäden untersucht. Zum Glück ist nach dem Entfernen des Restnetzes alles in Ordnung.


Auf unseren früheren längeren Fahrten hatten wir ab und zu 1-3 Tage «strubes» Wetter. Diesmal ändert es sich jedoch überhaupt nicht. Anstelle der 940 NM werden es nach über 12 Tagen 1513 NM (2800 km) bis wir in Ensenada (mexikanische Grenze) festmachen.

Das Schiff und wir (ich) brauchen einiges an Pflege bevor wir die nötigen Ausreisepapiere bei den mexikanischen Behörden einholen und in einem Tagestrip zur nächsten Einreisestelle bei der Hafenpolizei in San Diego festmachen. Ohne Probleme erhalten wir weitere 6 Monate Aufenthalt in den USA. In der Point Loma Marina, wo wir schon im letzten November/Dezember waren, ist ein Liegeplatz für uns frei. Wir sind zurück in San Diego, in der Stadt des ewigen Frühlings.

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