Von Hansueli auf Freitag, 06. Oktober 2023
Kategorie: Nordamerika

Geduld, Kenai Peninsula und nochmals Geduld

Die Wartezeit bis die Ersatzteile für die Standheizung eintreffen benutzte ich für Spaziergänge und den Besuch im Anchorage Museum. Der Stararchitekt David Chipperfield, er gestaltete den Neubau vom Kunsthaus in Zürich, baute die Erweiterung vom Anchorage Museum. In der Wechselausstellung wurden neue Werke von regionalen KünstelerInnen ausgestellt. Die Bandbreite ist gross. Ich sah neben banalem Kunsthandwerk auch ein paar interessante Objekte die mir gut gefielen. In der ständigen Ausstellung wollte ich noch einmal ein Werk von Rebecca Lyon von den Aleutian Islands sehen. Vor 3 Jahren machte mir ihr Werk grossen Eindruck. Es thematisiert die USA Atomversuche auf den Inseln. Leider hängt es nicht mehr dort, nur noch ein anderes Werk der gleichen Künstlerin.



Die Reparatur der Heizung dauerte doch ein wenig länger. Beim Einbau wurde der Anschluss von der Dieselpumpe vermurkst. Bis Montag sollte er da sein. Es wurde dann Dienstag. Danach lief die Heizung und ich konnte wieder frei Übernachten ohne auf einen externen Stromanschluss angewiesen zu sein.


Einkaufen, Diesel füllen und nix wie los zur Kenai Peninsula. Die Halbinsel ist eine schöne vielseitige Landschaft. In einem Reiseführer steht, es sei die schönste Landschaft von Alaska. Vor 3 Jahren erkundeten wir die Süd- und Ostküste mit den vielen Fjords und Gletschern. Im Hafen von Seward blieben wir einige Tage und mieteten für eine Woche ein Auto um das Innere von Alaska zu sehen.


Mit wunderschönem Herbstwetter fuhr ich direkt nach Seward. Kurz nach Anchorage führt die Strasse am Turnagain Arm entlang. Bei Ebbe sieht man ein grosses Wattenmeer. Beim Beluga Point strömt das Wasser wie in einem Flusslauf vorbei. An diesem Ort kann man mit Glück Belugawale sehen. Eine Frau sagte mir, sie hätte einige gesehen. Ich sah keine. Durch das abfliessende Wasser passieren viele Fische diesen Punkt, Futter für die Belugawale.



Nach dem mehrheitlich trüben Wetter in Anchorage waren die 200km auf der landschaftlich vielseitigen Seward Hwy ein Genuss zu fahren.
Am nächsten Morgen wachte ich bei trübem regnerischen Wetter auf. Der Regen lies im Verlauf vom Morgen nach. Ich besuchte, wie vor 3 Jahren, nochmals das Alaska SeaLife Center. Neben der Präsentation vom regionalen Seeleben ist das Center auch Forschungsstation und Pflegestation für kranke Tiere.


Im Hafen sah ich nur ein ausländisches Segelboot, eine ältere Garcia mit finnischer Flagge.


Erfreulicher war das Wetter am Tag darauf. Eine hohe Wolkendecke mit einigen blauen Stellen. Die Berge waren nicht mehr verdeckt. Gutes Wetter für einen Abstecher zum Exit Glacier. Auch in Alaska gingen die Gletscher stark zurück. Auf der Zufahrt zum Parkplatz und danach auf dem Weg zu Gletscher stehen Jahrestafeln, wie gross der Gletscher zu diesem Zeitpunkt war. Auf einer Tafel werden 3 Aussichtspunkte angegeben. Marmot Maedows, 2.3km ein Weg und 360m Höhenunterschied, Top of Cliffs, 3.9km weit und 630m Aufstieg, zuoberst End of Trail, 6.6km Distanz und 950m Unterschied. Bei Top of Cliffs hatte ich einen guten schönen Ausblick. Ein leichter kühler Wind wehte vom Gletscher. Ich war froh packte ich die Merino Jacke in den Rucksack. Der Ausblick bei End of Trail ist sicher schön, darauf verzichtete ich und machte mich auf den Weg zurück. 2 Mal wurde ich auf dem Rückweg leicht nass, ein ganz normales Wetter in Alaska.


Im Halbinsel Hauptort Kenai benutzte ich mal wieder den Walmart Parkplatz zum Übernachten. Wenn immer möglich stelle ich den Van so hin, dass der Supermarkt im Rücken liegt und ich in die Landschaft sehe.


