DadaTux Blog
Eine Reise ins Innere Alaskas, zum Denali und Wrangell - St. Elias Nationalpark
Kurzfristig ändern wir unsern Plan vom Prinz William Sound aus einen Landausflug zu unternehmen und beginnen unsere Landreise in Seward. Bei Regen und verhangenem Exitgletscher, dem Wahrzeichen von Seward, verlassen wir den Ort in Richtung Anchorage. Unsere Fahrt führt vorbei am Turnagain Meerarm wo je nach Flut oder Ebbenstand riesige Sandbänke zwischen Wasserrinnsalen und Felsen zu sehen sind. Am «Belugapoint», einem trichterartigen Durchgang, wo der Gezeitenhub bis 8 Meter betragen, es brodelt und hohe Wellen werfen kann, freuen wir uns die bei einlaufender Tide angekündigten Orcas, Belugas und Lachse zu sehen. Leider sind wir zur falschen Zeit am falschen Ort. Anchorage ist die Einwohner mässig mit gut 300000 grösste Stadt Alaskas. In den 1970 Jahren galt sie als wichtiger «Knotenpunkt der Welt», da die Flugzeuge zwischen landeten um auf zu tanken. Anchorage entstand um die Jahrhundertwende auf Grund dem von der US Regierung beschlossenen Bau der Eisenbahnlinie von Seward nach Fairbanks. Das dort entdeckte Gold war ausschlaggebend.
Im Anchorage Museum bewundern wir Können und Tradition der indigenen Völker Alaskas. Sie gehören sehr verschiedenen Kulturen an und es gibt grosse Unterschiede in ihren religiösen und kulturellen Eigenheiten. Seit 1995 sind die Gebiete in 13 Alaska Native Regional Corporations (Gebietskörperschaften) eingeteilt. Sie haben teilweise andere Rechte wie die übrigen USA Indianer, so z.B ist es ihnen erlaubt Wale für den Eigenbedarf zu töten. Eine zeitgenössische Bild-Ausstellung vorwiegend indigener KünstlerInnen zeigt die Verarbeitung ihrer Geschichte in eindrücklicher Art und Weise.
Mit Neugierde machen wir uns auf den Weg zum berühmten Denali Nationalpark, vorbei am Alaska Range mit unzähligen Gletschern. Trotz dem oft bedeckten Himmel, zeitweise mit ein paar Regentropfen vermischt, erhaschen wir immer wieder für kurze Augenblicke einen Ausschnitt dieses gewaltigen Panoramas. Den mit 6194 m höchste Berg Alaskas, den Mount Denali (der Hohe) erspähen wir ebenfalls Häppchen weise jedoch nicht minder imposant. Gewappnet Bären, Elche, Karibus, Dall-Schafe, Bergziegen und mehr zwischen den vielen moorigen, See ähnlichen, kleinen und grösseren Bächen und von dichten Nadelbäumen umgebenen Park zu sichten, machen wir uns auf den Weg (mit dem Auto). Einige der Pfade sind geschlossen. Eine trächtige Elchkuh äst zu unserer grossen Freude und Aufregung nur einige Meter von uns entfernt. Leider ist das schon die ganze «Ausbeute». Wir hätten gerne mehr gesehen. Denali, früher McKinly, war um die Jahre 1930 ein Ort mit einer Feriensiedlung. Wohlhabende reisten mit dem Zug an und verbrachten einige Tage zur «Erholung».
