DadaTux Blog
Ponta Delgada, Sao Miguel, Azoren
Wir sind auf den Azoren angekommen. Diese sind bereits seit dem 14. Jahrhundert auf verschiedenen Seekarten verzeichnet. Entdecker waren die Portugiesen. Die Inseln sind vulkanischen Ursprungs. 1976 wurden die Azoren als autonome Region von Portugal anerkannt.
Sao Miguel ist die grösster der Azoreninseln und Ponta Delgada der Hauptort. Die Insel liegt im Südosten der Azoren. Sie ist ca. 65 km lang und 16 km breit. Die Gesamtbevölkerung beträgt gerade mal 137`856 Einwohner. Die Insel ist sehr fruchtbar, sehr grün, d.h. es gibt entsprechend viele Niederschläge.
Die ersten Tage vergehen wie üblich an einem neuen Ort rasch vorbei mit Schiff innen und aussen reinigen, uns „säubern“, Wäsche waschen und die nähere Umgebung auf Einkaufsmöglichkeiten, Sehenswertes etc. zu durchstöbern.
Abends gibt es zur Sommerzeit auf vielen Plätzen der Stadt diverse Konzerte. Wir entschliessen uns eine Fadodarbietung anzuhören und waren zu unserer Freude ganz begeistert von der Sängerin und den beiden Musikern. Da es viele PortugiesInnen unter den ZuhörerInnen hat wird mitgesungen und mit geklatscht und es herrscht eine wunderschöne sommerabendliche Stimmung.
In Ponta Delgada, jedoch auch an anderen Orten, sind die Strassen oft mit Pflastersteinen ausgelegt, ebenso die Trottoirs. Diese sind mehrheitlich mit wunderschönen Mustern versehen. Dieses Steine legen scheint eine spezielle Handwerkskunst der Portugiesen zu sein. So wurde vor kurzem der Münsterhof in Zürich von portugiesischen Arbeitern in Stand gestellt.
Wir machen uns erfolglos auf die Suche nach einem Mietauto. Weder per Internet noch bei den drei sich in der Stadt befindlichen Autovermietern haben wir Glück. Alle Autos sind für Tage ausgebucht (Hochsaison) und es kann uns niemand sagen, ob wir dann morgen oder in den nächsten Tagen mehr Glück haben.
Wir entschliessen uns mit dem Bus zuerst eine Reise in Nordwesten zu machen, dann eine Wanderung zum Lagoa Azul und Lagoa Verde zu machen und von dort den Bus zurück nach Ponta Delgada zu fahren. So sehen wir schon einen rechten Teil der Insel und unsere Wanderung ist ebenfalls nicht „ohne“. Sie führt uns durch dicht bewachsene Wälder, üppige Mais- und Getreidefelder und wir denken für unsere Fitness Genüge getan zu haben. Die Seen im Landesinnere sind wundervolle Erholungsgebiete. Auch für Ornithologen und Botaniker gibt es viel zu sehen und bestaunen.
Tags darauf nehmen wir den Bus in die andere Richtung. Wir fahren der Küste entlang südostwärts bis zu den Thermalquellen von Furnas. Wir reihen uns ein unter die Badegäste der schwefelhaltigen 39°igen Badebecken. Dazu regnet es und ich fühle mich ganz so wie ich mir so eine Kur vorstelle.
Müde spazieren wir zum gepflegten und grosszügig angelegten botanischen Garten. Dieser beherbergt ebenfalls ein grosses Schwefelbad, welches wir jedoch gerne auslassen und uns umso intensiver den Pflanzen und Bäumen widmen.
Auch an einer anderen „Ecke“ des Dorfes sprudelt, raucht und riecht es. Nicht zum Bade lädt dieser Platz ein, dafür werden im Schwefeldampf Maiskolben gegart, anschliessend verkauft und gegessen. Natürlich versuchen wir ein „Schwefelwassermaiskolben“. Er schmeckt fein und zart, ganz ohne Schwefelgeruch.
Der Bus über die nördliche Route lässt uns nochmals ein unterschiedliches Stück der Insel sehen und bringt uns bei strömendem Regen zum Schiff zurück.
