DadaTux Blog
Zeit in Ushuaia und Umgebung
Von den 17 Segelbooten unserer WhatsApp Patagoniengruppe sind am 24.12.2018 vier in Ushuaia, Paladin aus Frankreich, Pazzo aus den USA, Lucipara2 aus Holland und wir. Von einigen wissen wir, dass sie auf den Maladiven (Falkland) angekommen sind, andere scheinen noch unterwegs zu sein. Dabei sind Boote aus Frankreich, Dänemark, Deutschland, Italien, Südafrika, USA und der Schweiz.
Wie immer nimmt das sich Orientieren vor Ort einige Tage in Anspruch. Wir liegen im Päckchen an einem Boot mit amerikanischer Flagge, der Miteigner von la Pinta ist Italiener und der andere Argentinier. An uns ist Pazzo aus den USA festgemacht. Der Club Nautico und der Afasyn sind vor allem ein Mekka aus französischen Segelbooten. Sie bieten Charter in die Antarktis an und scheinen eine eingefleischt Gemeinschaft zu sein. Daneben gibt es einige Holländer.
Es ist ein sehr geschäftiges Treiben auf ihren Booten bis alles bereit ist, von Diesel auffüllen, der in Kanistern über den Steg gerollt wird, Segel nähen, Dinghi ausbessern, Motor kontrollieren, und nicht zuletzt der Einkauf für eine Crew von durchschnittlich 10 bis 12 Personen (auf engem Raum) und einer Reisedauer von ungefähr 20 Tagen. Täglich kommen Kreuzfahrtschiffe an. Es ist ein richtiger Boom und Plätze sind keine mehr frei. Es sind stolze Preise die bezahlt werden, für einen Segeltörn von ca. 20 Tagen zwischen 8000 – 10000 US$ auf teilweise nicht sehr Vertrauen erweckenden Booten, Kreuzfahrten für ungefähr 14 Tage haben ebenfalls einen ähnlichen Preis. Last minute (für die ich mich zumindest Interesse halber erkundige) scheint es nicht mehr zu geben.
Sanitäre Einrichtungen im Club Nautico sucht man vergebens und Fäkalientanks nützen nur wenn man sie auch leeren kann. Seit 5 Jahren sei eine Baubewilligung hängig.
Eine erste Wanderung in die Laguna Esmeralda bei wunderschönen Wetter lässt uns die Umgebung erkunden. Wir wandern durch Waldlichtungen, bestaunen die riesigen Biberdämme und die wechselnden Farben des Wassers. Der nächste Ausflug auf den Cerro Cortez, von wo man einen Rundumblick in all die Täler und auf den Beaglekanal hat, verläuft nicht wie geplant. Das Wetter spielt nicht mit und wir verpassen die Abzweigung auf den Cerro. Trotzdem eine gelungene Entdeckung in die Natur.
Durch Paolo, unseren argentinischen Freund vom Segelboot Jacaranda und dem Acrux Reisebüro in BA, lernen wir Mariano kennen, einen ortsansässigen Argentinier. Er lädt uns für ein Abendessen zu sich nach Hause ein. Wir „gehören“ zur Familie mit seinen drei Kindern sowie seinen Eltern, die momentan zu Besuch sind. Das Haus liegt am Hang, ist selbst gebaut aus Recycling Material so wie zusammen gesuchten Materialien aus der Entsorgung. Am 24.12. sind wir eingeladen bei ihm zu Hause mit Freunden zu feiern. Jede/jeder bringt etwas zum essen und trinken mit, im Garten wird ein Feuer gezündet, gegessen getrunken, geplaudert und getanzt wird jedoch im Haus, sicher auch auf Grund des unbeständigen Wetters, Hagel, Regen und heftige Windböen wechseln sich ab. Gefeiert wird wie bei uns an Silvester, es werden die Sekunden bis Mitternacht gezählt, mit Champagner angestossen und getanzt. Den Silvesterabend verbringen wir wiederum „argentinisch“.
Am 25.12. sind wir 11 Personen zum Brunch auf der Dada Tux. Nachmittags unternehmen wir zu acht eine Wanderung auf den Gletscher Martial auf einer Höhe von 850 m. Die von Moni erhaltenen bebilderten Faltkarten mit Flora und Fauna der Tierra del Fuego und der Antarktis begleiten uns auf unseren Wanderungen, so auch in den Nationalpark bis nach Lapataia und erlauben uns so einige neue Arten zu identifizieren, so z.B. einen Schopfkarakara, einen Bronzekiebitz, einen Schwarzhalsschwan, eine Graukopfgans, einen Falken, einen Aguja….sowie aus der Flora Orchideenarten, Pan de Indio, ein essbarer Pilz als Parasit auf den Bäumen wachsend, scharfer Hahnenfuss, Beberitze, Anemonen, rote Krähenbeere….
Ich lese das Buch „Grosser Süden“ von Erik Orsenna und Isabelle Autissier. Ein sehr empfehlenswertes Buch über die Antarktis. Gerade bin ich bei einer Seite von einer SY mit Namen Kotick von einem französischen Paar, Alain und Claudine Caradec, welche seit über 30 Jahren in dieser Gegend segeln. Sie haben in der Antarktis eine Insel entdeckt (im Buch beschrieben als Isla D), da man anscheinend den genauen Ort nicht preisgeben darf. Auf alle Fälle bin ich ganz begeistert im selben Augenblick des Lesens, das beschriebene Schiff samt Eigner einlaufen zu sehen.
