DadaTux Blog
Kodiak Harbour, Kodiak Insel, Katmai, Kenai Fjords – Süd und Südost-Alaska
Alaska ist seit 1959 der 49. Bundesstaat der USA. 1867 erwarb USA das Land vom Russischen Kaiserreich. Eine vielseitige interessante Gegend nicht nur von Fauna und Flora, bewohnt seit vermuteten 36000 Jahren von den Ureinwohnern. Russen und Europäer sind ab dem 17. Jahrhundert auf der Suche nach Pelzen, Kupfer- Gold- und Ölvorkommen. Die Suche um einen Durchgang durch die Nordwestpassage begann schon bald nach 1500 im Auftrag des französischen Königs. Vielen bekannt ist das tragische Schicksal von John Franklin 1845. Der Durchbruch gelang dem Norweger Roald Amundsen 1903-1906.
Kodiak eine der vielen Inseln Alaskas.
Sonnwende in Kodiak Stadt, ein mit Sonne und Regen durchmischter Sonntag. Gefeiert wird nicht, trotzdem ist es schön den längsten Tag im Jahr nördlich zu verbringen (N57°47.192, W152°24.663) wo an sonnigen Tagen kaum «Nacht» zu spüren ist.
Die Lachsfischerei ist im vollem Gange. St. Paul`s Harbor, wo wir liegen, ist ein Fischerhafen. Gäste werden jedoch sehr freundlich aufgenommen. Mit uns liegen 3 Segelboote in St. Pauls Harbor, SY Gjoa (Kanada), SY Korvessa (USA). Alle kommen von Hawaii.
Covid-19 ist allgegenwärtig. Masken tragen wird fast überall in den Geschäften verlangt. Von der Quarantäne bleiben wir verschont da wir 18 Tage auf See waren. Somit können wir uns frei bewegen. Unsere Fahrräder leisten einmal mehr für unsere diversen Botengänge wie Einkauf (5,4 km), Wäscherei (4,5 km entfernt) einen guten Dienst. Die Schiffszubehörhändler sind zu Fuss gut erreichbar.
Ein stattlicher Seeotter hat sich den Hafen als sein Revier ausgewählt. Ich finde diese Tiere allerliebst, wie sie da auf dem Rücken liegen kaum bewegend. Oft schauen Kopf, Füsse / Schwanz und dazwischen etwas Bauch aus dem Wasser, so dass sie von weitem aussehen wie eine Hantel. Ihr Fell ist eines der dichtesten und sie wurden deswegen im 19./20. Jahrhundert fast ausgerottet. Wir sehen viele unterwegs. Leider sind sie scheu und tauchen unter, sobald man in die Nähe kommt.
Durch die Hafenmeisterin Elke lernen wir Dani, einen Schweizer welcher gegen 40 Jahre in Kodiak lebt, kennen. Mit seinem Fischerboot «New Song» geht er dieses Jahr erstmals nicht auf Lachsfang. Dafür zeigt er uns sein Boot, erklärt uns enorm viel über die Lachsfischerei, von den Jagdrechten im Kodiakrevier, wann die Lachse und für welche Zeit sie zum fangen frei gegeben werden. Eine Crew besteht meistens aus vier Leuten, der Kapitän und drei «Mann/Frauschaft». Oft reicht eine Lachsaison (3-4 Monate) für die meist jungen Leute um die restliche Zeit des Jahres nicht erwerbstätig zu sein. Je besser sie eingespielt sind umso besser in der Regel die Beute. Sehr international ist die Belegschaft. Vom Mutterschiff wird ein Netz (300-500m) mit einem Skiff (starkes Beiboot) gezogen und wenn die Lachse im Netz sind, wird der unter Teil des Netzes zu gezogen. Der/die SkifferIn hat eine enorm wichtige Funktion, muss er/sie doch das Netz rasch so zusammen ziehen und mit dem Skiff fahren, dass möglichst viele Lachse drin bleiben. Pro «Netzwurf» dürfen sie nicht mehr als 30 Minuten haben, dann kommt das nächste Boot an die Reihe, ausser man ist alleine. Die guten Fangplätze werden möglichst geheim gehalten. Mit einem «Tenderboot» werden die Fische abgeholt, mit einer Art Staubsauger abgesogen, teilweise verarbeitet und zur nächsten Verarbeitungs-Station gebracht. Frische Lachse sind dieses Jahr wenig gefragt, viele Restaurants sind geschlossen, Tourismus ist kaum vorhanden. So wurden z.B. 32 kleinere Kreuzfahrtschiffe, die Kodiak im alaskischen Sommer hätten besuchen sollen, annulliert. Wäre ein Novum für Kodiak gewesen, so viele Besucher zu empfangen.