Von Kenai fuhr ich die Kenai Spur Hwy bis ans Ende der Strasse zur Captain Cook State Recreation Area. 1778 war James Cook auf der Suche nach der Nord-West Passage hier. Cook Inlet heisst der Meeresarm bis nach Anchorage. An vielen Orten der Welt hinterliess Cook seinen Namen. Beim strahlendem Herbstwetter sah ich die verschneiten Berge auf der anderen Seite vom Cook Inlet.


Für den nächsten Tag suchte ich mir einen Camping mit einer Dusche. Ich hatte mal wieder Lust unter einer Dusche zu stehen. Im Van habe ich eine Dusche. Zum Duschen muss zuerst alles ausräumen und mit einem 85 Liter grossem Wassertank ist tägliches Duschen nicht möglich. Tägliches waschen mit dem Waschlappen muss genügen. Funktioniert die Heizung, geht es auch mit warmem Wasser. Es wäre ein schönes Übernachten bei diesem Camping gewesen, oben auf einer Klippe. Gegen Ende September ist dieser Camping schon im Winterschlaf.


Das Duschen stellte ich in den Hintergrund. Ich bin alleine Unterwegs und ausser selber merkt niemand wenn ich miefe. Trotzdem, dies ist kein Grund meine Körperpflege zu vernachlässigen. Der westlichste Punk der USA, der direkt über eine durchgehende Strasse verbunden ist, heisst Anchor Point. Anscheinend verlor hier James Cook seinen Hauptanker. Ich bin froh, verloren wir auf unserer 7 jährigen Segelzeit nie einen Anker. Nach wie vor war das Wetter schön, der Ort friedlich, so blieb ich 2 Nächte.


Homer, ein grosser Fischerhafen an der südlichen Spitze der Kenai Halbinsel. Dort überwinterte das Schweizer Segelpaar Anja und Thomas auf ihrem Boot Robusta. Der Hafen liegt weit weg vom Ort auf einer Landzunge, der Homer Split. Rund um den Hafen haben die Geschäfte, Restaurants und Turistikanbieter schon Winterpause. Ein Camping im Ort, mit Dusche und schönem Panoramablick aufs Meer, hatte noch offen. Entlang am Kachemak Bay führt die East End Road. Erst asphaltiert, danach Schotterstrasse. Ganz am Ende fällt die Strasse 150 Höhenmeter in engen Kurven steil zum Meer hinunter. Im Führer steht, nur mit einem 4x4 Fahrzeug fahrbar. Das habe ich, trotzdem lies ich den Van oben stehen und lief zum Meer hinunter. Ich fand, wieder einmal bewegen und nicht nur aufs Gaspedal drücken, tut mir gut. Die Strasse ist wirklich steil, beim Rückweg hinauf kam ich ins schwitzen.


Zwei grosse Seen hat es auf den Kenai Halbinsel, neben vielen kleineren Seen. An dem kleineren der Seen, dem Skilak Lake, liegen direkt am Ufer 2 Camping der Naturpark Verwaltung. Eine gute Schotterstrasse führt dem See entlang. Als ich ankam war es windstill und die Sonne schien warm. Ich setzte mich an den See und genoss die ruhige Landschaft. Gegen Abend kamen ein paar Boote zurück. Ob die Leute fischten oder jagten weiss ich nicht. Prächtig war der Sonnenuntergang über dem See.


Hope ist ein kleiner Ort auf der Südseite vom Turnagain Arm. Der Turnagain Arm ist ein Seitenarm vom Cook Inlet. Bei Niedrigwasser fallen grosse Teile trocken, wie das Wattenmeer in Norddeutschland. Am Ende der Hope Hwy befindet sich ein Naturpark Camping. Auch dort ist die Saison zu Ende. Der Platz mit dem schönsten Panoramablick ist für den Campingwart reserviert. Ich war der einzige auf dem Camping und stellte den Van auf den freien Platz vom Campingwart. Aus dem warmen Van genoss ich den Ausblick und den Mondaufgang direkt über einer Bergspitze.


Wolken zogen am nächsten Morgen auf. An der Abzweigung nach Whittier ist das Alaska Wildlife Conservation Center. Grössere Tiere sah ich bis jetzt nicht. Nur ein paar Rehe, einen Schwarzbär, der über die Strasse rannte und schnell im Gebüsch verschwand, mehr sah ich nicht. So konnte ich wenigstens die Tiere im Wildlife Center sehen. Beim Besuch vor 3 Jahren zeigte sich uns auch der Luchs. Ein Centermitarbeiter meinte, dass der Luchs sehr Menschenscheu ist. Im Gespräch stellte sich heraus, dass wir Deutsch sprechen können. Er war in Bayern zum Deutsch lernen.


