DadaTux Blog
Überall ein bisschen Optimierungsbedarf
Vigo bis Funchal, November 2017
Bevor wir nochmals die Wetterdaten „studieren“ planen wir am Sonntag Morgen los zu segeln. Nun jedoch entscheiden wir uns am Samstag Nachmittag bei Hochwasser die Leinen los zu lassen, da in einigen Tagen die östlichen Winde noch stärker blasen.
Kaum verlassen wir Vigo Marina bläst es uns schon kräftig um die Ohren und wir verkleinern die Segelfläche, zuerst ein bisschen, dann etwas mehr und kurze Zeit später nochmals. Eine Bullentalje wird gesetzt (Sicherungsleine damit eine Patenthalse vermieden wird). Nachts leuchtet dieses Mal der Vollmond und so wird es nie ganz dunkel. Wind und Wellen legen zu und so rauschen wir unserem Etappenziel „Porto Santo“ entgegen. Unsere maximale Geschwindigkeit wird mit 15,2 kn angegeben, vermutlich sausen wir da gerade eine Welle hinunter. Diese Geschwindigkeit ist zu schnell für unser Boot, wenn dem oft so wäre, müssten wir einen Schleppanker auslegen. Das Trimmen der Segel hält uns auf Trab. Wie heisst es doch bei FahrtenseglerInnen. Richtiger Segeltrimm macht eine Fahrtenyacht nicht nur schneller uns sicherer. Auch die Lebensdauer der Segel wird dadurch verlängert.
Die Wellen legen an Grösse zu. Sie bauschen sich hinter uns mit einer Höhe von einigen Metern auf. Das Meer sieht aus, wie kochende Milch. Brechen die Wellen leuchtet bei Sonnenschein die Wellenspitze in türkis, was ein ganz hübscher Anblick bietet. Auf der ganzen Reise sehen wir zwei Segelschiffe aus der Ferne. Obwohl wenig Verkehr herrscht, gibt es doch einige Frachter, welche uns kreuzen. Ein Frachter kommt auf uns zu, im Wellental sehen wir noch knapp die Spitze, dann bäumt sich der Frachter hoch, Bug und Rumpf ragen aus dem Wasser. Per Funk frage ich an, ob sie uns sehen, welchen Kurs sie fahren und auf welcher Seite wir uns kreuzen. Mehrheitlich sind es sehr nette kurze Gespräche die da von Schiff zu Schiff geführt werden und wir wünschen uns abschliessend „fair winds“.
Unsere vermeintlich gut gesicherte Pflanze macht sich plötzlich selbstständig und unser Cockpit wird für kurze Zeit fast zu einem Garten.
Plötzlich hält der Autopilot die Richtung nicht mehr und wir drehen unfreiwillig bei. Hansueli kriecht ins Heckt, wo sich Ruderanlage und Autopilotmotor befinden. Die Schrauben haben sich bei unserem starken Wellengang und Starkwind heraus gearbeitet und blockieren nun das Ruder. Rasch verschafft Hansueli sich einen Überblick, der Windpilot „Peterli“ wird eingestellt und der Autopilotmotor wieder mindestens provisorisch fixiert. In solchen Situation Ruhe bewahren und die richtigen Einscheidungen treffen ist eine Stärke von Hansueli. Ich bin enorm froh darüber. Einige Stunden später ändert die Windsteueranlage die Richtung. Auch hier hat sich eine Schraube gelöst bei diesem Starkwind und den Wellen, vermutlich weil der Seilzugwinkel zu gross ist. „Trimmen“, resp. optimieren ist hier ebenfalls ebenfalls angesagt.
Unser eigentliches Ziel Porto Santo passieren wir um zwei Uhr morgens. Das ist uns bei fast 40 kn Wind und nachts zu riskant und wir entscheiden direkt bis Funchal, den Hauptort Madeiras weiter zu segeln. Zum Glück gibt es noch einen Platz für uns und ganz kurz vor der Marinaeinfahrt beruhigt sich der Wind, so dass wir heil an der Kaimauer anlegen können. Die Hafenmitarbeiter sind sehr hilfsbereit und bieten Hand. Kurz vor 11:00 Uhr machen wir die Leinen nach 4 Tagen 11 Stunden und 772 nm fest, etliche sm mehr als geplant.
Moderne Technologie, Autonomie unterwegs.