Dieses Jahr scheint es im Verhältnis zu anderen Jahren weniger Lachse zu geben und viele Fischerboote sind deshalb im Hafen zu sehen. Die meisten Crewmitglieder sind zwischen 20-30 Jahre alt. Erfreulich ist, dass es viele junge Frauen dabei hat. Nette Gespräche entstehen und wir erhalten frischen schon ausgenommenen Lachs.
Für unsere erste Wanderung besorgen wir uns einen Bärenspray, verpacken das Essen geruchslos. Eine Tröte oder Trillerpfeife kündigt den Bären an, dass jemand unterwegs ist. Hinweise wie man sich bei einer Begegnung verhält sind überall vorhanden. Einer der sonnigsten Tage erwartet uns auf unserem Rundgang von dessen Höhen wir über die gesamte Kodiakinsel sehen. Ein grandioser Blick über Täler, Seen, Meer, Fjorde, Berge….
Ein Besuch im Alutiiq Museum darf nicht fehlen (dem einzigen das in Kodiak offen ist). Klein aber fein präsentiert das Museum die Geschichte von Sprache, Kultur um das historische Erbe der Ureinwohner zu bewahren.
Mit Dani verbringen wir manch gemütliche, geschichts-politisch interessante, diskutierende, erzählende Stunden. Er zeigt uns die schönsten Buchten, mögliche Wanderwege, die verschiedenen Wohn Quartiere von Kodiak Stadt mit ihren Eigenheiten und Geschichten. Tipps von den schönsten Ankerplätzen in der Region gehören dazu. Danke Dani!
Die Gezeiten haben uns wieder, (ebenso der Kelp) d.h. wir richten unsere Fahrten nach den Tidenströmungen. Durch die Whale Passage gelangen wir von der Südost- auf die Nordwestseite von Kodiak Island und ankern in der Viekoda Bay, einem Seitenarm der Whale Passage. Ein Fischadler imponiert uns mit seinem Beutefang. Sehr eindrücklich sehen wir wie er mit seinen gewaltigen Flügeln sich mit seiner sichtlich schweren Beute vom Wasser ans Ufer kämpft.
Am nächsten Tag kreuzen wir die berühmt berüchtigte Shelikof Strait nicht ohne zu spüren wie aufbrausend sie sein kann, um nach Geopraphic Harbor auf der Halbinsel Katmai zu gelangen. Welch grandioser märchenhafter Platz erwartet uns am Ende eines Gewirrs durch Inselchen, Felsen...Am Ufer sehen wir «unsere» ersten Bären, zwei dunklere, erwachsene und auf der anderen Uferseite einen helleren, jüngeren (so ist meine Interpretation). Durch die Wassertiefe bedingt ankern wir jedoch in beträchtlicher Entfernung zum Ufer, so dass wir zu weit weg sind um gute Fotos zu schiessen. An Land zu gehen ist uns zu gewagt und so beobachten wir sie mit dem Fernglas vom Cockpit aus.
Die Weitsicht ist phantastisch, Schneeberge über Schneeberge schauen hinter einer ersten grüneren Bergkette hervor und glänzen in der Abendsonne. Am frühen Morgen beim Verlassen des Ankerplatzes umgibt uns dichter Nebel, der sich glücklicherweise bald etwas lichtet. Wir entdecken eine Bärin mit ihrem Jungen und erleben eine grandiose Szenerie der Küste entlang bis zur Hallo Bay, ebenfalls auf der Halbinsel Katmai. Eine riesige Bucht erstreckt sich vor uns inmitten von grün bewaldeten Bergen, dahinter Schneeberge und Gletscher. Erstmals sehen wir ein Wasserflugzeug in der Bucht landen. Nachts frischt der Wind auf bis zu 6 Bf lässt uns jedoch ruhig schlafen.
Anker auf und weiter geht es nochmals über die Shelikof Strait durch die enge Shyak Strait die wir bei Stillwasser passieren müssen, um auf dieser kleinsten zu Kodiak gehörenden Insel (Shyak) im Nordosten im Big Fort Kanal zu ankern. Ohne Dani's Tipp währen wir nicht durch die Shyak Strait gefahren, zu eng mit Unterwasserfelsen. Ein ruhiger Ankerplatz um auf entsprechendes Wetter für die Überfahrt zu den Kenai-Fjords zu gelangen, vorbei an den Barren Islands, Ushagut und West Amatuli.