Auf dem Pier kommen laufend Gäste, die meisten EuropäerInnen, mit voll gepackten Rucksäcken an und belegen die Chartersegelboote. Am Tag wo die meisten Chartersegelyachten vom Club Nautico auslaufen wollen gibt es auf Grund zu heftigen Windes eine Auslaufsperre durch die Prefectura. So spazieren die unternehmungslustigen AntarktisseglerInnen den Steg auf und ab, machen Fotos von Schiff, Wind und Wellen und man sieht sich in der „Stadt“ bei Kaffee und Kuchen.
Schon fast Tradition wenn wir länger an einem Ort verweilen ist eine Autotour ins Landesinnere, von Ushuaia geht es ins argentinische Feuerland. Obwohl die chilenische Grenze nur einen „Katzensprung“ weg ist, ist es mit Mietautos recht kompliziert die Grenzen zu passieren, so dass wir darauf verzichten. Die Schneegipfel der Sierra Alvear stets im Blick geht es über den Paso Garibaldi in Richtung Lago Fagnano, eingebettet in einer sanften Hügellandschaft.
Zu den Seen Lago Yehuin und Lago Chepelmut gelangen wir durch Weideländer und Zauberwälder. Diese bestehen zwei verschiedenen Scheinbuchen, den Lengas (hohe Stämme) und den Nires (Strauch artig). Oft sind die Stämme abgestorben, grau und mit „Altmännerbärten“ überzogen. Grosse und kleine Gruppen von scheuen Guanacos, Ibisse, Wildpferde, Schopfkarakaras, einen Kondor (aus der Ferne) kreuzen unseren Weg. Unzählige kleine Blumen und Beeren sind in dieser kargen Landschaft zwischen Moos und Steppengras zu finden. Ein Ausflug zum Cabo San Pablo, entlang der Costa de los Naufragios (Küste der Schiffbrüchigen), der „Besuch“ eines vor 40 Jahren gestrandeten Frachters macht uns die Kargheit und Wildheit der zerklüfteten südargentischen Küste einmal mehr bewusst. Vereinzelte Estancias zäunen unseren Weg, Rinder- und Pferdeherden werden von Gauchos und Hirtenhunden betreut.
Die Estancia Haberton, zugleich ein Puerto, am Beaglekanal gelegen, macht uns neugierig. Der Verdienst eines englischen Missionars, Thomas Bridges, ist, dass er die Sprache der Yàmana, die Yaghan-Sprache lernte und sie mit über 32000 Einträgen niederschrieb (ungefähr 1870). Wir besuchen das Museo Acatushùn de Aves y Mamiferos Marinos Australis welches sich am Eingang der Estancia befindet.
Eher enttäuscht von diesem Ort in punkto Informationen und Besichtigungsmöglichkeiten geniessen wir umso mehr die Fahrt in Richtung Estancia Moat, mit Ausblick auf Picton, Nueva und Lennox (chilenische Inseln im Beaglekanal), die versteckten Buchten, wo zufällig das am Vortag in die Antarktis abgereiste Segelschiff Kotick vor Anker liegt und auf ein Wetterfenster wartet.
Ich staune immer wieder wie die Tage davon fliegen. Oft sind wir bei unseren Argentinierfreunden eingeladen oder dann von Freunden von ihnen. Einmal bei Silvina, einer Nachbarin von Mariano. So waren wir zu einem Hausmusikabend bei ihr eingeladen und vor einigen Tagen sang sie in einer Vinothek wo wir den Liedern von Silvina und den Gitarrensolos von Nestor bei einem feinen Malbecwein lauschten.
Wir haben argentinische Freunde an Bord, verabschieden Lars von der holländischen SY Lucipara2.
Es kommen bekannte und unbekannte SeglerInnen an und da wird jeweils ausgetauscht und natürlich bei einem Apéro und/oder Nachtessen viel Seemannsgarn gesponnen. Gerade jetzt ist ein finnisches und ein neukaledonisches Boot neben an. Beide seit ungefähr 16 Jahren unterwegs waren in der Arktis, Alaska, Antarkis, Nordost Passage….. Von Riitta und Pekka bekommen wir wertvolle Informationen für die Strecke bis nach Puerto Montt, ebenso wie einige Papierkarten, was wir sehr zu schätzen wissen. Das heisst, unsere Zeit hier in Ushuaia geht langsam dem Ende entgegen. Es bleibt die Feinplanung, das Aufrüsten für die nächsten zirka 3 Monate wo wir kalbende Gletscher, einsame Ankerbuchten (mehrheitlich mit Landleinenverspannung) und vieles mehr erleben dürfen.
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Kommentare 4
Liebe Helen und Hansueli
Wiederum ein toller Bericht über Eure Zeit in Ushuaia und Umgebung. Wir wünschen Euch weiterhin alles Gute!
Herzliche Grüsse aus dem winterlich kalten Oensingen
Ursula und Hansueli
Liebe Helen, lieber Hansueli,
ich bin immer wieder überrascht wieviele Fahrtensegler unterwegs sind...
Wir wünschen euch weiterhin gute Fahrt und viel Glück.
Einfach toll, was ihr erlebt.
Herzliche Grüsse
Thea und Denis
Tolle Bilder und feine Berichte: Immer wieder toll zu lesen und zu betrachten. Congrats und weiterhin so. Wir wünschen Euch Alles Gute und weiterhin so einmalige Erlebnisse. Geniesst es so intensiv und so lange wie möglich Wann geht es weiter ? und wohin ?
Liebe Grüsse
Ludwig und Lotti, ex SY Eldorado z.Zt. in Playa Las Americas in Tenerife
Liebe Beide
Wunderbare Bilder und sehr spannende Berichte. Ich wünsche euch alles Gute für die Weiterfahrt nach Chile und im Pazifik.
Herzliche Grüsse
Agni