DadaTux Blog
Region Yellowknife
Auf der Fahrt von Hay River zur kanadischen Sonnenstube Yellowknife sah ich 110 km nur abgebrannten Wald. Auf den restlichen 380 km gab es abwechselnd verbrannten und grünen Wald. In einem Reiseführer las ich, dass man westlich vom Great Slave Lake mehr Bisons sieht als im Wood Buffalo Nationalpark. Bei mir war es umgekehrt, ich sah auf dieser Stecke keinen Bison. Entlang der Strasse sah ich in regelmässigen Abständen rechteckige Teiche. Vielleicht sind das Wasserbecken, um Waldbrände zu löschen. Der Wald ist durchsetzt mit viele kleine Seen, die nicht direkt an der Strasse liegen. Trotz des Wassers kann der Wald so trocken werden, dass er grossflächig brennt. An einer Kreuzung steht die Tafel «Remembering the Children» (Erinnerung an die Kinder). Auf einem Herz mit Amorpfeil steht 215 und rundherum viele Teddybären. Diese Tafel erinnert an den Fund eines Massengrabs von 251 indigenen Kinder bei der Kamloops Indian Residential School in Kamloops BC. Die Schule war zwischen 1890 und 1969 unter Führung der katholischen Kirche aktiv um indigene Kinder umerziehen.
Bei einem kleinen Tümpel, umgeben von jungen grünen Bäumen, übernachtete ich. Ich sah wieder mal blauen Himmel ohne verdeckenden Rauch. Auf dem sandigen Boden sah ich neuere Bison- und Bärenspuren. Die Tiere zeigten sich nicht.
Am Morgen war der Rauch wieder da. Als ich weiterfuhr, wurde der Himmel nach und nach wieder blau. Yellowknife ist die grösste Stadt in den Northwest Territories (NWT) und hat etwa 20000 Einwohner. Die Hälfte der Menschen in den Northwest Territories lebt in der Hauptstadt Yellowknife. Im Winter kann man dort gut Nordlichter sehen. Jetzt sieht man wegen des Rauchs und der kurzen Nächte kaum Nordlichter. Ich übernachtete auf einem Parkplatz im alten Teil von Yellowknife. Der Parkplatz liegt in der Nähe vom Great Slave Lake und einem kollektiven kommunalen Garten. Am See gibt es zwei Bänke, die an getötete indigene Frauen und Mädchen erinnern.
In der Nacht drehte der Wind und brachte Rauch mit. Von Yellowknife aus kann man auf dem Ingraham Trail bis zum 70 km entfernten Tibbitt Lake fahren. Im Winter gibt es ab dort eine 300 km lange Eisstrasse zu den Diamantenminen. Manche Siedlungen kann man nur im Winter über zugefrorene Flüsse und Seen erreichen. Google Maps zeigte für die Strecke zum Tibbitt Lake starken Rauch. Im Führer wird die Strecke als Landschaftlich interessant beschrieben. Wenn mir der Rauch zu viel wird, kann ich umkehren. Ich musste noch einkaufen. Die Strecke hin und zurück wäre in einem Tag zu fahren, aber ich wollte irgendwo unterwegs übernachten. Je weiter ich fuhr wurde der Rauch weniger, die Bewölkung blieb und es begann leicht zu regnen.
Die Landschaft ist zwar eben, aber es gibt immer wieder Wasserfälle. Sie sind nicht sehr hoch. Von einem Parkplatz aus führt ein Weg durch den Wald zu den Cameron Falls. Man kann über eine Brücke auf die andere Seite des Wasserfalls gehen. In der Hoffnung auf besseres Wetter sparte ich mir den nächsten Wasserfall für die Rückfahrt auf. Die Strasse ist länger asphaltiert als in meinen Unterlagen steht. Nur noch die letzten 9km ist Schotterstrasse. Ich parkte den Van am Ende der Strasse mit Blick auf den See. Auf dem Parkplatz stand ein Pick-up, aber ich sah niemanden. Am Abend fuhr jemand mit dem Pick-up in den See. Das Wasser stand bei den Türen. Er stieg aus und wusch sein Auto im See. Bei einer Bevölkerungsdichte von einer Person auf 27 km² in NWT mag dem älteren Herr seine Umweltverschmutzung nicht kümmern. In der Schweiz leben 5800 Menschen auf 27 km². Bis zum Sonnenuntergang nach 22 Uhr wurde der Himmel fast wolkenfrei und ohne Rauch.
