DadaTux Blog
Abhängig vom Wind, Ersatzteilen und Diesel (Oban bis Holyhaed -Juli/August 2017)
Wir verlassen Oban und segeln Richtung Glasgow, den Mull of Kenteyer entlang bei möglichst optimaler Strömung. Diese gilt es zu berechnen, damit uns die Strömung schieben hilft. Ein paar Knoten kann dies schon ausmachen und bei überschaubaren, eher kleineren Distanzen, macht sich dies bezahlt. Die Gegend ist wunderschön, der Wind sehr wechselhaft, jedoch meistens zum segeln. Das Wasser an der Westseite der Insel Arran und weiter Richtung Glasgow ist ruhig, fast meinen wir auf einem Schweizer See zu sein.
Plötzlich werde ich unruhig, ein schwimmende Insel mit „Leuchtturm“ bewegt sich mit beträchtlicher Geschwindigkeit auf uns zu. Auf der Seekarte sehe ich weder eine Insel noch einen Leuchtturm. Des Rätsels Lösung: es ist ein Unterseeboot der US Navi, welches sich knapp über der Wasseroberfläche Richtung Süden bewegt und uns viele Wellen beschert. (Hatte keine Lust das UBoot zu fotografieren, Hansueli) Wir legen in der Kip Marina an und warten auf unsere Ersatzteile für die Winsch.
Hans steigt in Glasgow in den Flieger zurück nach Zürich und Hansueli und ich verbringen einen Tag in der Grossstadt am River Clyde. Wir schlendern durch die geschichtsträchtige Stadt mit seinen unterschiedlichen Gebäuden in punkto Stil, Reichtum; wir besuchen das GoMa, Gallery of modern art mit seinen innovativen (schrägen) Ideen, welches uns gut gefällt, den „People`s Palace und Wintergardens“, spazieren durch die Strassen wo gerade diese Woche das Merchant City Festival statt findet. Trotz des regnerischen Wetters ist jung und alt auf den Beinen, viele kleine Bands (ähnlich wie bei uns die Guggenmusik) spielen auf, die Menschen tanzen zu rhythmischen Klängen, es ist eine ausgelassene Stimmung. Abends geniessen wir ein leckeres vegetarisches Gericht bei einem Chinesen, Wein schenkt er nicht aus und so trinken wir Tee.
Warum wir in die Nähe von Glasgow segeln und nicht direkter Richtung Cherbourg hat seinen guten Grund.
Unsere elektrische Winsch hat den Geist aufgegeben. Dies durch eine Unachtsamkeit unsererseits. Wir haben nur auf die Schoten, jedoch nicht auf die Winsch geachtet und so wickelte sich die Schot zwei Mal um die letzte Windung und sprengte die Basis auf. Vor über 14 Tagen haben wir die Teile bei einem Händler bestellt. Sie sollen ab dem 20. Juli in der Kip Marina beim Händler bereit liegen. Am 20. sind wir dort und möchten die Teile abholen. Am 25. kommen die 3 Teile abends an und werden prompt, obwohl schon Feierabend, vorbei gebracht. Es stellt sich jedoch heraus, dass das Hauptstück nicht für eine elektrische Winsch ist, entgegen der Bestellung. So müssen am anderen Morgen einige Teile heraus gefräst werden. Schliesslich passt es und Hansueli setzt die Winsch zusammen und sie funktioniert.
Auch Diesel gilt es für ein Segelboot auf zu füllen. In Schottland ist er relativ günstig und so tanken wir gegen 600 Liter. Der Preis für Diesel hängt davon ab, wie viel wir für den Motor und für die Heizung benützen. Wir unterschreiben ein Papier (falls wir irgendwo kontrolliert werden von den Zollbehörden, worin wir bestätigen, dass wir etwa 60 zu 40% für Motor und Heizung brauchen und erhalten so einen Diesel Literpreis von umgerechnet SFr. 1.10.
Unserer Weiterreise steht nichts mehr im Wege und wir beschliessen ein Stück, ca 30 nm Richtung Süden zu segeln. Wind und Wetter sind mässig optimal und so segeln wir bei 5 bis 6 Bft und teilweise starkem Regen hart am Wind und aufkreuzen in Richtung Troon. Die heutige Tagestour ist nicht gerade was man sich unter „schönem segeln“ vorstellt. Das gehört jedoch einfach dazu beim Fahrtensegeln. Hier in Troon stossen wir erneut auf das CCS Schiff, diesmal mit einer anderen Crew. Alle sechs MitseglerInnen kommen gegen Abend auf die Dada Tux bevor sie dann am nächsten Tag die Heimreise und/oder ein paar Tage Schottland anhängen.
Täglich schauen wir mindestens zwei Mal die neuen Wetterprognosen und im Moment versprechen sie für uns nicht allzu viel gutes: Es besteht ein stationäres Tief welches für uns Wind auf die Nase, ab und zu Regenschauer, und später Starkwinde verspricht. Wir überlegen uns verschiedene Routen wie wir taktisch geschickt und noch einigermassen angenehm in die gewünschte Richtung kommen. So entscheiden wir, an Stelle direkt nach Belfast zu segeln, nochmals nach Campbletown, welches westwärts liegt, an zu laufen. Die See ist ruppig mit vielen Wellen, doch hart am Wind kommen wir voran und legen in der uns schon bekannten Marina an. Zwei Seehunde begrüssen uns und spielen den ganzen Abend vor unserem Boot. Das tut der Seele gut und schnell ist der etwas unangenehme Segeltag vergessen.
Weiter nach Belfast oder direkt an die englische Westküste? Es sind zirka 50 nm zu 130 nm. Von Campbletown nach Holyhead (Insel Anglesey in Wales) können wir laut Wetterprognosen segeln, wenn auch wie fast immer, hart am Wind und wären dann ein gutes Stück weiter. Wir entscheiden uns für die längere Strecke, d.h. inkl. einem Nachtschlag. Wie immer in diesen Tidegewässern konsultieren wir den Stromatlas, schreiben Hoch- bez. Niedrigwasser richtig heraus, verwechseln jedoch beim notieren im Logbuch die Zeiten und haben prompt die Strömung über einige Stunden gegen uns. Wir starten in strömendem Regen, den Wind auf die Nase, trotz anderer Windprognose. Fast scheinen wir eine Motoryacht zu haben, denn nur so kommen wir vorwärts. Kreuzen macht keinen Sinn bei dieser Wind und Strom gegen uns Situation. Da würden wir so zu sagen rückwärts segeln. Später dreht der Wind wie versprochen, wir setzen Segel und kommen mit einem „Am Wind Kurs“ zügig voran. Kochen verschieben wir auf später, essen etwas trockenes. Der Wind frischt auf und mit dem ersten Reff im Gross, strahlendem Sonnenschein, rauschen wir Richtung Holyhead auf der Insel Anglesey in Wales. Das Wasser erscheint durch meine Sonnenbrille türkisblau (nicht rosa) und wir geniessen diese morgendliche Fahrt. Wir sind wieder in England und Schottland liegt (leider) hinter uns. Zwei Tage wettern wir hier ab. Vor Ort finden Ferienwochen Kurse für Optimisten und andere Segelbootarten statt. Diese kleinen Boote rasen mit einer grossen Geschwindigkeit um die vielen an Bojen liegenden Boote, kentern ab und zu bei dem starken böigen Wind, Regenschauer inklusive. Die letzte Etappe – Holyhaed – Cherbourg – je nach Wind und Route etwas über 400 nm.
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