Von Dawson City aus drehte ich eine Runde durch das Goldgräbergebiet (Bonanza Creek Road, Hunker Road). Auch heute wird im Tagbau noch nach Gold gegraben. Nicht mehr im grossen Stil wie früher. 13km südlich von Dawson City steht als Museum Dredge Nr. 4. Der grösste in Nordamerika gebaute Schwimmbagger mit Holzhülle. Zwischen 1913 und 1959 war er in Betrieb. Der Bagger ersetzte die Handarbeit von 2000 Personen. Für eine Führung hätte ich 1.5 Std. warten müssen. Die Frau am Eingang sprach mich direkt auf Deutsch an. Erstaunt fragte ich, wieso sie weiss, dass ich deutsch spreche. Intuition war ihre knappe Antwort. Fotos von innen sah ich im Internet. Statt zu warten besuchte ich ein paar km weiter eine Stelle, wo vor 140 Jahren mehrheitlich durch Handarbeit Gold gesucht wurde.
2 Grenzübergänge gibt es zwischen Kanada und Alaska. Ganzjährig offen ist der an der Alaska Hwy. Im Sommer kann der Little Gold Creek Übergang an der Top of the World Hwy benutzt werden. Frische Lebensmittel dürfen nicht in die USA mitgenommen werden. Mein Kühlschrank und die Gemüse/Frucht-Kiste war leer. Das Risiko an der Grenze alles abzugeben wollte ich nicht eingehen. Dachte – leider falsch – dass ich in Chicken, der erste Ort in Alaska, sicher etwas kaufen kann. Ausser Ramsch und Souvenirs gibt es dort nichts. Und, die beiden Cafés waren geschlossen. Meine Befürchtung war falsch. Wie bei der Einreise nach Kanada interessierte sich der US Zöllner nur für die Besitzverhältnisse vom Van und meinem Wohnort.
Nach dem Überqueren vom Yukon River mit der Fähre in Dawson City fährt man bis zur Grenze auf einer gute erhaltenen Schotterstrasse. Auf der US Seite wechselt sich Asphalt und Schotter ab. Die Strassenqualität ist sehr unterschiedlich. Auch Chicken ist ein alter Goldgräberort, welcher ursprünglich nach dem dort vorkommendem Schneehuhn Ptarmigan hiess. Der Post war der Name um 1902 zu kompliziert und nannte den Ort in Chicken um.
An diesem Ort zu übernachten reizte mich nicht, auch wollte ich ohne Frühstück am andern Morgen nicht weiterfahren. Die nächste Einkaufsgelegenheit war in Tok an der Alaska Hwy, rund 2 Std. weiter. Neben dem Supermarkt hatte es genügend Platz um ungestört zu übernachten.
Im Visitor Center traf ich am nächsten morgen ein Paar aus Solothurn. In ihrem sehr kleinen Toyota Land Cruiser funktioniert die Standheizung nicht mehr, deshalb sind sie nach Süden unterwegs.
Bis zum Ende der Alaska Hwy in Delta Junction lässt es sich leicht fahren. Ich musste mich wieder daran gewöhnen auf einer guten Asphaltstrecke zu fahren und das eine Meile 1.6 Mal länger ist als ein Kilometer.
Vor 3 Jahren waren wir mit der Dada Tux in Alaska. In Seward mieteten wir ein Auto und assen auf unserer Tour in Delta Junction in einem Freiluftrestaurant einen Vegi-Burger. Im ersten Corona Jahr war vieles geschlossen und die Auswahl nicht so gross wie jetzt. Dies ist erste Ort in Alaska an dem ich schon einmal war. Ab Delta Junction werde ich die Alaska Pipeline bis zu ihrem Anfang in Deadhorse immer wieder sehen. Im Freiluftmuseum Rika’s Roadhouse and Landing am Tanana River machte ein nochmals einen Halt. Früher setzte eine Fähre die Reisenden über den Fluss. Die Strasse folgt weiter dem breiten Flussbett vom Tanana River nach Fairbanks.
In Fairbanks kaufte ich genügend ein und füllte den Dieseltank. Trotz dem regnerischem Wetter machte ich mich auf den Weg zur Dalton Hwy. Die nächsten Tage werden nach dem Wetterbericht nicht besser.
Die Dalton Hwy beginnt 135km nördlich von Fairbanks. Nach der Jahrbuch ‹Bibel› «The Milepost» ist die 668km lange Strecke zu 40% asphaltiert. Gebaut wurde die Strasse um die Oelfelder in der Prudhoe Bay zu erschliessen und die Alaska Pipeline zu bauen. Viele LKW sind auf der Strecke unterwegs. 90km später überquere ich wieder einmal den Yukon River. Die knapp 700m lange Brücke ist mit Holz belegt und hat eine Steigung von 6%.
Das Wetter war sehr wechselhaft, mal Regen und manchmal schien fast die Sonne.
Ein Wahrzeichen oder je nach Phantasie eine Warnung, ist der Finger Mountain kurz vor dem Arctic Circle. Mir kommt das Bild von Michelangelo «Die Erschaffung Adams» in den Sinn. Vermutlich darf auch dieses Bild (zwischen 1508 und 1512 gemalt) in den Schulen von Florida nicht mehr gezeigt werden. Adam ist nackt, ‹Gottvater› umarmt die auch nackte Eva, umgeben von vielen nackten Kindern und Erwachsenen.