Nach einer ruhigen Nacht wurde es gegen Mittag lebendiger. Leute kamen mit Fischerruten und Booten. Zeit für mich zum weiterziehen. Nach dem schönen Abend war der Himmel am Morgen wieder bewölkt. Die Cameron River Pamparts Waterfalls sind nicht so hoch wie die anderen. Man kann fast mitten im Wasser stehen. Ich fuhr weiter bis zum Pontoon Lake Territorial Park, 30 km vor Yellowknife. Der Parkplatz ist von Bäumen umgeben, durch die man den See knapp sehen kann. Bei dem trüben Wetter machte es mir nichts aus. Dafür hatte ich aber guten Handyempfang. Ich machte es mir für die Nacht dort gemütlich.
Das ‹Prince of Wales Northern Heritage Centre› ist das Museum in Yellowknife, das sich mit der Kultur der Ureinwohner der Arktis und Subarktis beschäftigt. Der jetzige König von England hat das Museum 1979 eröffnet. 1981 wurde der Nachbau eines Mooseskin Boat (Elchfell Boot) mit traditionellen Mittel gebaut. Acht Elchfelle waren für die Bespannung des etwa 15m langen Boots notwendig. Vom späten 19. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre bauten die Shutagot’ine (Mounten Dene, ein indigener Stamm) diese Boote um Waren auf den Gebirgsflüssen zu transportieren. 2007 wurde ein 10000 Jahre alter Bison-Schädel gefunden. Die Hörner sind anders als bei den Waldbisons. Sie stehen seitwärts ab, ähnlich, aber einiges grösser, wie bei Kühen, die noch Hörner tragen dürfen. Das älteste bekannte Gestein wird auch gezeigt. Es ist 4 Milliarden Jahre alt. Das Wetter war gut für den Museumsbesuch, wo ich übernachtete, war das Wetter besser. Ich fuhr noch einmal zurück. Am Prelude Lake Territorial Park gibt es einen schönen Naturpfad durch den borealen Wald. Daneben ist ein Campingplatz mit Duschen und genug Platz für mich. Nach dem Duschen ging ich zum See. Eine Frau mit zwei kleinen Kindern sprach mich an. Der Camphost hat ihr gesagt, dass ich aus der Schweiz komme. Claudia lebt seit 14 Jahren mit ihrem Mann und den zwei Kindern in einem einfachen Haus, 10 km östlich vom Camping an der Strasse. Sie kommt aus Amriswil und wollte für zwei Wochen die Nordlichter sehen. Ihr Mann arbeiten in einer Diamanten Mine, «nur 40 Min. mit dem Flugzeug entfernt», 12 Stunden pro Tag, 14 Tage durch, danach hat er 14 Tage frei.
Der drittgrösste See der NWT ist der Lac la Martre. Seit November 2021 führt die 110km lange ganzjahres Strasse, die Tłı̨chǫ Highway nach Whatì, einem kleinen indigenen Dorf. Die meisten BewohnerInnen gehören der Tłı̨chǫ Volksgruppe an. Die letzten 9 km sind identisch mit der Winterstrasse (Ice Road) und wird neu gebaut. Das Dorf ist nichts Besonderes. Häuser wie in anderen Dörfern, grosse Treibstoff- und Gastanks, die Minimum der Jahresbedarf der Bevölkerung decken. Mein Navi wollte mich über die Ice Road dorthin leiten, weil die Strecke kürzer ist.