Wir sind gut ausgerüstet so auch mit moderner Technik. Der Stromverbrauch ist jedoch beträchtlich mit dem Plotter, dem Autopiloten, dem Radar, den Wetterdaten holen, Kühlschrank, elektrische Zahnbürste, E-Book, Tablet….Bei raumem Wind liefert der Superwind wenig Strom und die Solarzellen brauchen halt einfach etwas Licht, so dass unsere Batterien nach über 4 Tagen „nur“ segeln noch zu ca. 60% geladen sind. Hier gilt es ebenfalls den Energieverbrauch zu optimieren, evtl. kommt ein Watt & Sea in Frage. Die Vorinstallation dazu ist gemacht. Wir werden uns damit auseinander setzen und entscheiden ob das eine Lösung für uns ist.
Tags darauf kommt ein deutsches Segelboot längs. Sie treffen auf viel Wind im Hafen und das Manövrieren ist knifflig. Der Marinero, Hansueli und ich nehmen die Leinen entgegen und so ist auch dieses Boot sicher vertäut. Mit Anja und Christoph tauschen wir uns aus und verbringen angenehme Stunden.
Einige Schiffe weiter liegt ein nicht mal 9 Meter langes Boot mit vier jungen Männern an Bord. Sie kommen von Brest und wollen nach Brasilien. Ob sie über einen Autopiloten verfügen und was für eine Ausrüstung sie sonst an Bord haben wissen wir nicht. Es ist jedoch möglich mit viel weniger aus zu kommen und beeindruckt mich. Tauschen möchte ich trotzdem nicht, die Annehmlichkeiten überwiegen, dazu kommt, dass wir halt nicht mehr zwanzig sind und das Reisen mit zunehmendem Alter in der Regel nach mehr Komfort „ruft“.
Funchal ist die Hauptstadt von Madeira. Zu Madeira gehören zu dem die Inseln Porto Santo (unser eigentliches Ziel) die Ilhas Desertas (unbewohnt) und die Ilhas Selvagens. Seit 1976 sind sie eine autonome Region, zu Portugal und auch zur EU gehörend.
Madeira wird zu recht oft Blumeninsel genannt. Der botanische Garten in Funchal ist eine Augenweide.
Mit einem Mietauto entdecken wir drei Tage die Hauptinsel und treffen so auf unzählige hübsche „Flecken“, mal am Meer, mal auf einer der wenigen Hochplateaus, mal hoch auf dem Berg.
Der Pico do Arieiro ist mit seinen 1818 Metern der höchste „Berg“ und bietet rundum eine wunderbare Aussicht. Wanderwege führen durch Lorbeer- und Eukalyptuswälder.
Hansueli und ich sammeln einige Lorbeerblätter und entdecken als dann, dass wir unterschiedliche Blätter pflücken. Bei einem Kontrollblick im Internet sehen wir, dass wir beide einfach ähnliche Blätter gesammelt haben, jedoch keinen Lorbeer.
Daneben geniessen wir das kulturelle Leben in Funchal und besuchen drei sehr unterschiedliche Konzerte: in der „English Church“ hören wir „Fine Fun for SAXophone Fans. Musik, teilweise für Saxophone umgeschrieben, von Bizet, Debussy, Iturralde bis Piazolla werden von einer madeirischen Saxophonistin und einem Pianisten aus Ungarn dargeboten.
Vom Madeira Pianofest 2017 besuchen wir das Konzert für vierhändiges Spiel mit Musik von Shostakovich, Glass, Grieg und Ravel.
Und im Teatro Municipal Baltazar Dias hören wir die Bigbandjazzgruppe mit Namen Angrajazz, welche vorwiegend Musik von Duke Ellington spielt.
Zwischendurch kontrollierten wir das Rigg. Dabei entdeckten wir, dass sich der obere Schäkel vom Kutterfock (kleineres Vorsegel) beim vielen Wind zwischen Vigo und Funchal löste. Der Schäkel war nicht zusätzlich mit einem Kabelbinder gegen versehentlichem lockern gesichert. Er musste ersetzt werden. Mit den Maststufen ist es leichter mal kurz den Mast hinauf zu steigen und alles zu kontrollieren
In ein paar Tagen wollen wir weiter nach El Hierro auf die kanarischen Inseln. Ob wir dieses Mal dort ankommen wo wir geplant haben?
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Kommentare 1
Unsere Lieben
Beim Lesen dieses Berichtes kann man die Wellen und Winde fast selber miterleben! Wir freuen uns, dass alles gut geklappt hat!
Weiterhin "gut Schiff" und alles Gute
Liebe Grüsse aus Oensingen von Ursula und Hansueli