Zurück in Phoenix

Nach 3 ½ Monaten in der Schweiz bin ich zurück in Phoenix.

Der Winter in der Schweiz war mild. Ich besuchte Familie und FreundInnen, ging ins Kino, besuchte Ausstellungen und Konzerte. Meine Emotionen pendelten rauf und runter und einige Abschiede für die nächsten Monate waren nicht leicht. Grundlegend zog es mich zurück zum Van.

Für den Van kaufte ich in der Schweiz ein. In Nordamerika habe ich keine Adresse, wo ich bequem etwas hin senden kann. Die Lautsprecher von Sprinter Van sind schlecht. Der mittlere Lautsprecher ist zu laut, höre ich Jazz mit einem Bass, dann rumpelt es in den Türen. Der Innenausbau knarrt schon genug. Auch wenn mein Gehör nicht mehr so gut ist, freue ich mich doch wenn die Musik gut aus den Lautsprecher tönt. Ein zweiter Mangel ist das Batterieladen mit den Solarzellen auf dem Dach. Sollen die Batterien mit Sonnenenergie geladen werden, muss ich das Kombigerät (Inverter, Solarregler und Ladegerät von externer Stromquelle) einschalten. Der Eigenverbrauch von diesem Gerät ist 50W, die Solarzellen liefern höchstens 200W. Das heisst, es geht viel zu viel Energie mit dem eingeschaltetem Kombigerät verloren. In der neusten Ausführung vom Van verbaut der Hersteller einen separaten Solarregler mit einem Verbrauch von 0.5W. Neben anderem packte ich die Lautsprecher und Solarregler in eine 2. Tasche. Bei meiner Ankunft in Phoenix fand ich darin ein Blatt der Sicherheitskontrolle vom Flughafen Zürich. Sie hätten verdächtige Gegenstände in der Tasche vermutet und sie durchsucht. Entfernt hätten sie nichts.

Im Winter ist Arizona voll mit Snowbirds. Wieso Leute, die den Winter im Süden verbringen, Snowbirds genannt werden ist mir nicht klar. Schneevögel gehören für mich in den Schnee und nicht in den milden Winter. Wegen diesen Snowbirds sind die meisten Camping voll. In Phoenix gibt es viele 55+ Wohnmobilstellplätze mit über 1000 Plätzen. Für meine mitgebrachten Basteleien suchte ich mir einen Platz mit Stromanschluss. Zudem sollte in Phoenix meine hintere, nicht mehr wasserdichte, Box und die Windschutzscheibe gewechselt werden. Ich fand nur einen sehr teuren Platz auf einem 55+ Wohnmobil Resort mit 1600 Plätzen. Mit meinem vergleichsweise kleinen Van war ich Exot. Auf dem Platz stand der Van schief, ich musste auf der einen Seite die Räder unterlegen. Für die grossen WoMo’s kein Problem, die fahren ihre Stützen aus und ihr Fahrzeug steht eben.

Für das Wechseln der Box bekam ich einen Termin bei Owl Vans. Bei ihnen leistete ich mit zusätzlich einen Teppich für den Fahrbereich und eine elektronische Anpassung für den Tacho an meine grösseren Reifen. Als ich letzten Sommer die grösseren Reifen kaufte, wusste ich nicht, dass der Tacho an diese Reifengrösse nicht angepasst werden kann. So zeigte der Tacho immer 5% weniger Geschwindigkeit an. Jetzt muss ich nicht mehr auf das GPS schauen um die genauere Geschwindigkeit zu sehen. Owl Vans empfahl mir in der nächsten Mercedes Werkstatt ein Update der Fahrzeugsoftware zu machen. Kein Problem, nach 2 Stunden konnte ich weiter und es war gratis.

Mit der Windschutzscheibe war es komplizierter. Nach ein paar Mal nachfragen stellte sich heraus, dass die Versicherung die Bestätigung an die falsche Firma schickte. Dann kam die Scheibe defekt in Phoenix an. Statt am Donnerstag wurde die Scheibe am Montag gewechselt. Nach dem Wechseln musste der Abstandsensor neu kalibriert werden.

Der Einbau der Lautsprecher war mit der Video Anleitung einfach. Die Lautsprecher haben die gleiche Grösse und Anschlüsse. Der Ausbau der Verkleidung der Seitentüren war aufwändig, wie auch die Dämmung der Türen. Mit den neuen Lautsprechern erhöhte sich der Musikgenuss merklich.

Die Montage des Solarregler brauchte Zeit. Erst musste ich den ganzen Stauraum ausräumen und auf der einen Seite die Wandverkleidung losschrauben. Danach den Platz für den Regler finden und schauen welches elektrische Material zum Verdrahten ich benötige. Der 55+ WoMo Resort war zu Fuss zu weit von der Einkaufsmöglichkeit weg. Zum Einkaufen musste ich alles wieder zusammenschrauben und einräumen. Am nächsten Tag, alles wieder raus, weg schrauben und verkabeln. Und, es funktionierte, so schien es. Als richtig schön die Sonne schien, unterbrach die Batterie den Ladevorgang. Lithium Batterien sind sehr empfindlich. Der neue Solarregler kann über eine App gesteuert werden. So sah ich, dass bei voller Sonne der Regler eine zu hohe Spannung für meine Batterien liefert. Seit dem Anpassen läuft es gut.