Bei der Bootsrampe am See übernachtete ich. Dort pumpen auch LKWs Wasser aus dem See um die Strassen zu wässern damit nicht so viel Staub aufgewirbelt wird. Nachts um 23 Uhr kam auch hier einer und wusch seinen Pick-up im See. Trotz dem schönen Ausblick auf den See mit dem Nachthimmel, deckte ich die Fenster mit der Wärmeisolation ab, bevor ich mich schlafen legte. Das Thermometer fiel in der Nacht auf 5°C.
Auf dem Rückweg zum Yellowknife Highway sah ich drei Bisonbullen am Strassenrand. Ich übernachtete wieder am kleinen Weiher. Als ich am Morgen wegfuhr, trottete ein Bisonbulle gemütlich an mir vorbei. 70 km vor einer Ortschaft machte ich Halt bei so etwas wie einem Altar. Ein weisses Kreuz mit Heiligenfiguren, Feuerzeugen, Patronen, Münzen, Todesanzeigen, Rosenkränzen, Fotos, Puppen und so weiter. ‹HE IS RISEN› (er ist auferstanden) steht auf dem Kreuz.
Je näher ich Fort Providence kam, desto mehr Rauch war zu sehen. Ich fuhr in den Ort, um ins Netz zu gehen. Kurz nach dem Ort quert die neue Deh Cho Bridge den Mackenzie River oder Deh Cho, wie er in der indigenen Slavey Sprache heisst. Die Brücke wurde im November 2012 eröffnet. Sie ersetzte die Fähre und im Winter die Eisstrasse. Ein dickes Tragseil hängt lose herunter, deshalb ist die Brücke nur einspurig befahrbar.
Bei der Kreuzung Mackenzie – Yellowknife Highway bog ich rechts in Richtung Fort Simpson ab. Der Rauch verzog sich und der Himmel wurde wieder blau. Ich sah immer mehr alten Wald mit hohen Birken und Nadelbäumen. Beim Sambaa Deh Falls Territorial Park übernachtete ich. Leider kam aus der Dusche nur kaltes Wasser. Der Trout River (Sambaa Deh) schneidet sich durch das Gestein mit kleinen Wasserfällen. Am Abend begann es zu regnen. Nach zwei Stunden zeigte sich die untergehende Sonne wieder.
Etwa die Hälfte der Strecke zwischen der Kreuzung und Fort Simpson ist eine gut zu fahrende Schotterstrasse. Etliche Kilometer vor der Fähre über den Liard River vor Fort Simpson ist die Strasse wieder asphaltiert. Im Winter führt die Strasse übers Eis. Wenn das Eis nicht trägt und die Fähre nicht fahren kann, ist die Strasse unterbrochen. In Fort Simpson tankte ich Diesel und fragte nach DEF (AdBlue), die Flüssigkeit für die Diesel Abgasreinigung. Das ist hier nicht bekannt. Die Meldung zum Auffüllen kommt früh, ich kann noch mindestens 2000 km fahren. Ich will bis an das Ende der Mackenzie Hwy nach Wirgley fahren und werde auf dem Rückweg in Fort Simpson übernachten. Neben dem Tanken nutzte ich den Handy Empfang, führ danach noch 20km weiter zu einer sandigen Waldlichtung.