Bei der Arctic Circle Tafel machte ich den fast obligatorischen Halt. Einige kehren bei dieser Tafel wieder um.
Bis zur Servicestation Coldfoot fuhr ich weiter. Nachvollziehbar, aber falsch steht in der App iOverlander, dass hier der Diesel billiger ist als zuoberst in Deadhourse. Viele LKW machen hier eine Pause. Am Abend war das Wetter angenehm schön, am Morgen wieder regnerisch bedeckt. Nach dem Atigun Pass sei es viel kälter und die Passstrasse rutschig, erzählte mit ein Reisender der Südwärts fuhr. Er brachte mit seinem Sumpfboot Jäger zu ihren Jagdgründen. Erst dachte ich, die Jäger seinen Soldaten. Alle die ich sah, und es hatte einige unterwegs, hatten die gleichen Tarnkleider an.
Bis Coldfoot ist die Alaska Pipeline nicht so präsent. Sie verläuft nicht immer parallel zur Strasse und es ist eine waldreiche Region in der die Pipeline verschwindet. In Coldfoot hatte ich wieder Handy Netz. Wer in Deadhorse zur Prudhoe Bay ans Meer will, muss eine Tour beim einzigen Anbieter (Deadhorse Camp) Minimum 24 Std. im voraus buchen. Ich nutzte die Gelegenheit.
Nach einem sehr aufgeweichten Strassenstück bei einer Baustelle den Atigun Pass hinauf schaltete ich den 4x4 ein. Wäre nicht mehr notwendig gewesen, die folgende Strecke bis zur Passhöhe (1463m) war die Strasse wieder besser. Auf den Gipfeln rund um den Pass lag eine dünne Schneeschicht. Nach dem Pass beginnt die flache baumlose Tundra. Die Pipeline ist meist in den Boden verlegt. Die letzten 80km bis Deadhorse ist eine neue, 2021 eröffnete, Asphalt Strasse. Nach schweren Überschwemmungen 2015 war die Strasse einen Monat unterbrochen. Schlecht für die Betreiber der Oelfelder und deren Zulieferfirmen. Die Behörden von Alaska mussten reagieren und bauten die Strasse auf einem 2m hohen Kiesbett über der Tundra. Ob diese Strecke mit den hohen Temperaturunterschieden und den vielen schweren LKW bestand hat, wissen die Behörden nicht. Ansonsten beklagen sie sich, dass ihnen das Geld für die gute Instandhaltung der Dalton Hwy fehlt. Bei einige Asphaltstrecken hatte ich das Gefühl, ich fahre auf einer Achterbahn. Auf anderen Stücken fuhr ich Slalom, um den Schlaglöchern auszuweichen. Diese Löcher im Asphalt haben den Namen ‹Schlagloch› wirklich verdient. Auch auf den Schotterstrecken hatte es viele Lochpassagen. Auch mit 20km/h rüttelte und schaukelte es stark, hatte aber Glück. Weder am Van noch in den Schränken gab es bis jetzt irgendwelche Schäden.
Deadhorse ist ein riesiges Industriegebiet mit vielen Zuliefer- und Servicefirmen. Die Oelfördergebiete am Meer sind Sperrgebiet. Nur mit eine Touranbieter kann man das Meer besuchen. Im Sperrgebiet ist das Tragen einer Schutzbrille Pflicht. Eine dieser nicht nachvollziehenden USA Regeln. Wir mussten sie nur bei der Sicherheitskontrolle tragen. Wie bei einer Landesgrenze werden die Ausweise aufs genauste kontrolliert. Im weitläufigem Sperrgebiet begegnete uns ein Fuchs auf Futtersuche.
Einen offiziellen Platz zu übernachten hat es in Deadhorse nicht. Beide Nächte stellte ich mich ans Ufer vom Sagavanirktok River, abgekürzt Sag River.
Das Wetter war auch bei der Rückfahrt sehr unterschiedlich. Gegen Ende August ist in dieser Gegend Herbst. Im Gegensatz zu Dempster Hwy in Kanada begegnete ich auf der Dalten Hwy weniger Touristen. Im südlichen Teil kreuzte ich 5 Velofahrer und eine Velofahrerin. Auch WoMo’s und Camper sind selten. Vielleicht lag es auch an der eher späteren Jahreszeit.
Diesmal übernachtete ich kurz vor Coldfoot auf einem der seltenen Camping. Es war ein ruhiger Ort, am Morgen hörte ich den Regen prasseln und die Bäume, die im Wind sangen.
Immer mal wieder putzte ich die Rücklichter, damit die hinter mir sehen wenn ich bremse oder den Blinker stelle. Auf den nassen Schotterstrassen wird das ganze Heck mit einer dicken Schicht überzogen. Kurz vor Fairbanks traf ich auf ein älteres Iveco WoMo. Nach dem Format des Nummernschildes nahm ich an, das es ein europäisches WoMo ist. Ich überholte es nicht. Irgend wann fanden sie es komisch, dass ich nicht überhole und sie hielten auf einem Parkplatz an. So lernte ich Andreas aus Deutschland und Reilynn aus den USA kennen. Zusammen verbrachten wir einen schönen Abend neben einem Sportplatz in Fairbanks.