Kurz vor dem Tunnel nach Whittier kann man nahe zu einem Gletscher fahren. Einen schönen Platz zum Übernachten fand ich nicht, vermutlich war ich durch die schönen Landschaften der letzten Tage verwöhnt. Wenig weiter in Richtung Anchorage führt ab Girdwood die Crow Creek Rd das Tal hinauf. Am Ende der Schotterstrasse, die immer enger wird, hat es einen Parkplatz. Je weiter ich das Tal hinauf fuhr wurden die Wolken immer dichter und es sah nach Regen aus. Ausserdem hing ein «kein Camping» Schild beim Parkplatz, doch wer kümmert sich schon Ende September darum. Egal, auch hier fand ich es nicht attraktiv zu bleiben. Unten am Meer schien noch die Sonne und hier ist der Regen nicht weit. Nach einem kurzen Spaziergang kehrte ich um. Zurück am Turnagain Arm fand ich einen Platz auf dem Bird Creek Campground. Einige abgehärtete Leute übernachteten dort im Zelt. Am Morgen war es 3°C, ich war froh um die laufende Heizung.


Mein Plan war, in Anchorage einkaufen und eine Nacht auf einem Parkplatz zu übernachten. Statt bei Walmart kann man nach der Info von der App iOverlander auf einem ruhigerem Platz bei einem Outdoor Laden stehen. Man muss nur im Laden fragen. Vor dem Fragen stellte ich die Heizung ein. Beim Zurückkommen lief die Heizung nicht, das Display zeigte Fehler 14, Umwälzpumpe läuft nicht mehr. Und es ist Samstag, Servicestelle in Anchorage zu, wie auch die Herstellerfirma. Ich bin kein abgehärteter Alaskamensch, ohne Heizung ist es mir zu kalt. Ich fuhr auf den Camping mit Stromanschluss, auf dem ich schon einige Zeit war. Bis Morgen Sonntag könne ich bleiben, am 1. Oktober schliesst der Camping. Die Gefahr, dass das Wasser in den Leitungen einfriert ist ihnen zu gross. Wenigstens eine Nacht, dann muss ich weiter schauen.


Ich dachte es, wollte aber sicher sein. Auch mit Aussenstrom lief die Heizung nicht. Die Pumpe wird immer benötigt, egal ob mit Diesel oder Elektrisch geheizt wird. Gut für mich, die Öffnungszeiten von Supermärkte in den USA sind viel länger als in der Schweiz. 5.5 Meilen (8.8km) bis zum nächstem Baumarkt. Dort kaufte ich einen kleinen Heizlüfter. Im Van testete ich ihn erst, soviel Strom habe ich von der Batterie (ich koche elektrisch). Er lief nicht recht und brachte ihn zurück. Stattdessen kaufte ich einen leicht grösseren und teuren Ofen. Der läuft und ist leiser. Um ihn zu betreiben benötige Strom von aussen, so gross ist die Batterie nicht um ihn den ganzen Tag laufen zu lassen. An die Servicestelle in Anchorage und Herstelle schrieb ich eine E-Mail mit dem Fehlerbeschrieb.


Auf iOverlander sind 4 Camping in Anchorage mit Stromanschluss verzeichnet. Einer ganz in der Nähe von dem ich war. Nach der Info wird anscheinend hauptsächlich von Einheimischen mit fix installierten WoMo’s oder Camper benutzt. Ein paar freie Plätze sah ich und nach einigem Suchen fand ich in der Nähe das Büro. Geschlossen am Sonntag, bei der angegebenen Telefonnummer meldete sich nur die Combox. Einen Rückruf bekam ich nicht. Ok, es gibt noch 2 andere. Beim einen hing ein Zettel an der geschlossenen Bürotüre, dass sie in der Wintersaison nur langfristige Mieter nehmen. Der andere Camping war ganz abgesperrt mit einem Zettel «see you on May 2024». So fuhr ich zurück zu dem mit den Einheimischen. Den Van stellte ich auf einen freien Platz und der Strom funktionierte. Mit meinem neuen Ofen wurde den Van wohlig warm. Warmes Wasser hatte ich nicht, damit kann ich leben und ich musste nicht in einem Hotel übernachten.
Am Montag Morgen früh bekam ich eine E-Mail vom Hersteller mit einer Anleitung, was ich versuchen kann. Ab und zu klemme die Pumpe. Eine Option in den Einstellungen der Heizung einschalten und dann mit einem Schraubenzieher oder ähnlichem auf die Pumpe einschlagen. So lief sie recht schnell wieder und ich wagte mich auf den Weg in Richtung Valdez.

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