Ich stellte den Wecker für den nächsten Morgen. Man muss auf dem Weg nach Wirgley den Mackenzie River mit einer Fähre überqueren. In der ‹NWT Road & Campground Guide› steht, dass die Johnny Berens Ferry nach Bedarf von morgens 9 bis 11 Uhr und nachmittags von 14 bis 20 Uhr fährt. Ich rechnete, dass ich kurz nach 10:30 dort sein werde. Auf der Strecke sah ich einen Schwarzbär auf der Strasse stehen. Bevor ich anhielt und die Kamera in die Hand nahm, verschwand er im Wald. Auf der ganzen Strecke fuhr ich durch wenig abgebrannten Wald. Um 10:40 Uhr stand ich vor der Fähre. Auf einem Schild stand, dass die letzte Fähre am Morgen um 10:30 Uhr in meine Richtung fährt. Ich war zu spät und musste über drei Stunden warten. Kein grosses Problem, ich war ‹Das Traumtheater› von Andrea De Carlo am lesen. Zwischendurch spazierte ich am Ufer vom Mackenzie River und sank im nassen Sand ein. Ich hatte Sandalen ohne Socken an und konnte meine Füsse und Sandalen gleich im Wasser waschen. Auf dem weiteren Weg kreuzte ich einen deutschen VW Camper. Auf der verkehrsarmen Strasse kann man gut 10 Minuten die Fahrbahn blockieren und miteinander reden. Es kommt kein anderes Fahrzeug.
Wirgley ist ein kleines Dorf mit Feuerwehr, Schule, Handy-Empfang, Gemeindezentrum und einem kleinen Park. Ich wollte am Mackenzie River übernachten, aber der Platz bei der Bootsrampe war nicht eben. Ich stellte den Van am Rand des Dorfes neben einem alten Gebäude ab.
Für die Rückfahrt wusste ich, wie die Fährzeiten sind. Ich stellte keinen Wecker. Die Fähre am Nachmittag genügte mir vollauf. Von dem kleinen Park mit Tierfiguren in Wirgley hatte ich einen schönen Blick auf den Fluss. Unterwegs, von einem Parkplatz auf einer Anhöhe, bekam ich den Eindruck, dass mehr Rauch als gestern in der Luft liegt. Der Campingplatz in Fort Simpson hat Duschen. Ich brauchte wieder eine. Der Camphost erzählte mir, dass vor Jahren der Campground unter Wasser stand. Weiter Flussabwärts stauten sich im Frühling die Eisschollen so hoch, dass das Wasser nicht mehr abfloss.
Ich kaufte im einzigen Supermarkt ein. Beim Visitor Center hängt ein grosses blaues Trinkwasser Icon an der Fassade. Der Schlauch reicht bis zur Strasse. Bis zur Abzweigung Mackenzie – Liard Highway fuhr ich schon auf dem Hinweg. Dazwischen quert man mit der Fähre den Liard River. Bis Fort Liard führt die gut zu fahrende Schotterstrasse in der Nähe vom Liard River. Leider nahm der Rauch zu. Trotzdem übernachtete ich beim Blackstone Territorial Park, in der Hoffnung, am nächsten Morgen die Berge vom Nahanni National Park zu sehen. Man kann den Park nur mit dem Flugzeug besuchen, denn es gibt keine Strasse dorthin. Gegen Abend kam ein Hamburger Paar mit einem Iveco Daily Camper auf den Platz. Mit Kristin und Joachim verbrachte ich einen schönen Abend. Wir tauschten unsere Erfahrungen aus.
Leider wurde die Sicht am Morgen nicht besser. Auf dem Weg nach Fort Liard wurde der Rauch noch dichter. Ein Schwarzbär lief über die Strasse und verschwand im Wald. Auf der ganzen 120km langen Strecke fuhr ich durch kein Waldbrand Gebiet. Seit ein paar Wochen ein Novum.
Am Rande von Fort Liard, am fast trockenen Petitot River, traf ich mich mit Kristin und Joachim wieder. Gemeinsam kochten wir das Abendessen.
Der Rauch blieb auch am nächsten Tag. Auf der Strecke nach Fort Nelson wurde der Rauch immer dichter. Eine Bisonherde am Strassenrand störte sich nicht daran. Nach der Provinzgrenze NWT und British Columbia warnte eine Tafel vor einem aktiven Waldbrand. Nach diesem Gebiet nahm der merklich Rauch ab. Je näher ich dem Alaska Hwy und Fort Nelson kam, änderte sich die Landschaft. Wiesen mit grossen Heuballen prägten das Bild. Ich werde drei Tage auf einem Campingplatz in Fort Nelson bleiben.
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