Einige Seemeilen vor unserem ersten Ziel (Picnic Harbor – Rocky Bay) kommt innerhalb weniger Minuten dichter Nebel auf. Unter Radar und Seekarte tasten wir uns an die vielen Felsen heran und kurz bevor wir ankern lichtet es etwas auf. Wir erspähen die Umrisse und sehen, dass wir nicht alleine in der Bucht liegen, sondern «Glacier Baer», ein Motorboot, schon dort liegt.
Wir werden «Glacier Baer» noch zwei weitere Nächte als unsern Nachbarn haben. Wir gönnen uns einen Ruhetag mit allerlei kleineren Arbeiten an Bord, jedoch ebenso mit Kaffee und frischem Brot.
In den Buchten und Fjorden sichten wir diverse Schwimmvögel, wie nordamerikanische Pfeifente, Harlekinente, Brillenente, Papageitaucher, diverse Kormoran- und Möwenarten, den Pinguin des Nordens. Seehunde, Seelöwen, Seeotter, Wale (Buckelwale und Orcas – nicht ganz nah) begleiten uns.
Tagwache um 04.30 Anker auf um 06.00. Wie gesagt: die Gezeiten bestimmen unseren Rhythmus. Es regnet, es ist kalt und neblig. Wir machen Bekanntschaft mit diversen Baumstämmen und riesigen Kelpfeldern die wir glücklicherweise früh genug entdecken und ausweichen können. Einige wenige hängen sich an unsere beiden Ruder und bremsen stark. Mit der Zeit findet man Tricks heraus, wie sich der Kelp möglichst rasch wieder entsorgen lässt, je nach dem ob wir unter Motor oder unter Segel fahren.
Cap Gore mit seinen Wirbeln umfahren wir grosszügig. Wir motoren durch grüngraues spiegelglattes Eiswasser. Schemenhaft taucht ab und zu eine Bergspitze auf und/oder eine Insel. In der Tonsina Bay, einer weiten offenen Bucht mit kleinen Kieselstränden und Tannenwald lassen wir den Anker fallen.
Alle bis jetzt angelaufenen Ankerplätze sind eher tief, so dass wir kaum unter 20 Meter (Tidenunterschied in der Regel 3-4 m) ankern können. Wir sind froh um unsere 140 m Kette und verlängern unsere Ankerboje (20 m Band) mit einer zusätzlichen 15 m langen Schwimmleine.
Scheint die Sonne sind wir von einer eindrücklichen Bergwelt umgeben. Um uns herum ragen imposante, oft mit Schnee und/oder Gletscher bedeckte, Riesen in den Himmel. Das Grün leuchtet in einer grossen Vielfalt.
Wiederum bei Stillwasser passieren wir die enge Upper Nuka Strait und haben trotzdem die ganze Fahrt die Strömung mit uns. Die Strömung an den Engstellen kann schon zwischen 3-6 Knoten betragen. Da denkt man schon «juhuii» wenn der Strom mit einem ist. Wind gegen Strom, die enge des Fahrwassers, die Wirbel, Sicht und... müssen jedoch berücksichtigt werden, damit das Schiff manövrierfähig bleibt. Vorsicht ist immer geboten.
Petrov und Yalikgletscher tauchen hinter einer grünen Bergkette auf. Was für ein Anblick. Wieder kommt dichter Nebel auf und wir wissen das Radar erneut zu schätzen. Das Wetter in Alaksa verändert sich so rasch und schon beginnt sich ab und zu die Sonne durch den Nebel zu drücken. Ankern können wir wiederum bei Sonnenschein. Willkommen in der Yalik Bay.
Ein Landgang (unser erster seit Kodiak) ist angesagt. Die Vorbereitungen sind nicht ohne: Dingi ins Wasser lassen; Anker mit 10m Kette und 20 m Leine, Ösfass, (Behälter um ggf. Wasser aus dem Dingi zu schöpfen), Ruder, Motor mit separatem Benzinkanister liegen in unserem kleinen zwei Personen Dingi mit festem Boden. Dazu werden im Rucksack, Satellitentelefon und Handy, Funkgerät, Bärenspray und Trillerpfeife, Fernglas, Wasser und zwei Riegel geruchslos verpackt, Fotoapparat verstaut. Die Wanderschuhe liegen im separaten Plastiksack bereit. Für die Anlandung brauchen wir meistens Stiefel, da wir bei kaltem Wasser trockene Füsse schätzen.