Jeden Abend schauen wir uns den Wetterbericht genau an für unsere vorgesehene „grosse“ Route nach Cherbourg. Bis jetzt sind die Winde zu unbeständig um an ein Aufbrechen zu denken. So übe vor allem ich mich in Geduld.
Dafür haben wir für zwei Tage ein Auto „ergattert“. Über zum Teil sehr enge Landstrassen entdecken wir die Gegenden, welche mit dem Bus nicht oder kaum erschlossen sind. Üppige Naturhecken befinden sich zu beiden Strassenseiten. Hortensien in blau, weiss, rosa scheinen wie Unkraut zu wuchern ebenso Winden, welche in einem wunderbaren Violett ganze Hänge „verzieren“. Daneben gibt es Farnbäume, (zu) viele Schmetterlingsingwer, eingeführt vom Himalaja, verschiedene mir nicht bekannte, jedoch „kleidsame“ Pflanzen und Blumen. Diese Üppigkeit ist gegeben durch das feuchtwarme Klima. Die Luftfeuchtigkeit liegt so zwischen 85 – 90 %. So haben wir das Gefühl fast in der Karibik zu sein.
Wir besuchen eine Bioananasplantage in Gewächshäusern. In diesen Gebäuden wird ein Klima aus Venezuela suggeriert. Die Fenster werden mit Kalk gebleicht, so dass die Wärme, jedoch nicht die Sonne eindringt, dazu wird bewässert, geräuchert, versetzt, teilweise geschnitten, so dass in etwas mehr als 2 Jahren eine süsse Frucht heranreift. Diese wird mit Messer und Gabel zu Rotwein genossen, was wir sofort ausprobieren und unseren grossen Genuss daran haben.
Unser Allgemeinwissen wird mit einem Besuch einer Teeplantage, resp. Anbau und Verarbeitung erweitert. Die jungen Pflanzen brauchen 6 Jahre bis sie Blätter für die Teezubereitung liefern. Es wird zwischen einem ersten, zweiten und dritten Blatt unterschieden und deren Verarbeitung ergibt die Qualität. Die Maschinen, welche vor über 100 Jahre in England angefertigt wurden sind noch heute in Betrieb.
Man/frau isst Ananas (und vieles mehr) trinkt Tee und nimmt es oft als Selbstverständlichkeit an, ohne sich über Herkunft, Arbeit etc. Gedanken zu machen. Dies stimmt mich dieser Tage etwas nachdenklich.
Zum Abschluss unseres zweiten Autotages sehen wir kurz vor Ponta Delgada, in einem kleinen Dorf, einen Umzug. Wir halten an und werden sogleich von den Einheimischen freundlich empfangen, mit Wein, Bier und Gebäck, so eine Art dicke „Fasnachtschüechli“. Es ist wohl am ehesten vergleichbar mit einem Erntedankfest und wir geniessen inmitten der Bevölkerung für eine kurze Zeit diesen Anlass.
Es ist Zeit weiter zu segeln und wir bereiten unsere Reise nach Cherbourg vor. Nebst diversen Kontrollen von Motor, Segeln, Einkauf, vorbereiten der Segelstrecke, entsprechende Karten studieren, nochmals Wetter abrufen gehört ebenfalls ein frisch gefüllter Wasserkanister mit 10 Liter Reservetrinkwasser dazu. Er darf trotz unserer grossen Wassertanks und dem Wassermacher nicht fehlen. Wir rechnen für die ca. 1400 sm, je nach Windrichtung und ggf. aufkreuzen, mit 10 bis 12 Tagen uns melden uns im September von Cherbourg aus wieder.
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Kommentare 1
Liebe Helen und Hansueli
Danke für die tollen Berichte (wir drucken jeweils für Martha Bloch ein Exemplar aus).
Für die Weiterfahrt nach Cherbourg wünschen wir vor allem ideale Wetterbedingungen. Macht's gut, wir freuen uns auf den nächsten Bericht.
Herzliche Grüsse aus Oensingen
Ursula und Hansueli