Am nächsten Tag kommen wir in Zentralalaska, in Fairbanks, an, folgen den Spuren der Goldgräber. Um die Jahre 1903/04 war ihre Blütezeit. Von Fairbanks gehen alle wichtigen Wege über den Dalton Highway in den Norden. Öl, Gas, Kohle und Gold sind die Schätze welche Fairbanks auch heute zu einer florierenden Stadt machen. Das faszinierende Naturschauspiel der Aurora Borealis, die leuchtend grünen, tanzenden Nordlichter seien hier 240 Tage im Jahr besonders gut zu sehen. Auf uns fällt eine andere Nacht. In Fairbanks begegnen wir erstmals einigen Inuits. Alle sehen ärmlich aus. Fairbanks ist unser nördlichst gelegener besuchter Ort. Wir reisen weiter Richtung Delta Junction wo der Delta- und der Tananafluss zusammen treffen. Im Big Delta State Historical Park geniessen wir nicht nur die angenehm scheinende Sonne bei einem Spaziergang am Ufer des Tananaflusses sondern lernen eine der Geschichten der «Roadhouses» kennen. Zugleich wurde hier eines der ersten Telegraphensysteme aufgebaut damit die Kommunikation mit Washington D.C. und dem fernen Alaska hergestellt werden konnte. In vielen Gebieten Alaskas gibt es heute noch Militärbasen.
McCarthy, Kennecott (auch Kennicott) Wrangell - St. Elias Nationalpark – das klingt wie Musik in unseren Ohren. So viel haben wir schon gelesen und gehört von diesem schönsten und grössten Nationalpark, Teile davon zu Kanada gehörend.
In Glennallen tanken wir auf und besuchen das Visitor Center um noch einige Informationen zum Wrangell - St.Elias Nationalpark zu erhalten. Eine sehr freundliche und hilfsbereite ältere Dame gibt gerne Auskunft und erzählt vom 1964 stattgefunden Erdbeben mit 9.2 auf Richterskala, wie sie das als junges Mädchen in Alaska erlebt hat. Des weiteren erfahren wir, dass letztes Jahr ein sehr trockenes und mit vielen Waldbränden durchzogenes Jahr war, die Blaubeeren klein und trocken waren. Dieses Jahr sei es eher nass, keine Waldbrände und wunderbar grosse und süsse Blaubeeren. Um mit der alaskischen neuen Mundschutzmode mithalten zu können, erstehen wir je zwei neue Masken mit Fisch-, Elch-, Bär- und Aurora Borealis-Motiven. Sie werden von einer Frau aus dem Dorf genäht. Sie näht für alle Schulkinder vor Ort eine Maske die ab Schulbeginn im September obligatorisch ist.
Die Fahrt dorthin ist wild-romantisch durch endlose Wälder und reissende Flüsse, Seen und, wenn der Himmel aufreisst, einer grandiosen Berg- und Gletscherwelt. Mount Wrangell ist der höchste Vulkan Alaskas (4317m). Mit dem kanadischen Teil bildet der Nationalpark eines der grössten zusammenhängenden Ökosysteme der Welt. Hier findet man (laut Prospekt) Grizzlys (zu Braunbären gehörend), Schwarzbären, Elche, Karibus, Dall-Schafe, Bergziegen, Luchse, Eichhörnchen, Wisel, Hasen. Wir sehen einen Luchs und zwei Hasen. Bei gutem Wetter wandern wir zum Rootgletscher, einem Tributärgletscher des Kennicottgletschers. Unterwegs treffen wir auf Bären sichere abschliessbare Nahrungsmittelcontainer, sehen kurz darauf eine Familie mit zwei kleinen Kindern am zelten. Es wird empfohlen schlafen, kochen/essen und Nahrungsaufbewahrung jeweils an drei verschiedenen Orten aufzustellen – nicht tod- jedoch bärensicher. Wir übernachten in einer Lodge in Mc Carthy, kurz bevor der Weg nach Kennicott zu Ende ist. Besucher überqueren den Copperriver über eine Fussgängerbrücke. Auf der anderen Seite gibt es einen Shuttle Bus der bis zur «Geisterstadt Kennicott» fährt. Unsere Lodge ist eine kleine gemütliche Hütte ohne Strom und Wasser und mit einer kleinen Veranda überdeckt. Die Aussicht über die Gletscher, Berg- und Flusswelt ist einmalig. Sie entschädigt für das gemeinsame (für 5 Hütten) Plumpsklo, die eine Dusche im Gemeinschaftshaus mit Küche und dies zu einem Preis von 140$ pro Nacht ohne Frühstück. Die meisten Lodges haben ungefähr diesen Standard und diese Preise. In nicht Covid Zeiten sind sie oft lange Zeit im voraus ausgebucht. Wir machen die Erfahrung, dass einige Unterkünfte sowie Restaurants diese Saison geschlossen sind. Die «Einheimischen» sprechen von einem Besucherrückgang von gegen 75%. Im «normalen» Sommer sind zudem zahlreiche Buschpiloten unterwegs und landen in den unwirtlichsten Gegenden. Während unseres zweitägigen Aufenthaltes sehen wir 2-3 dieser kleinen Flieger über unser Köpfe fliegen. Unterwegs jedoch auch diesen Sommer sind die zahlreichen Stechmücken, die vor allem in sumpfigen Gegenden eine echte Plage sind.