Eine wunderschöne in Farben, Formen und grosser Artenvielfalt Sommerflora wächst entlang eines Bachbeetes, daneben dichter Wald und Unterholz. Zurück auf der Dada Tux können wir sogar im Cockpit «Zvieri» essen, Hansueli mit kurzen Hosen und kurzarm T-Shirt.
Neugierig bin ich auf den Northwestern Gletscher, den wir besuchen wollen. Dazu passieren wir zuerst den Mc Arthur Pass, natürlich berechnet nach Strömung. Die zweite Hürde ist die «Nordwestpassage», eine enge Stelle die sich durch den Rückzug des Gletscher ergeben hat, und auf einer nur einigen hundert Metern langen Strecke stark strömt. Wir passieren die «Nordwestpassage» mit 4 Knoten Strom mit uns. So können wir also guten Gewissens sagen, dass wir diese Passage bewältigt haben auch wenn die meisten von uns (ich vorher eingeschlossen) nicht an diese kurze Strecke gedacht habe.
Gerade rechtzeitig für einen traumhaften Gletscherbesuch klart es auf. Wir können ganz nahe an den Gletscher fahren, da es kaum Wind hat und die Eisschollen sich ruhig verhalten. Seehunde liegen auf den Eisschollen, manchmal alleine, manchmal in Gruppen. Es donnert, kalbt und Eis fällt krachend ins Wasser. Einige Gletschergebiete sind mit Asche und Schutt bedeckt, vielleicht noch ein Übrigbleibsel des gewaltigen Vulkanausbruchs 1912 auf der Katmai Halbinsel und/oder von den sichtbaren Erdrutschen. Kaum sind wir an unserem Ankerplatz Northwestern Outer Lagoon angekommen, beginnt es zu regnen. Kein Problem, wenn es im Schiff warm, trocken und gemütlich ist.
Ein weiterer Landgang in die «Inner Lagoon» ist angesagt, 1,2 sm vom Ankerplatz der Dada Tux entfernt. Die Passage zwischen Inner und Outer Lagoon ist wegen untiefen Barriere nur mit Kanus, Kajaks, Dingi zu bewältigen. Sind es Bärenspuren, die wir entdecken? Ich stelle es mir jedenfalls vor.
Der Aialik Gletscher dem wir als nächstes einen Besuch abstatten wollen empfängt uns ebenfalls sonnig, Wind arm und mit sich artig verhaltenden Eisschollen. So können wir das ganze Panorama in vollen Zügen geniessen.
Wir kreuzen die SY Korvessa, nun mit ihren zwei Kindern an Bord, tauschen Neuigkeiten und Erfahrungen aus.
«Paradise Cove» wählen wir als einer unserer letzten Ankerplätze aus bevor wir Seward in der Resurrection Bay anlaufen. Nach vier vergeblichen Ankerversuchen auf fast 30 m Tiefe (unser Rekord in Versuchen und Tiefe) sitzt er fest und lässt uns ruhig schlafen.
Knapp 14 Tage dauert unsere Reise von St. Paul`s Harbor in Kodiak, vorbei an einsamen Buchten, gewaltigem Panoramen, unzähligen Gletschern bis wir in Seward festmachen. Einen winzig kleinen Teil von Süd- und Südostalaska durften wir kennen lernen.
Seward ist ein Touristenort in Mitten einer grandiosen Bergwelt. Eine grosse Sportfischerflotte sowie diverse Ausflugsboote sind im Hafen. Es ist schwer abzuschätzen wie es in nicht Covid-19 Jahren aussieht. Die bekannten Buschpiloten, welche ansonsten in grosser Anzahl unterwegs sind, sind kaum an zu treffen, ebenso Ausflugsboote. Dafür klopft es am nächsten Morgen an die Bordwand und Marion und Paul von der Luna Mare stehen vor der Dada Tux. Wir haben sie in Hohe Düne (Rostock) vor über 3 Jahren kennen gelernt.
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Kommentare 1
Liebe Helen, Lieber Hansueli
Ganz toller Bericht! Macht uns gluschtig. Wir haben gerade den Hurricane Douglas hinter uns. Er ist brav an Oahu und allen anderen Inseln vorbei gezogen. Langsam wandern unsere Gedanken in Eure Gegend, das Schiff folgt dann vielleicht auch...
Liebe Gruesse aus Honolulu
Klaus und Elgard