Neben dem Basteln machte ich immer mal wieder eine Pause. Einmal besuchte ich das Heard Museum Phoenix, welches sich der Geschichte, Kultur und Kunst der indigenen Bevölkerung im Südwesten der USA widmet. Ein anderes Mal besuchte ich das Phoenix Art Museum. Dort sah ich je ein Werk von Sophie Taeuber-Arp, Hans Arp und Alberto Giacometti. Am wenigsten interessierte mich im Museum die Ausstellung mit den meisten Leuten zu 60 Jahre Barbie.

Ich blieb noch in der Nähe von Phoenix auf einem BLM Platz. BLM, Buerau of Land Management, verwaltet Land das der USA gehört, eine staatliche Stelle. An einem Platz darf man bis 14 Tage pro Monat mit dem WoMo oder Zelt stehen. Es gibt keinerlei Infrastruktur. Keine WC, Duschen, Abfalleimer und Wasser. Der Abfall muss mitgenommen werden. BLM verwaltet auch Camping mit Infrastruktur für die man bezahlen muss. Berühmt und beliebt ist 2 Stunden westlich von Phoenix Quartzsite. Um die 250 000 Snowbirds überwintern dort auf kommerziellen und freien Plätzen.

Nach dem Windschutzscheiben wechseln und einkaufen wollte ich Taliesin West, die Winter Wirkungsstätte des US Architekten Frank Lloyd Wright besuchen. 3 Stunde hätte ich warten müssen, bis ich hinein durfte. Das war mir zu lange, ich wollte nicht nach dem Eindunkeln auf dem mir unbekannten BLM Land ankommen. Für den nächsten Tag buchte ich über die Webseite den Eintritt.
Taliesin West wurde mit 7 anderen Gebäuden von Frank Lloyd Wright 2019 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Darunter auch das Solomon R. Guggenheim Museum in New York City. Der US Schriftsteller T.C. Boyle lebt in einem Frank Lloyd Wright Haus und schrieb im Buch ‹Die Frauen› über den Architekten.

Auf dem Rückweg von Taliesin West leuchte die allgemeine orange Motorwarnung, wie schon auf dem Hinweg. Ich änderte meine Route und fuhr nochmals zur Mercedes Werkstatt. Diesmal musste ich länger warten. Der Sensor für den Dieseldruck in der Zuleitung vom Tank zum Motor war defekt. Keine Ahnung, wie viele Sensoren in diesem Auto verbaut sind. Dieser Wechsel ging auch auf Garantie.

Tags darauf blieb ich auf dem BLM Land. Die Sonne schien, ein gutes Wetter um meine geänderte Einstellung im Solarregler zu testen.
Auf YouTube hat es viele Videos von frustrierten Vanlifers die genug haben von den wiederkehrenden Fragen nach wo übernachte ich, wo gibt es Trinkwasser, wo entsorge ich meinen Abfall, das Abwasser und WC. Mit diesen Ungewissheiten, trotz Internet und verschiedenen Apps, muss man als Reisender (in den USA auch Nomade genannt) umgehen können. Die Region Phoenix wollte ich mit vollem Wasser- und Dieseltank und leerem WC, Abfallkübel und Abwassertank verlassen. In der Nähe befindet sich ein Camping der Arizona Parkverwaltung, natürlich um diese Jahreszeit ausgebucht und ohne freie Plätze. Nach einer App konnte man dort für 7$ Wasser auffüllen und das Abwasser ablassen. Neuerdings ist es nicht mehr möglich. Bei der lokalen Wasserverwaltung konnte ich für 5$ das Abwasser ablassen, Trinkwasser gab es dort nicht. Ich bekam die Adresse vom örtlichen Trinkwasser Händler. Mit einem Schlauch den Tank füllen geht dort nicht. Die Angestellte zeigte auf einen Mann, ich soll doch ihn fragen. Der Mann war von meiner Frage überrascht, fand dann, ich soll hinter ihm her fahren und könne bei ihm Wasser auffüllen. So macht man Bekanntschaften, vielen Dank Ed für deine Unterstützung.

Den Abfall entsorgte ich an der Tankstelle. Trotz den Umwegen hatte ich genügend Zeit den interessanten Desert Botanical Garden in Phoenix zu geniessen. Leider blühten nur wenige Kakteen, dafür alle Wüstenblumen. In der Galerie wurden Werke des kolumbianischen Künstlers Fernando Botero ausgestellt. Das ist der bekannte Künstler mit den sehr dicken Figuren.

Auf dem halben Weg in Richtung Süden nach Tucson übernachtete ich, nicht sehr idyllisch, aber erstaunlich ruhig, auf einem Rastplatz.