Kennicott war um die 1900 eine Minenstadt der Superlative, man spricht von der ergiebigsten Kupfermine der Welt. Diese wurde das ganze Jahr über betrieben, mit einem Stillstand im April. Da musste die Brücke jährlich wegen des Schmelzwassers neu gebaut werden. Uns wurde gesagt, dass dies kostengünstiger gewesen sei als eine «Schmelzwasser taugliche» zu bauen. Für die über 550 Arbeiter plus ihre Familien wurde eine Infrastruktur mit Schule, Krankenhaus, ... errichtet – für mich sehr eindrücklich in dieser rauen Gegend so etwas entstehen zu lassen. Eine Eisenbahnlinie bis nach Cordova im Prinz William Sound wurde gebaut. Aus ist der Traum nach 30 Jahren. Heute versucht man diese Geisterstadt für touristische Zwecke wieder aufzubauen.
Die Rückreise führt anfangs über die gleiche Strecke wie die Hinreise. Geniessen können wir jedoch die deutlich bessere Sicht, beobachten den mäandernden Copperriver, sehen uns die am Flussufer aufgestellten Fischfallen an. Diese sind eine Art Wasserräder. Verfängt sich ein Lachs wird er hoch geschaufelt und fällt durch eine Rutschbahn in einen Behälter. Diese Art zu fischen ist der Urbevölkerung vorenthalten.
Eine letzte Nacht verbringen wir in einem B&B in Glennallen. Die «Dörfer» an sich sind meistens wenig attraktiv, einzelne zerstreute praktische Häuser . Die «Restaurants» sind häufig an Tankstellen und/oder Einkaufsläden angegliedert, oft gibt es nur Einweggeschirr.
Ein strahlend blauer Tag lässt uns die Chugach Gebirgskette mit unzähligen Gletschern bewundern teilweise bis zur Strasse hin reichend. Wir machen Halt am Alaska Wildlife Conservation Center. In den beiden Nationalpärken, Denali und Wrangell - St. Elias sehen wir nur vereinzelt die viel gepriesene Tierwelt und sind etwas enttäuscht. Das Zentrum nimmt junge, aus verschiedenen Gründen vom Muttertier verlassene, Tiere auf, also so zu sagen ein Waisenhaus. Das entschädigt uns etwas, gibt es uns doch die Gelegenheit die meisten Tiere in ihrem (fast) natürlichen Umfeld zu sehen.
In Seward lohnt sich ein Ausflug in das (32$ teure) Alaska Sealife Center, eine Forschungsstätte direkt am Meer. Gut gestaltet und mit interessanten Informationen versehen sind Seevögel und Meerestiere zu sehen. Im kleinen Seward Community Library Museum (gratis) erfährt man einiges über die Geschichte der Region. Die geschnitzten Elfenbeinskulpturen, ein Totempfahl, diverse geschnitzte Masken finden wir eine Augenweide. Daneben sind Alltagsgegenstände um 1900 zu sehen.
Alles in allem gibt uns unser Ausflug einen kleinen Einblick ins Innere Alaskas, wild, schön, einsam, gewaltig, eindrücklich. - unbedingt eine Reise wert.
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